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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2)
Autoren: Joe Abercrombie
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Ist nun mal so. Wer wird das sein?«
    Hundsmann rieb sich das Kinn. Darüber hatte er noch überhaupt nicht nachgedacht, und jetzt, da er es tat, wusste er nicht, was er denken sollte. Tul Duru Donnerkopf und der Schwarze Dow waren zwei große, harte Namen, und sie beide hatten früher schon Männer angeführt, noch dazu sehr gut. Hundsmann sah sie an, wie sie dastanden und einander finster musterten. »Mir ist egal, wer von euch beiden es macht«, sagte er. »Ich folge jedem von euch. Aber das ist mal klar, es muss einer von euch sein.«
    Tul sah mit brennendem Blick auf Dow hinunter, und Dow sah ebenso zu ihm herauf. »Ich kann ihm nicht folgen«, grollte Tul, »und er mir auch nicht.«
    »Das ist Tatsache«, zischte Dow. »Wir haben schon darüber gesprochen. Das würde nicht klappen.«
    Tul schüttelte den Kopf. »Deswegen kann es keiner von uns beiden sein.«
    »Nein«, sagte Dow. »Von uns kann es keiner sein.« Er saugte an seinen Zähnen, zog die Nase geräuschvoll hoch und spuckte den Rotz in den Dreck. »Deswegen musst du es werden, Hundsmann.«
    »Deswegen muss ich was?«, fragte Hundsmann mit ungläubig aufgerissenen Augen.
    Tul nickte. »Du bist der neue Häuptling. Da sind wir uns alle einig.«
    »Uh«, sagte Grimm, der nicht einmal aufsah.
    »Neunfinger ist nicht mehr da«, sagte Dow, »und Dreibaum auch nicht, da bleibst nur du.«
    Hundsmann zuckte zusammen. Er erwartete, dass Espe nun sagen würde: »Was sagt ihr da? Der da? Häuptling?« Er erwartete, dass sie jeden Augenblick in Gelächter ausbrechen und ihm sagen würden, dass das ein Witz gewesen sei. Der Schwarze Dow und Tul Duru Donnerkopf und Harding Grimm, von den zwei Dutzend Carls gar nicht zu reden, die alle auf ihn hören würden. Die dümmste Idee, die er je gehört hatte. Aber Espe lachte nicht.
    »Das ist eine gute Wahl, denke ich. Im Namen meiner Jungs wollte ich das auch vorschlagen. Ich werde ihnen Bescheid geben.« Damit wandte er sich um und verschwand wieder unter den Bäumen, und der Hundsmann glotzte ihm nach.
    »Aber was ist mit den anderen?«, zischte er, als Espe außer Hörweite war, und verzog den Mund, als erneut ein Stich durch seine Rippen fuhr. »Da unten sind zwanzig verdammte Carls, und sie sind nervös! Sie brauchen einen Namen, dem sie folgen können!«
    »Du hast einen Namen«, sagte Tul. »Du bist mit Neunfinger über die Berge gekommen, hast all die Jahre für Bethod gekämpft. Es gibt keinen größeren Namen als deinen. Du hast mehr Schlachten gesehen als wir alle.«
    »Gesehen vielleicht, aber …«
    »Du bist der Richtige«, sagte Dow, »und Schluss. Schön, du bist vielleicht nicht der größte Totschläger seit Skarling, aber was macht das? Deine Hände sind blutig genug, dass ich dir folgen werde, und es gibt keinen besseren Kundschafter als dich. Du weißt, wie man andere anführt. Du hast von den Besten lernen können. Neunfinger, Bethod, Dreibaum, du hast sie alle erlebt, aus nächster Nähe.«
    »Aber ich kann doch nicht … ich meine … ich kann niemanden zum Angriff führen, so wie Dreibaum es tat …«
    »Das konnte niemand«, sagte Tul und nickte zu dem Erdhügel hinüber. »Aber Dreibaum kommt nun nicht mehr infrage, so leid es mir tut. Du bist jetzt der Häuptling, und wir stehen hinter dir. Jeder, der sich deinem Wort nicht fügt, kann sich gern mit uns unterhalten.«
    »Und das wird ein verdammt kurzes Gespräch«, knurrte Dow.
    »Du bist der Häuptling.« Tul wandte sich ab und marschierte zu den Bäumen.
    »Das ist beschlossen.« Und der Schwarze Dow folgte ihm.
    »Uh«, sagte Grimm, zuckte die Achseln und ging den anderen beiden hinterher.
    »Aber«, murmelte der Hundsmann. »Wartet mal …«
    Sie waren weg. Also nahm er an, war er jetzt wohl Häuptling.
    Er stand einen Augenblick da, blinzelte und wusste nicht, was er denken sollte. Er fühlte sich nicht anders als vorher. Er hatte nicht etwa plötzlich tolle Einfälle. Er hatte keine Ahnung, was er den Männern befehlen sollte. Er fühlte sich wie ein Idiot. Sogar noch mehr als sonst.
    Er kniete sich hin, zwischen den Gräbern, und bohrte seine Hand in die frische Erde, die er kalt und nass an den Fingern spürte. »Tut mir leid, Mädel«, raunte er. »Das hattest du nicht verdient.« Dann griff er fest zu und drückte die Erde in seine Handfläche. »Alles Gute, Dreibaum. Ich werde versuchen, das zu tun, was du getan hättest. Wieder zu Schlamm geworden, Alter.«
    Dann stand er auf, wischte sich die Hand an seinem Hemd ab und ging davon,
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