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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2)
Autoren: Joe Abercrombie
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wach. Der Lord Marschall schritt mehrmals vor der Karte hin und her und sammelte sich. Dann tippte er mit seinem eigenen Stock auf einen Fleck nördlich des Cumnur.
    »Hier liegt die kleine Ortschaft Schwarzenquell, eine unbedeutende Ansiedlung, etwa zehn Meilen von der Küstenstraße entfernt. Es handelt sich um kaum mehr als um eine Ansammlung von Häusern, die inzwischen verlassen sind. Auf der Karte ist der Ort nicht einmal vermerkt. Eine Siedlung, die keinerlei Aufmerksamkeit verdient hätte. Wäre da nicht der Umstand, dass genau dort vor kurzem unsere Truppen von den Nordmännern niedergemetzelt wurden.«
    »Diese verdammten, blöden Angländer«, brummte jemand.
    »Die hätten auf uns warten sollen«, sagte Poulder mit selbstzufriedenem Gesicht.
    »Das hätten sie tatsächlich«, gab Burr kurz angebunden zurück. »Aber sie waren selbstbewusst und zuversichtlich, und wieso auch nicht? Einige tausend Männer, gut ausgerüstet und von Kavallerie begleitet. Viele von ihnen waren Berufssoldaten, vielleicht nicht so herausragende wie bei den Königstreuen, aber dennoch gut ausgebildet und sehr entschlossen – diesen Wilden mehr als überlegen, hätte man jedenfalls denken können.«
    »Sie haben aber einen guten Kampf geliefert«, unterbrach Prinz Ladisla, »nicht wahr, Marschall Burr?«
    Burr funkelte ihn über den Tisch hinweg an. »Ein guter Kampf ist einer, den man gewinnt, Euer Hoheit. Sie wurden abgeschlachtet. Nur die, die über gute Pferde und eine große Portion Glück verfügten, konnten entkommen. Abgesehen von der sehr bedauerlichen Verschwendung kämpfender Truppen haben wir Ausrüstung und Proviant verloren. In beiden Fällen in bedeutendem Maße, und unserem Feind kommt nun beides zugute. Aber besonders besorgniserregend ist, dass diese Niederlage Panik in der Bevölkerung ausgelöst hat. Die Straßen, die für unsere Truppenbewegungen von größter Bedeutung sein werden, sind gegenwärtig verstopft mit Flüchtlingen, die der festen Überzeugung sind, dass Bethod ihre Höfe, ihre Dörfer, ihre Häuser jeden Moment niederbrennen könnte. Das ist natürlich eine fürchterliche Katastrophe, vielleicht die schlimmste, die es in jüngster Zeit in der Union gegeben hat. Aber zumindest kann man aus Katastrophen lernen.«
    Der Lord Marschall stützte sich mit seinen großen Händen auf den Tisch und beugte sich nach vorn. »Dieser Bethod ist vorsichtig, schlau und unbarmherzig. Er ist mit Reiterei, Fußvolk und Bogenschützen ausgerüstet und verfügt über eine Organisation, die es ihm erlaubt, all das gut einzusetzen. Er hat hervorragende Kundschafter, und seine Truppen sind äußerst beweglich, vermutlich mehr als die unseren – vor allem in dem schwierigen Gelände, das wir im nördlichen Teil der Provinz vorfinden werden. Er hat den Angländern eine Falle gestellt, und sie sind hineingetappt. Das darf uns nicht passieren.«
    General Kroy stieß ein Schnauben aus, das als freudloses Lachen durchging. »Wir sollten diese Barbaren also fürchten, Herr Marschall? Das wäre Ihr Rat?«
    »Wie heißt es bei Stolicus, Herr General? ›Bringe deinen Feinden niemals Furcht entgegen, aber stets Respekt.‹ Das wäre wohl mein Rat, wenn ich überhaupt einen geben wollte.« Burr blickte finster in die Runde um den Tisch. »Aber ich gebe keine Ratschläge. Ich gebe Befehle.«
    Kroy zuckte ob dieser Zurechtweisung unangenehm berührt zusammen, aber wenigstens gab er Ruhe. Jedenfalls für den Augenblick. West wusste, dass das nicht von Dauer sein würde. Der General konnte seinen Mund einfach nicht halten.
    »Wir müssen mit äußerster Vorsicht vorgehen«, fuhr Burr nun an die gesamte Versammlung gewandt fort, »aber wir sind immer noch im Vorteil. Wir haben zwölf Regimenter der Königstreuen, mindestens noch einmal genauso viele Einberufene von den Adelshäusern sowie jene Angländer, die dem Gemetzel von Schwarzenquell entgehen konnten. Den Berichten zufolge, die uns vorliegen, sind wir dem Feind fünf zu eins überlegen, wenn nicht sogar noch mehr. Das ist den Nordmännern offenbar durchaus bewusst. Trotz ihrer jüngsten Erfolge bleiben sie nördlich des Cumnur und geben sich mit kleinen Überfällen und gelegentlichen Plünderungen zufrieden. Sie scheinen keine Lust zu haben, den Fluss zu überqueren und uns in offener Schlacht gegenüberzutreten.«
    »Das kann man ihnen kaum zum Vorwurf machen, den dreckigen Feiglingen«, gluckste Poulder, begleitet vom beifälligen Gemurmel seines Stabs. »Denen tut es
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