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Feuer in eisblauen Augen

Feuer in eisblauen Augen

Titel: Feuer in eisblauen Augen
Autoren: Nancy Warren
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Wiese auf sich zukommen. Das war ihre Rettung in allerletzter Sekunde. Ihr Herz begann heftig zu pochen, als sie Mark sah. Emily hielt zwei Finger hoch, ein ‘V’ für ‘Victory’ – Sieg. Sogar Kitsu schaute in ihre Richtung und stellte neugierig die Ohren hoch.
    Annie hätte es irgendwie verkraftet, wenn sie heute versagt hätte, wenn sie allein geblieben wäre. Aber Mark und Emily zu enttäuschen, die gekommen waren, um ihre Show zu sehen, das war einfach undenkbar. Annie schwor sich, auch wenn sie die nächsten zwei Stunden würde improvisieren müssen, dann würde sie das so gut machen, dass die Zuschauer sich vor Lachen kringeln würden. Entschlossen riss Annie das Mikro aus dem Halter.
    “Wer möchte denn jetzt etwas über die Hitze sagen?”, rief sie hoffnungsfroh und klopfte ans Mikrofon.
    Während sie auf eine Antwort wartete, grüßte Annie Emily mit einem übertriebenen Augenzwinkern.
    Annie sprühte nur so vor witzigen Einfällen. Mark bewunderte ihr Talent. Durch ihre Körpersprache, ihren Witz und ihre Zaubertricks brachte sie die Leute immer wieder zum Lachen, ob Jung oder Alt, Mann oder Frau. Dabei hatte er, als er vorhin mit Emily über den Rasen näher kam, etwas wie Panik in ihrem Gesicht wahrgenommen. Sie wirkte einen Augenblick lang wie erstarrt. Vielleicht bildete er sich das ja auch nur ein. Oder hatte sie Angst bekommen, dass er sie erneut zum Bleiben überreden wollte?
    Als er diese Möglichkeit ins Auge fasste, verschwand seine gute Laune, und das heitere Lächeln auf seinem Gesicht war wie weggewischt.
    Mark, ganz ehemaliger Cop, schaute sich sein näheres Umfeld gründlich an. Ein paar Möwen stritten sich um ein Brötchen. Über der Bucht zog eine Cessna langsam ihre Kreise und machte für einen Fitnessclub Reklame. Eine heitere, bunt gekleidete Menschenmenge schob sich über die gepflegten Parkwege.
    Ab der nächsten Woche würde es hier wieder bedeutend ruhiger werden. Und Annie würde nicht mehr hier sein. Bei dem Gedanken packte Mark ein ungeheurer Schmerz.
    Er wollte nicht wieder so einsam leben wie noch vor einigen Wochen. Annie hatte bei ihm mit ihrer spontanen, lebensfrohen Art eine Veränderung bewirkt. Zunächst war es ihm gar nicht aufgefallen, aber er war inzwischen viel gelassener und entspannter. Wenn jetzt etwas Unvorhergesehenes geschah, vermutete er nicht gleich das Schlimmste. Inzwischen hatte er auch durch Annie erfahren, dass es so etwas wie Lebensfreude gab, ja, und ein ganz persönliches, privates Glück.
    Es hätte alles so herrlich wie in einem Märchen werden können. Dann aber entschied sich Annie gegen ihn und Emily. Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte Mark einen so tiefen Schmerz. Mit allen Fasern seines Herzens sehnte er sich nach dem Clown dort oben auf der Bühne. In diesem Moment verbeugte Annie sich tief vor ihrem Publikum, und begeisterter Applaus belohnte sie.
    Jetzt griff sie nach dem Mikrofon.
    “So, jetzt benötige ich hier oben Hilfe”, rief sie. Viele Hände schossen hoch.
    Annie schüttelte den Kopf. “Tut mir leid, Kinder. Für diesen Job benötige ich einen großen starken Mann.” Einige Hände blieben oben. Der Clown tat so, als suche er angestrengt nach dem Richtigen in der Menge. Ihr Blick wanderte scheinbar zufällig zu Mark. Einige Menschen drehten sich schon nach ihm um.
    Oh nein, das darf doch nicht wahr sein, dachte Mark.
    Emily fing an zu kichern, und bevor Mark richtig mitbekam, was los war, hielt sie seine Hand so hoch, wie sie konnte.
    “Danke! Der Mann dort hinten, mit dem blauen T-Shirt. Ja, Sie! Bitte, kommen Sie doch nach vorn.”
    Emily amüsierte sich königlich, nahm Kitsu an ihre Seite und sagte: “Du musst nach vorn gehen, Onkel Mark. Sei kein Feigling.” Emily war so begeistert, dass Mark nichts anderes übrig blieb, als nach vorne auf die Bühne zu gehen.
    Dafür würde er sich bei Annie rächen. Ihm würde schon eine gerechte Strafe für sie einfallen.
    Mark kam sich vor wie ein Idiot, als er sich langsam einen Weg durch die Menge nach vorn bahnte und die Stufen zur Bühne hochstieg. Absichtlich ging er quer über die Bühne, bis er so dicht vor Annie stand, dass er ihre Bühnenschminke riechen konnte. Er sah sie wortlos an.
    In ihren Augen blitzte der Schalk. Aber als er sie weiter nur ruhig anblickte, veränderte sich ihr Ausdruck und wurde ernst. Mark hielt den Atem an, denn in dem Bruchteil einer Sekunde wusste er, dass er Annie von ganzem Herzen liebte. Und wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf
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