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Feuer in eisblauen Augen

Feuer in eisblauen Augen

Titel: Feuer in eisblauen Augen
Autoren: Nancy Warren
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zu weinen.
    “Ich hatte solche Angst”, schluchzte Emily.
    Annie drückte das Kind und hielt es tröstend in den Armen. “Wir hatten auch furchtbare Angst um dich. Ich bin so froh, dass wir dich wiederhaben.”
    Als Emily sich ein wenig beruhigt hatte, erzählte sie, was passiert war. “Kitsu rannte wieder hinter einem Eichhörnchen her. Ich hielt die Leine fest und lief mit ihm. Aber als wir bis hierher gekommen waren, war mir so heiß und ich hatte fürchterlichen Durst. Ich ließ Kitsu los und dachte, ich geh schnell ans Wasser, um zu trinken und mich abzukühlen. Dann muss ich gestolpert sein, und ich fiel hin. Als ich wieder aufstehen wollte, tat mein Bein so weh, und ich konnte nicht mehr laufen. Kitsu hat mich wohl gehört, denn er kam angerannt und ist dann brav bei mir geblieben. Aber als die Flut kam und das Wasser höher stieg, bekam ich große Angst. Ich befahl Kitsu, euch zu suchen, und er rannte auch tatsächlich los.”
    “Das hast du sehr gut gemacht, Emily”, beteuerte ihr Onkel.
    “Kitsu ist doch ein wunderbarer Wachhund, Onkel Mark, nicht wahr?” Als Kitsu seinen Namen hörte, leckte er begeistert das Gesicht der Kleinen.
    Mark schwieg einen Moment, bevor er antwortete. “Ja, er ist wirklich ein Superhund. Aber Emily, sag mir doch, wo ist denn dein Pieper?”
    “In meiner Tasche. Aber ich glaube, ich bin daraufgefallen.”
    Annie sah Mark an. Im Stillen hoffte sie, dass er endlich mal zugeben würde, dass Technik nicht die Lösung aller Probleme war. Aber er zog es vor zu schweigen. Stattdessen kümmerte er sich um Emily. “Jetzt zeig mir, wo du Schmerzen hast.”
    Annie beobachtete Marks ruhiges und sachliches Vorgehen. Behutsam tastete er Emilys Kopf und ihren Körper ab und näherte sich der schmerzenden Stelle an ihrem Bein. Emily zog die Luft scharf ein, sagte aber keinen Ton, als Mark die Stelle berührte. Dann erhob er sich und verteilte die Aufgaben. Einmal Boss, immer Boss, dachte Annie.
    “Annie, hier ist mein Wagenschlüssel. Bitte hol du meinen Wagen.” Kurz und präzise schilderte er, wo er geparkt hatte und wo Annie hinkommen sollte. “Ich trage Emily bis dahin, und wir treffen uns dort. Ich glaube nicht, dass sie sich das Bein gebrochen hat, es sieht eher nach einer Zerrung aus. Aber ich werde auf jeden Fall mit ihr ins Krankenhaus fahren, um sie röntgen zu lassen.”
    Annie nickte zustimmend und beobachtete Mark, der Emily behutsam auf seine Arme nahm.
    “So, Em, ich trage dich jetzt bis zur Straße, wo wir Annie treffen. Vielleicht wird es dir etwas wehtun, aber ich werde so vorsichtig über die Steine hier gehen, wie möglich.”
    “Ist schon okay, Onkel Mark”, antwortete Emily tapfer. Sie biss die Zähne zusammen und schlang Mark die Arme um den Hals, um sich festzuhalten.
    Annie sah den beiden einen Moment hinterher. Es war erstaunlich, wie rücksichtsvoll Mark sein konnte. Sie bemerkte, wie behutsam er sich einen Weg über das Geröll suchte, um Emily Schmerzen zu ersparen. Und Kitsu lief ganz brav an Marks rechter Seite.
    Annie machte sich auch auf den Weg. Sie joggte den Weg zurück, den sie mit Kitsu gekommen war. Endlich hatte sie Marks Wagen erreicht. Die Fahrt zurück war nicht einfach, denn sie musste endlose Umwege machen, da viele Straßen für den Autoverkehr gesperrt waren. Annie war heilfroh, als sie endlich Mark, Emily und Kitsu erreichte. Emily sah jetzt schon viel besser aus, sie war nicht mehr so blass und schwatzte lustig drauflos. Über Kitsu konnte sie sich nur wundern. Der stand brav wie ein Lämmchen an Marks rechter Seite und rührte sich auch nicht, als zwei Eichhörnchen fast vor seiner Nase herumtollten. Zwar fixierte er begehrlich seine Beute, aber er erlaubte sich keinen Schritt, nur ein bettelndes Winseln. Aber als Mark in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, einen Befehl gab, war er ruhig. Annie begriff nicht, wie es Mark gelungen war, den Hund unter Kontrolle zu halten. Der Mann überraschte sie immer wieder aufs Neue.
    “Hier sind die Wagenschlüssel, Mark.”
    “Vielen Dank, Annie. Ich werde jetzt sofort ins Krankenhaus fahren. Macht es dir etwas aus, wenn du mit deinem Wagen fährst?”
    “Nein, natürlich nicht, ich werde dann auch zum Krankenhaus kommen.”
    Mark schüttelte den Kopf, und Annie fühlte Ärger in sich aufsteigen. Wenn er dachte, er könnte sie jetzt einfach so beiseiteschieben, dann hatte er sich geirrt. Aber Mark erklärte ihr seine Gründe. “Ich wollte dich bitten, Kitsu nach Hause zu bringen,
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