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Feueraugen I. Das Dorf

Feueraugen I. Das Dorf

Titel: Feueraugen I. Das Dorf
Autoren: Alexander Zeram
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einmal ins Englische und einmal ins Deutsche übertragen."
    "Entschlüsselt!" wirft Baldwin ein. "Sie haben Teile der Schrift entschlüsselt!"
    "Entschlüsselt ... von mir aus. Eine famose Sache kommt ans Licht: Ein Schloss mit ziemlich unwirsch klingendem Namen in einer geradezu unbesiedelten Gegend, ein mittelalterlicher Orden, der nicht gerade nach christlichen Gesetzen lebt, sondern sein Heil in grausamen Verbrechen sucht."
    "Ja, ja ... und?" Baldwin ist vor lauter Unsicherheit und Schuldbewusstsein ganz zappelig geworden.
    "Zumindest Monsieur Michelin wird ihnen vorhalten, nicht gleich einen Kommissar der Kripo mitgenommen zu haben." spöttelt Zeramov.
    "X wäre in so einer Rolle gut vorstellbar. Ich kann nichts dafür, dass er meine Einladung nicht angenommen hat. 'Verhindert' wollte er gewesen sein."
    "Das dürfte die anderen kaum trösten."
    "Ach, ich könnte doch sagen, dass dieser Orden im Ruf stand, ein wenig ungewöhnlich zu sein. Schwarze Messen und so ... das wirkt mysteriös und klingt zudem ungefährlicher. Als Entschuldigung, gewissermaßen, wäre das eventu ..."
    "Als ... als ... Entschuldigung?" Zeramov kreischt vor Belustigung auf.
    "Ssssscht!" macht Baldwin. "Nicht so laut!"
    "Die Ordensbrüder könnten uns hören, wie?!" raunt Zeramov seinem Chef zu und bricht gleich nochmals in haltloses Gelächter aus.
    "Zeramov, Sie sehen die Dinge zu verkrampft und Sie machen sich zu viele Gedanken!" Baldwin versucht jetzt, beruhigend auf seinen Drehbuchautor einzuwirken. "Sie wissen so gut wie ich, dass man solchen Legenden keinen allzu großen Glauben schenken sollte. Aber die Chance, doch etwas zu entdecken, wäre unsere Chance auf einen Knaller. Einen Film über den legendären 'Feueraugen-Orden' auf 'Schloss Rachass' ... man stelle sich nur die Publikumswirksamkeit einer gezielten Werbung vor. Endlich hätten wir Erfolg."
    "Und wie überzeugend Sie mir das geschildert haben. Aber warum versuchen Sie nicht, das auch den anderen klarzumachen?"
    "Nicht so einfach!" Baldwin steckt sich eine Zigarette an und bedient sich mit einem Glas Whisky aus der Auto-Bar. "Ich habe inzwischen Bedenken. Ich hätte gleich daheim bei der ersten Besprechung alle Karten auf den Tisch legen müssen. Doch, da ... da hatte ich Angst, dass nicht alle mitfahren würden. Sie kennen unsere Leute, Alexej. Immer mängeln diese Zweifler an ihren Drehbüchern herum und wenn ich einen Plan durchsetzen möchte, ernte ich grundsätzlich zuerst einmal Kritik. Dass Sie zum Schluss immer begeistert sind, vergessen Sie jedes Mal vor Beginn der Aufnahmen zu einem neuen Film."
    "Na, wir werden sehen, Chef! - Morgen kommt die große Aussprache ... davon bin ich überzeugt!"
    "Ich auch!" brummelt Baldwin in sich hinein. "Leider!"
     
    *         *         *
     
    Währenddessen hat sich Rodolphe seine dritte Pfeife gestopft. Verärgert muss er feststellen, dass seine Streichhölzer feucht geworden sind. so 'n Mist! Jetzt kann ich den Chef um Feuer bitten geh'n! ' flucht er in sich hinein und erhebt sich bereits.
    Es ist jetzt völlig dunkel an ihrem Lagerplatz - nur im Ford scheint noch jemand wach zu sein. Rodolphe bemerkt einen schwachen Lichtschein am Fenster beim Fahrersitz und wendet sich also dem zweiten Wagen zu. Umso näher er kommt, desto deutlicher und lauter vernimmt er Stimmen.
    "Sieh da ... Monsieur Rodolphe!" So begrüßt ihn Michel.
    Sie haben sich's in ihrem Wagen bequem gemacht. Aus dem Radio dröhnen Nachrichten; der Signore, Ricci und Marlène spielen 'Ich seh' was, was Du nicht siehst' und alle trinken Wein.
    "Na, bei Euch ist's ja lustig!" Rodolphe streckt seinen Kopf durch das an Michels Seite heruntergekurbelte Fenster. "Wein? - Ihr habt Euch wohl auch Proviant mitgenommen."
    "Was denken sie?" der Signore grinst breit. "Ich habe immer etwas Wein bei mir und zum Glück ist ein Stück Schinken übriggeblieben. Chianti und Prosciutto di Parma ... Köstlichkeiten aus meiner Heimat."
    "Ist auch etwas Feuer übriggeblieben?" erkundigt sich Rodolphe jetzt und deutet dabei auf seine Pfeife.
    "Se kennen gern a Feier hom, wann's a paar Zündhölzer sein dierfen!" sagt Dr. Glücklich und reicht dem Dekorateur auch schon eine kleine Schachtel.
    "Prima! - Die kann ich doch behalten, oder?"
    "No freilich, Herr Hieller. Kennen se. Ich hab' noch a paar Schachterln im Handschuhfach. "
    "Und was machen sie? - Ah, Kreuzworträtsel!" Rodolphe schüttelt den Kopf. Das 'Rätsel-Magazin' auf den Knien des Arztes findet er
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