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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Mats Strandberg
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sie einem wirklich nahekommen. Manchmal fühlt man sich alleine sicherer.«
    Linnéa kann ein abfälliges Lachen nicht unterdrücken, es platzt einfach aus ihr heraus.
    »Was ist denn so lustig?«
    Sie hebt den Blick und sieht sein mildes Lächeln. Was weiß er denn schon davon, was es heißt, alleine zu sein? Nicht alleine im Sinne von »ausgerechnet heute sind alle so beschäftigt« oder alleine, weil die Ehefrau auf einem Kongress ist. Sondern so alleine, dass es wehtut, dass man spürt, wie sich die Körpermoleküle trennen, wie man sich in ein großes Nichts auflöst. So alleine, dass man laut schreien muss, nur um zu hören, dass man noch existiert. So alleine, dass es niemanden interessieren würde, wenn man sich in Luft auflöste.
    In ihrem Kopf ploppt die Liste auf. So lange Linnéa zurückdenken kann, gibt es diese »Wem würde es etwas ausmachen, wenn ich tot wäre?«-Liste. Seit Elias ermordet wurde, kann sie sich bei keinem Namen darauf wirklich sicher sein.
    Jakob begreift offenbar, dass sie nicht vorhat, ihm auf seine Frage zu antworten, denn er wechselt das Gesprächsthema.
    »Vor den Sommerferien hast du mir erzählt, dass du jemanden kennengelernt hast, für den du etwas empfindest.«
    Da ist er wieder, der mörderische Pürierstab.
    »Das ist vorbei«, lügt sie. »Es ist zu kompliziert geworden.«
    Baumel, baumel, die Sandale baumelt hin und her, während Linnéa vermeidet, Jakob anzuschauen.
    Er stellt weiter Fragen und sie antwortet mechanisch, füttert ihn mit kleinen Wahrheiten hier und größeren Lügen da.
    Es gibt so vieles, das sie ihm nicht erzählen kann: »Die Welt ist nicht, wie Sie denken. Sie ist voller Magie. Und Engelsfors wird das Zentrum eines Kampfes sein, der über die Dimensionsgrenzen hinweg ansteht. Gut gegen Böse. Ein paar andere Mädchen vom Gymnasium und ich gegen die Dämonen. Ich bin übrigens eine Hexe. Ich bin auserwählt, das Böse zu besiegen und die Apokalypse aufzuhalten. Noch Fragen?«
    Daneben gibt es genauso viele nicht-magische Geheimnisse, die Jakob niemals erfahren darf: »Nach Elias’ Tod habe ich ein paarmal mit Jonte geschlafen, meinem alten Dealer-Kumpel, und ja, wir haben auch gekifft. Aber ich habe damit aufgehört und es wird nie wieder vorkommen, versprochen. Ich bin verantwortungsbewusst genug, um eine eigene Wohnung zu haben, das glauben Sie mir doch, Sie und Diana vom Jugendamt, oder?«
    Das wäre der direkte Weg zurück ins Heim. Oder zu neuen Pflegeeltern. Pflegeeltern, die nicht wie Ulf und Tina sein würden. Die haben nie versucht, perfekte Familie zu spielen oder aus ihr jemand anderen zu machen. Die haben begriffen, dass sie schon seit vielen, vielen Jahre kein Kind mehr ist, vielleicht nie eins war. Hätten die beiden sich nicht in den Kopf gesetzt, in Botswana eine Schule zu gründen, hätte sie gerne noch länger bei ihnen gewohnt.
    »Wie geht es dir damit, dass die Schule jetzt wieder anfängt?«, fragt Jakob, und Linnéa realisiert, dass sie eine ganze Weile nichts mehr gesagt hat.
    »Okay.«
    »Denkst du oft an Elias?«
    Manchmal überrascht es sie, wie sehr es immer noch wehtut, wenn jemand seinen Namen sagt.
    »Natürlich denke ich an ihn«, faucht sie, obwohl sie weiß, dass Jakob es nicht böse gemeint hat. »Jeden Tag. Heute ganz besonders.«
    »Warum gerade heute?«
    Sein Verlust pocht in Linnéa, und sie muss sich darauf konzentrieren, nicht loszuheulen.
    »Heute ist sein Geburtstag.«
    Jakob nickt und schaut sie mitfühlend an. Linnéa hasst ihn. Sie will niemand sein, der allen leidtut. Sie weiß, dass sie kaputt ist, aber sie verabscheut es, diese Tatsache in den Blicken der anderen zu lesen. Zu sehen, wie sie am liebsten ihren Superkleber auspacken möchten und alle Teile zusammenpuzzeln und kleben wollen, bis sie finden, dass Linnéa wieder ganz aussieht.
    Sie streckt noch einmal die Fühler aus: Jakob glaubt, er wäre zu ihr durchgedrungen. Er wartet darauf, dass sie sich öffnet und über Elias redet.
    Zur Rache schweigt sie sich durch die letzten zehn Minuten.

    Ich vermisse dich. Es hört nicht auf. Es tut nur manchmal ein bisschen weniger weh.
    Ich hasse den Gedanken daran, dass wir gestritten haben, als wir das letzte Mal zusammen waren. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, weil ich nicht wusste, was mit dir los ist. Ich glaube, ich kann jetzt verstehen, was du durchgemacht hast. Du hast etwas Neues und Unerklärliches an dir entdeckt – genau wie ich.
    Ich dachte, ich würde verrückt werden, und ich bin
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