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Feuerteufel: Roman (German Edition)

Feuerteufel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerteufel: Roman (German Edition)
Autoren: Ninni Schulman
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keine Ahnung. Warum fragst du? Ist das irgendein Quiz oder so?«
    »Nein, nicht direkt. Am Freitag habe ich eine Postkarte bekommen, so eine Glückwunschkarte, die man Leuten schickt, die grade ein Kind bekommen haben, mit einem kleinen Butzel im Kinderwagen auf der Vorderseite. Es gab aber keinen Absender, sondern es stand nur dieser eine Satz da.«
    »Kann ich mal sehen?«
    Kjell-Ove spürte, wie Mirjam den Kopf drehte.
    »Nein, ich habe sie zerrissen und weggeworfen. Irgendwie war mir die Karte unheimlich.«
    »Von wem könnte die denn sein?«
    »Ich hab keinen Schimmer, obwohl ich über alle Möglichkeiten nachgedacht habe. Ich bin eigentlich ganz gut darin, Handschriften zu erkennen, aber mit der konnte ich gar nichts anfangen, die …«
    Der Donnerschlag kam so unerwartet, dass beide zusammenzuckten.
    »Gott, was habe ich mich erschreckt!«, sagte Mirjam und fuhr aus dem Bett hoch.
    Sie deckte ihre Brust mit der einen Hand ab, reckte sich und zog das Fenster mit der anderen zu. Die Sommersonne hatte deutliche Abzeichen vom Bikini hinterlassen. Ein Strich verlief quer über den Rücken bis unter die Schulterblätter, und die runden Pobacken leuchteten weiß im Licht der Dämmerung.
    Als Mirjam wieder unter die Decke gekrochen war, streichelte sie seine Brust.
    »Nun aber. Auf mit dir. Bei Gewitter auf dem See zu sein und zu angeln ist lebensgefährlich, das weißt du doch.«
    Kjell-Ove setzte sich auf die Bettkante und nahm ein Kleidungsstück nach dem anderen vom Boden auf.
    Ich will nicht, dachte er, während er sich anzog. Ich kann nicht.
    »Ich liebe dich«, sagte er. »Vergiss das nicht. Auch wenn es ist, wie es ist.«
    »Jetzt geh.«
    Das war das Letzte, was er je von ihr hören würde.
    Magdalena blieb am Wohnzimmerfenster stehen und sah hinaus. Sie hatte die Polster der Gartenstühle reingetragen, alle Fenster zugemacht, die in der vergangenen Woche rund um die Uhr offen gestanden hatten, und das Stromkabel und das Antennenkabel des Fernsehers ausgesteckt. Der See war dunkel und granitgrau geworden, und das vormals leichte Kräuseln auf dem Wasser war jetzt angewachsen. Nun spülten die Wellen über den Steg.
    Magdalena fischte das Handy aus der Shortstasche. Schnell klickte sie das Bild von Nils in gestreifter Schwimmweste und mit aufgekratzten Mückenstichen auf der Stirn an, das heute gekommen war. Das pechschwarze Haar war vom Wind zerzaust. Er sah glücklich aus. So glücklich hatte sie ihn lange nicht gesehen. Offensichtlich machte ihm das Seglerleben mehr Spaß als ihr seinerzeit. Waldseen mit großen Steinen drin, Süßwasser und das alte Ruderboot vom Großvater – damit kannte sie sich aus. Ludvig hatte sie immer Süßwassermatrose genannt, aber zumindest in den ersten Sommern eine bemerkenswerte Geduld aufgebracht. Man könnte fast meinen, dass er der biologische Vater von Nils sei.
    »Fünf Wochen«, hatte Ludvig gesagt, »das ist ja wohl das Mindeste, was ich verlangen kann. Ich will, dass Nils auch ein Teil meiner Familie wird, nicht nur eine Art Gast, der jedes zweite Wochenende zu Besuch kommt. Außerdem soll er seine kleine Schwester kennenlernen können.«
    Weil Magdalena das unausgesprochene, aber dennoch deutlich hörbare »sonst« in seiner Stimme wahrgenommen hatte, ließ sie ihm seinen Willen. Ein ganzer Monat am Stück, das Boot, der Schärengarten und Österlen.
    Als das dunkle Zimmer von den ersten Blitzen erhellt wurde, fing sie an zu zählen.
    »Einundzwanzig, zweiundzwanzig …«
    Das dann folgende Donnern war so heftig, dass Magdalena nach Atem rang. Als der nächste Blitz kam, folgte der Knall nur eine Sekunde später und war noch ohrenbetäubender als der vorige.
    Magdalena schlang die Arme um den Oberkörper. Unter den Händen fühlte sie die bucklige Gänsehaut. Sie zog sich die karierte Decke heran, die auf der Armlehne des Schaukelstuhls lag, und warf sie sich um die Schultern.
    Als das dritte lang gezogene Donnern verklungen war, spürte sie, wie das Handy in ihrer Hand vibrierte.
    »Jens Fotograf« stand auf dem Display.
    Magdalena wurstelte den Arm aus der Decke und ging ran.
    »Habe ich dich geweckt?«, fragte Jens.
    »Wohl kaum«, erwiderte Magdalena und trat wieder ans Fenster. »Ist was passiert?«
    »Ja, ein Haus am Källsåsvägen in Hagälven brennt, ist schon fast abgebrannt. Sie meinen, dass mindestens eine Person drin ist.«
    Im Hintergrund konnte Magdalena aufgeregte Stimmen hören.
    »Ich komme sofort«, sagte sie und ließ die Decke zu Boden
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