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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition)
Autoren: Stefanie Simon
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man sein Haus jetzt gut bewachen muss«, raunte Maqo. »Und dass man sich des alten Befehls des Hohen Priesters erinnern muss. Du kennst doch den Befehl?«
    Naave zerrte den Eimer vom Ufer fort. »Man soll einen Feuerdämon, wenn er hier in der Stadt erscheint, einfangen und in den Tempel bringen. So war’s doch, oder?«
    Eifrig nickte Maqo. »Genau. Wem das gelingt, den erwartet eine unermessliche Belohnung.«
    »Das gelingt niemandem.«
    »Was vermutlich der Grund ist, warum die Belohnung so unermesslich ausfällt. Ich werde mich wohl weiterhin mit den Brocken begnügen müssen, die Tzozic mir hinwirft.« Er legte die Schnur mit den drei Ringen auf einen flachen Felsbrocken, holte aus einer Tasche seines Schurzes einen vierten und legte ihn dazu. Dann langte er nach dem Riemen des Eimers, wuchtete ihn auf die Schulter und richtete sich auf. Der Eimer schien größer als sein Rumpf zu sein, und Naave sah ihn schon nach vorne fallen. Doch er hielt sich aufrecht. »Naave, Mädchen. Es ist nicht gut, wenn du auf dem Fluss herumfährst, solange dieser Dämon in der Nähe ist. Warte, bis er gefangen oder wieder fort ist, ja?«
    »Ach, Maqo. Was würde Tzozic dazu sagen, wenn ich ein paar Tage nicht mehr auf Fischfang ginge?«
    »Oh.« Er verdrehte die Augen. »Du hast recht. Aber, bei der Güte des Einen, pass auf dich auf.«
    »Du auch, Alter.«
    Seine Züge legten sich in tausend Falten, als er lächelte. Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, machte er sich mit seiner Last auf den Weg. Naave hockte sich auf den Stein und befingerte die dicken Ringe. Maqo hatte ganz recht, sie benötigte hier am äußersten Ende der Stadt wenig zum Leben. Sie wohnte im Graben, dem berüchtigtsten Armenviertel der Stadt, in einer schäbigen Miethütte, und wenn sie des Geschreis und Gestanks überdrüssig war, suchte sie ihre kleine Flussinsel auf, wo sich kaum je ein Mensch hinwagte, weil hier das feindliche Ufer so nah war. Manchmal schlief sie auch im Fliegenden Axot  – wenn Tzozic zu betrunken war, ihre Anwesenheit zu bemerken. Dort steckte ihr Machiqa, die stämmige Schankhure, Brot und Gemüse zu. Und wenn nicht, dann gelangte es auf ihren Streifzügen durch die Stadt in ihren Beutel. Ordentliche, ja, sogar schöne Kleidung oder Schmuck – das vermisste Naave manchmal sehr. Aber welchen Sinn hatte es, sich so etwas zu kaufen? Dann bliebe sie immer noch die arme Bogenfischerin, nur dass man sie verspotten würde, weil sie in schöner Kleidung lächerlich aussähe.
    Außer für Werkzeug, um gelegentlich einen neuen Bogen zu fertigen und das Kanu oder die Netze zu flicken, gab es nur eines, wofür sie die Ringe benötigte.
    Sie knotete den vierten Ring an die Schnur, hängte sie sich um den Hals und lief zu ihrem Kanu. Ordentlich lag es kieloben im Gras. Sie drehte es mit einer Handbewegung, denn das mit Leder bespannte Gefährt war leicht. Es die steile Böschung hinabzulassen, kostete ein wenig mehr Mühe. Naave vertäute es an einer aus dem Erdreich ragenden Wurzel und holte einen Eimer, Köcher und Bogen aus ihrem Versteck. Während der Dämmerung war die beste Zeit, Flussschlangen zu jagen; eine Köstlichkeit, die sie für sich allein haben wollte, denn ihr Magen knurrte bereits. Aber zuvor musste sie die Ringe dem geben, dem sie sie versprochen hatte. Naave hockte sich in ihr Boot und löste das Tau.
    Der Große Beschützer griff nach ihr. Er zog sie in eine sanfte Strömung und trug sie auf seinem trüben Wasser dahin. Der Schatten des Urwalds hatte sich über den Fluss geworfen und ließ Naaves Schultern frösteln. Das jenseitige Ufer war so undurchdringlich wie eh und je. Haushohe Farne, wildes Gebüsch und Schlingpflanzen, dick wie der Arm eines kräftigen Mannes, hielten die Stämme der Baumriesen in ihrem Griff. Riesige rote Blüten öffneten sich schnell wie ein Lidschlag und verschlangen unaufmerksame Vögel. Der Rest des Schwarms flog ängstlich schnatternd aus nadelspitzem Blattwerk auf. Während Naave paddelte, beobachtete sie den Wald sorgsam. Das tat sie immer. Dieses Mal jedoch hielt sie auch Ausschau nach einer menschlichen Gestalt.
    Maqo hatte geträumt. Dort war niemand. Wie konnten in diesem ewig grünen Zwielicht überhaupt Menschen leben? Aber sie existierten; gelegentlich sah man welche in der Stadt. Sie kamen zum Handeln und zum Stehlen – und zum Morden, behaupteten manche Stimmen. Wie jener Feuerdämon, der Naaves Mutter auf dem Gewissen hatte.
    Sie achtete darauf, nicht in eine stärkere
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