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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition)
Autoren: Stefanie Simon
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ihm zu antworten. Es kam kein verständlicher Laut. Nur das Herz schlug noch. Aber das Pochen verlangsamte sich, als habe Aja auf sein Erscheinen gewartet, um endlich sterben zu können.
    »Aja.« Schreien wollte er, doch in einem Winkel seines Verstandes erinnerte er sich daran, dass er nicht laut sein durfte. Aja!
    Selbst im Sterben vergaß Aja ihre Aufgabe nicht. Suchend tastete ihre Zunge über seinen Arm und legte sich über die Wunde, in der der scharfkantige Hinterleib des Käfers steckte. Ihr heilender Speichel tat wie jeher seine Wirkung, das Blut versiegte, der Schmerz verebbte.
    Royia dachte an den Tag zurück, als Xocehe ihm das junge Axot geschenkt hatte, wie jedem Erwählten. Und wie alle vor ihm hatte er seines gezähmt und großgezogen, damit es immer bereit war, die Schnitte, welche die Lehrmeisterin ihm zufügte, abzulecken und zu heilen. Stets hatte man ihm gesagt, dass sein Axot frei sein würde, sobald er ein Gott geworden war. Doch während er sich auf den Weg in ein Leben im Licht gemacht hatte, war ihr Weg der in die Schattenwelt.
    Warum?
    Aja war still. Vollkommen still.
    Er hörte Schritte und handelte unbewusst. Er ließ Aja los und stolperte einen steilen Gang hinauf. Anderthalb Manneslängen höher fand er sich in einer leeren Kammer wieder. Durch handbreite Risse im Holz blickte er hinab auf den Kopf des Toxinacen und seine jadesteingeschmückten Schultern. Sein Toxinac war es, sein Priester, dessen Namen er nicht kannte. Der Mann hielt einen brennenden Harzklumpen hoch. Er streckte die andere Hand nach Aja aus, ließ ihre Kopffedern durch die Finger gleiten und vollführte eine Geste, mit der er zwei Diener anwies, sich an der toten Flugechse zu schaffen zu machen. Still stand er daneben, während sie die schillernden Federn vom Rücken schnitten und die glänzende, rotgefleckte Haut abzogen. Und dies, ohne irgendein Gefühl zu zeigen, weder Ehrfurcht noch Lust am Zerstören. Blutiger Gestank erfüllte den Raum. Royia musste kämpfen, um nicht zu würgen. Dass er weinte, merkte er erst, als seine Hand, mit der er sich durchs Gesicht fuhr, nass war. Er biss zu, um nicht zu brüllen.
    Ja, fest. Noch fester. Nur das konnte ihm noch helfen, nicht den Verstand zu verlieren. Aja war ein Teil seines Lebens, die Schmerzen ein anderer. Diese hatte er noch, sie waren verlässlich. Herausbeißen wollte er sich sein Fleisch, den vertrauten Schmerz trinken.
    Vor seinen zusammengepressten Augen schimmerte es hell. Schlagartig schwand die Raserei. Er sah hin, sah den goldenen Lichtschimmer, der dort aus seiner Hand floss, wo seine Zähne ein blutiges Mal hinterlassen hatten. Hastig verbarg er die Hand in der Achsel, sich einen Schwachkopf scheltend. Doch niemand unter ihm hatte das Licht bemerkt. Mit einer weiteren Geste wies der Toxinac die Männer an, den Kadaver hinauszubringen. Sie schlangen Seile um die krallenbewehrten Füße und schleiften Aja hinaus.
    Royia wartete, bis der Schmerz zu einem lächerlichen Nichts zusammengesunken war. Wo andere Menschen noch lange geklagt hätten, war die Wunde in seinem Fleisch rasch vergessen. Auch das hatte er gelernt.
    Er schüttelte die Hand und streckte den Arm. Spannung erfasste den Menschentöter.
    Er schnalzte mit der Zunge. Suchend drehte sich der Toxinac und legte den Kopf in den Nacken, hob das brennende Harz – und entdeckte Royia.
    In seine Augen sprang Erschrecken. Schuld. Dann Angst.
    Der Dorn schnellte aus dem Maul des Menschentöters und bohrte sich in ein Auge des Priesters. Der Schrei blieb dem Mann in der Kehle stecken. Der Harzklumpen fiel zu Boden. Stöhnend sackte der Toxinac nieder. Wie unter Schlägen erbebte er und erschlaffte. Aus seiner Augenhöhle ergoss sich ein wässriger Blutstrom.

2.
    D rei große Kupferringe.« Maqo nestelte die Schnur von seinem Gürtel und knotete sie auf. Es hingen tatsächlich nur drei solcher Ringe daran. Glaubte er wirklich, sie ließe sich so leicht täuschen? Naave schüttelte den Kopf.
    »Sechs große Ringe, Maqo. Und sag jetzt nicht, du hast nicht mehr dabei.«
    Der alte Mann hob die Hände und blickte zu den drei der vierzehn Monde auf, die auch tags nicht vom Himmel verschwanden. »Der Eine möge mir beistehen! Tzozic wird mich verprügeln, wenn ich dir so viel Geld für deine Fische gebe.«
    »Er weiß ganz genau, dass er die nur bei mir kriegt. Den hier zum Beispiel.« Naave wies auf den Felsentaucher, der so heftig zwischen den fünf, sechs Flussgründlern umherstob, dass der Ledereimer
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