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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2)
Autoren: Joe Abercrombie
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Stütze, unsere Grundfeste! Sie werden die Angel sein, an der das Tor hängt, jenes Tor, das diesen Eindringlingen vor der Nase zuschlagen wird, bevor sie dann aus Angland vertrieben werden!«
    West war beeindruckt. Die Aufgabe des Prinzen war tatsächlich eine wenig bedeutende, aber dem Lord Marschall wäre es gelungen, sogar das Leeren von Latrinen als edle und aufopferungsvolle Arbeit zu präsentieren. »Ausgezeichnet!«, rief Ladisla, und die Feder an seinem Hut wippte energisch vor und zurück. »Die Angel, natürlich! Hervorragend!«
    »Wenn es keine weiteren Fragen gibt, meine Herren, dann wartet jetzt viel Arbeit auf uns.« Burr sah in das Halbrund abweisender Gesichter. Niemand sagte ein Wort. »Die Besprechung ist hiermit beendet.«
    Die Offiziere Kroys und Poulders warfen sich eisige Blicke zu und beeilten sich, jeweils als Erste aus dem Saal zu kommen. Die zwei großen Generäle stießen in der Tür zusammen, die zwar für sie beide mehr als breit genug war, aber keiner von ihnen wollte dem anderen den Rücken zukehren oder den Vortritt lassen. Nachdem sie sich auf den Flur hinausgeschoben hatten, wandten sie einander zornbebend zu.
    »Herr General Kroy«, sagte Poulder abfällig mit einer hochfahrenden Kopfbewegung.
    »Herr General Poulder«, zischte Kroy und zupfte seine makellose Uniform zurecht.
    Dann stolzierten sie in entgegengesetzte Richtungen davon.
    Als auch die Letzten aus dem Gefolge Prinz Ladislas den Raum verlassen hatten – die sich lautstark miteinander darüber unterhielten, wer die teuerste Rüstung besaß –, wandte sich auch West zum Gehen. Hunderte von Dingen, die erledigt werden mussten, warteten auf ihn, und die wurden nicht weniger, wenn man sich vor ihnen drückte. Bevor er die Tür erreichte, erhob Lord Marschall Burr jedoch noch einmal die Stimme.
    »Das ist also unser Heer, was, West? Verdammt noch eins, manchmal fühle ich mich wie ein Vater mit seinen streitenden Söhnen, der keine Frau hat, die ihm zur Seite steht. Poulder, Kroy und Ladisla.« Er schüttelte den Kopf. »Meine drei Befehlshaber! Jeder von ihnen scheint zu glauben, dass diese ganze Geschichte nur seinem persönlichen Vorankommen dient. In der ganzen Union gibt es keine aufgeblaseneren Köpfe.« Er rülpste unvermittelt. »Verdammte Magengeschichte.«
    West zermarterte sich den Kopf nach einer aufmunternden Bemerkung. »General Poulder scheint zumindest Befehle entgegenzunehmen, Herr Marschall.«
    Burr schnaubte. »Scheint so, ja, aber ich traue ihm noch weniger als Kroy, falls das überhaupt geht. Kroy ist wenigstens berechenbar. Bei ihm kann man davon ausgehen, dass er mir bei jeder Gelegenheit widersprechen und auf die Nerven gehen wird. Poulder kann man überhaupt nicht einschätzen. Er grinst in sich hinein, schmeichelt einem und befolgt jeden Befehl bis in die kleinste Einzelheit, bis er einen Vorteil für sich sieht, und dann wird er mir mit doppelter Kraft in die Beine grätschen, verstehen Sie. Sie beide zufrieden zu stellen ist unmöglich.« Er kniff die Augen zusammen, schluckte und rieb sich den Bauch. »Aber solange, wie wir sie beide gleichermaßen unzufrieden halten, haben wir zumindest eine Aussicht. Wir können dankbar dafür sein, dass sie einander sogar noch mehr hassen als mich.«
    Burrs Miene verfinsterte sich. »Sie waren beide vor mir an der Reihe, als meine Position frei wurde. General Poulder ist ein alter Freund des Erzlektors, müssen Sie wissen. Kroy ist der Vetter von Kronrichter Marovia. Als der Posten des Lord Marschalls neu besetzt werden musste, konnte sich der Geschlossene Rat nicht zwischen ihnen entscheiden, und daher fiel ihre Wahl am Schluss als unglücklicher Kompromiss auf mich. Ein Dummkopf aus der Provinz, was, West? Das bin ich doch für die. Ein nützlicher Dummkopf, aber eben ein Dummkopf. Ich würde einmal vermuten, falls Poulder oder Kroy morgen stürben, dann würde ich am nächsten Tag vom anderen ersetzt werden. Eine albernere Lage kann man sich für einen Lord Marschall wohl gar nicht vorstellen. Wäre da nicht noch der Kronprinz.«
    West zuckte beinahe zusammen. Welche positive Seite konnte man diesem Albtraum abgewinnen? »Prinz Ladisla ist … sehr enthusiastisch?«, versuchte er es.
    »Wo wäre ich nur ohne Ihren Optimismus?« Burr lachte ohne echte Freude auf. »Enthusiastisch? Er lebt in einem Traum! Sein ganzes Leben lang wurde er verhätschelt, umsorgt und fürchterlich verwöhnt! Für diesen Jungen ist Wirklichkeit doch ein Fremdwort!«
    »Muss er
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