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Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Titel: Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns
Autoren: Susannah Calahan
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Nervenheilanstalt gelandet.
    2 Auch Bier-Pong oder Beirut genannt, ein Spiel, bei dem Ping-Pong Bälle in Becher geworfen werden. (Anm. d. Red.)
    3 Im Original: »Rear and Present Danger«.

Kapitel 2
Das Mädchen im schwarzen Spitzen-BH
    E in paar Tage später schienen die Migräne, das Präsentationsmeeting und die Wanzen wie eine ferne Erinnerung, als ich entspannt und zufrieden im Bett meines Freundes aufwachte. Am Vorabend hatte ich Stephen zum ersten Mal meinem Vater und meiner Stiefmutter Giselle in deren herrlichem Stadthaus in Brooklyn Heights vorgestellt. Es war ein bedeutsamer Schritt in unserer vier Monate alten Beziehung. Meine Mutter hatte Stephen bereits kennengelernt – meine Eltern hatte sich scheiden lassen, als ich 16 war, und ich war ihr immer näher gestanden, sodass wir sie auch jetzt öfter sahen –, mein Vater konnte jedoch einschüchternd sein, wie ich wusste, und wir beide hatten nie ein sehr offenes Verhältnis gehabt. (Obgleich Papa und Giselle bereits seit über einem Jahr verheiratet waren, hatten sie meinem Bruder und mir erst kürzlich von ihrer Heirat erzählt.) Es war jedoch ein herzliches und angenehmes Abendessen gewesen mit Wein und gutem Essen. Stephen und ich hatten den Abend als Erfolg gewertet.
    Mein Vater gestand später, bei diesem ersten Treffen habe er Stephen eher als einen Platzhalter gesehen und nicht als dauerhaften Freund, doch ich konnte dem überhaupt nicht zustimmen. Zwar war es noch nicht lange her, dass wir uns verabredeten, Stephen und ich hatten uns jedoch bereits sechs Jahre zuvor kennengelernt, als ich 18 war und wir beide in demselben Plattenladen in Summit in New Jersey gejobbt hatten. Damals tauschten wir bei der Arbeit scherzhafte Neckereien aus, die Beziehung ging jedoch nicht tiefer, vor allem weil er sieben Jahre älter ist als ich – für einen Teenager ein undenkbarer Altersunterschied. Im vergangenen Herbst waren wir uns dann zufällig bei der Party eines gemeinsamen Freundes in einer Bar im East Village wieder begegnet. Wir hatten mit unseren Sierra-Nevada-Bierflaschen angestoßen und damit unsere gemeinsame Abneigung gegen Shorts und unsere Leidenschaft für Dylans Nashville Skyline besiegelt. Stephen war attraktiv in dieser lässigen Ich-mache-die-ganze-Nacht-durch-Art: ein Musiker mit langem, ungepflegten Haar, dem dünnen Körperbau eines Rauchers und einem enzyklopädischen Musikwissen. Sein attraktivster Zug waren jedoch immer seine vertrauensvollen und aufrichtigen Augen. Diese Augen, die nichts zu verbergen hatten, gaben mir das Gefühl, ihn schon immer zu kennen.
    An diesem Morgen, als ich ausgestreckt in seinem Bett in seinem (vergleichsweise) riesigen Apartment in Jersey City lag, stellte ich fest, dass ich den Platz für mich alleine hatte. Stephen war bereits unterwegs zu einer Probe mit seiner Band und würde den Rest des Tages fort sein, ich konnte entweder den Tag hier verbringen oder gehen. Etwa einen Monat zuvor hatten wir uns gegenseitig unsere Wohnungsschlüssel gegeben. Es war das erste Mal, dass ich dies mit einem Freund gemacht hatte, aber ich zweifelte nicht daran, dass es richtig war. Wir fühlten uns rundum wohl miteinander, überwiegend glücklich, sicher und voller Vertrauen.
    Als ich so dort lag, überkam mich jedoch plötzlich und völlig unerwartet ein zwingender Gedanke: Lies seine E-Mails. Diese irrationale Eifersucht war absolut untypisch für mich; ich war noch nie versucht gewesen, einen derartigen geistigen Übergriff zu begehen. Ohne jedoch wirklich zu überlegen, was ich da eigentlich tat, öffnete ich sein MacBook und fing an, durch seinen Posteingang zu scrollen. Ich schaute die alltäglichen E-Mails mehrerer Monate durch, bis ich triumphierend eine neuere von seiner Exfreundin entdeckte. In der Betreffzeile stand: »Gefällt es Dir?« Ich klickte die Mail an, mein Herz schlug wild in meiner Brust. Sie hatte ihm ein Foto von sich geschickt, auf dem sie mit Schmollmund und einer neuen rotbraunen Frisur verführerisch posierte. Es sah nicht so aus, als habe Stephen je darauf geantwortet. Dennoch musste ich das heftige Verlangen unterdrücken, dem Computer einen Hieb zu versetzen oder ihn durchs Zimmer zu werfen. Anstatt es dabei bewenden zu lassen, gab ich meiner Wut noch weiter nach und grub weiter, bis ich die Korrespondenz gefunden hatte, die ihre jahrelange Beziehung begleitet hatte. Die meisten dieser E-Mails endeten mit drei Worten: »Ich liebe Dich.« Stephen und ich hatten das bisher noch nicht
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