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Feueraugen III. Das Schloss

Feueraugen III. Das Schloss

Titel: Feueraugen III. Das Schloss
Autoren: Alexander Zeram
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einer weiten Lichtung.
    Nebelschwaden rasen mit unvorstellbarer Geschwindigkeit an ihnen vorbei, der Wind heult ohrenbetäubend und Dunkelheit verschlechtert die Sicht. Immer häufiger zucken mächtige Blitze am Himmel, dessen gleißendes Schwarz sich dabei rötlich erhellt. Dunkel und bedrohlich hebt sich der Hang an ihrer Seite hinauf zu einem gewaltigen Berg.
    Plötzlich beginnt Dr. Glücklich zu stammeln. Er weicht rückwärts und zeigt mit zitternder Hand zum Berg hinauf.
    "Was haben sie denn, Doktor?" Dalia ist blass geworden.
    "Seht ... da oben!" schreit X dann.
    Wieder erhellt ein Blitz die gespenstische Landschaft, da können sie es alle erkennen.
    "Das Schloss!" Baldwin spricht es als Erster aus.
    Über einer tiefen Schlucht thront auf einem mächtigen Felsen am Hang eine gewaltige Wehrburg - umflackert von Blitzen in grellen Farben. Spitze Türme ragen in den Himmel, und wenn ein Blitz aufzuckt, dann leuchten die Spitzen dieser Türme silbern und golden auf.
    "Schloss Rachass!" murmeln sie einer nach dem anderen und es klingt keinesfalls erlöst. Ja, da liegt das Ziel ihrer Reise vor ihnen und doch ... was steht ihnen jetzt bevor? Wer wird sie auf Rachass erwarten? Hat man sie kommen sehen? Ist das Schloss überhaupt noch bewohnt?
    Fragen stellen sie sich alle, aber keiner spricht sie aus.
    Rodolphe führt den Aufstieg an. Wind und Nebelschwaden versuchen geradezu, die Fremden zur Umkehr zu zwingen. Die Blitze mit nachfolgendem Donner treiben Dr. Glücklich zu Angstanfällen, während denen er sich winselnd an den Signore klammert, der ihn dann mühevoll zu beruhigen hat. Der brausende Wind verunsichert ihre Schritte und der steile Hang droht sie mehrmals alle abzuwerfen und in die Tiefe zu schleudern. Immer wieder müssen mehrere einspringen, um einen von ihnen festzuhalten und zurück auf den schmalen Pfad zu ziehen, der sie zum Schloss bringen soll.
    Endlich haben sie dann den Hang bezwungen. Auf der Höhe des Schlosses angelangt, müssen nur noch einige Felsen überstiegen werden, dann stehen sie vor einer Art Burggraben. Es ist eine natürliche Schlucht, die zwischen ihnen und der drohend aufragenden Mauer des wuchtigen Gebäudes liegt. Die mächtige Zugbrücke ist hochgezogen und die Baldwinschen wagen sich vorerst einmal bis ganz an die Abbruchkante zur Schlucht heran.
    "Der Fluss!" ruft Dr. Glücklich aus, als auch er in die Schlucht hinab sieht. Wild sprudelnd stürzt Wasser in die Tiefe, schäumend, spritzend und ... blutrot - wie in des Doktors Traum in der Nacht vor Rodolphes Verschwinden!
    "Jetzt gilt's!" erklärt Baldwin mit ziemlich entschlossener Stimme. "Was haben sie in ihrem Traum getan, lieber Doktor?"
    "Mir ... mir hom a paar Steine an die Zugbricke geworfen!" erwidert Dr. Glücklich bibbernd.
    "Also los, Leute ... werft Steine!" ruft Rodolphe und bückt sich bereits, um ein paar große, rundliche Steine einzusammeln.
    Hallend krachen etwas später eine Unmenge von Steinen an die Zugbrücke. Sogar Marlène, Dalia und Emma werfen mit aller Kraft. Es klingt wie ein schauerliches Trommelfeuer.
    Wie erhofft ?-in Erwartung der Umsetzung des Traumes- vernehmen sie dann ein schrilles Quietschen, welches sogar den anhaltenden Donner noch übertönt. Sie springen zur Seite, denn die Zugbrücke wird heruntergelassen. Baldwin hechtet hinter einen Felsbrocken, Zeramov, X und die Frauen beginnen zu laufen - aber es nützt nichts. Sie wissen nicht, wie das möglich ist ... die Zugbrücke fällt trotz aller Fluchtversuche genau auf sie herunter, zerschlägt alles um sie herum in ein Meer aus wilden Funken und Strahlen, in deren Mitte sich bald immer deutlicher ein Kreisel abbildet. Der Kreisel ist das Zentrum des flimmernden Funkenmeers. In seiner Mitte ein Augenpaar, das gefährlich flackert und Blitze versprüht. Sie sehen alle in diese Augen, starr und gelähmt - wissen sich der hypnotischen Macht dieses überirdischen Blickes ausgeliefert. Dieser Blick durchbohrt sie und versetzt um sie herum den Kosmos in wild-strudelnde Schwingungen.
    Mit einem Mal wird alles schwarz um sie herum!
    Ganz leise hebt nun Musik an: Musik aus Tönen und Gedanken, aus Lauten von Instrumenten und Menschenstimmen - ganz leise zu anfangs, leise und zaghaft - bis mit einem Mal ein unerträglich lauter Aufschrei ihre Sinne endgültig zermalmt und ein Chor aus tausend Stimmen einen Vers singt, den sie nicht alle verstehen, dessen Ausdruckskraft einem jeden doch sofort eingeht:

'0 Fortuna  3) Übersetzung im Anhang
    velut
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