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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition)
Autoren: Stefanie Simon
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schwankte. »So einen fetten Fisch hat er für seine Gäste noch nie gebraten. Er wird dich loben und gar nicht fragen, was du dafür ausgegeben hast.«
    Maqo schnaubte. »Tu nicht so, als ob du Tzozic nicht kennst. Er wird mir den Hals umdrehen und mich dann ebenfalls auf einen Spieß stecken und übers Feuer hängen!«
    »Und du tu nicht so, als würdest du mich nicht kennen.« Naave bückte sich und schob den Eimer an die Kante des Ufers. »Drei Ringe? Lieber lasse ich sie frei.«
    »Nein!« Der Alte wedelte mit den Armen. »Drei große Ringe und drei kleine, hörst du?«
    »Sechs! Große!«
    »Aber, Naave, Mädchen …« Er rang die knochigen Hände. »Wie lange kennst du mich schon? Ich könnte dein Großvater sein. Der Vater deines Großvaters. Hab doch Mitleid mit einem alten Mann. Tzozic lässt mich dafür tagelang auf Knien den Boden schrubben. Das machen meine alten Knochen nicht mehr mit.«
    Naave verschränkte die Arme. Schon hatte er sie! Er wusste ganz genau, dass sein Gejammer wirkte – vor allem, weil sie wusste, dass Tzozic tatsächlich so grausam war. Seine Gäste lobten ihn und seine Kochkunst in den höchsten Tönen. Sogar vom andern Ende der Stadt kamen sie, um seine Fische zu verspeisen, die es nur deshalb so reichlich im Fliegenden Axot gab, weil sie, Naave, sich am besten darauf verstand, sie zu fangen. Aber dass er seine Leute schlug und geizig wie ein ausgebleichter Knochen war, ahnten sie nicht. Am liebsten würde Naave dem Fettsack einen Haufen stinkender alter Gräten vor die Haustür kippen.
    »Fünf«, seufzte sie.
    »Wozu willst du überhaupt so viel Geld? Du brauchst doch hier draußen nur ganz wenig.«
    »Fünf große, Maqo, Schluss.«
    Plötzlich blitzten seine faltenumrandeten Augen auf. »Ich gebe dir vier und eine außergewöhnliche Neuigkeit. Du bist doch eine neugierige junge Frau. Hm?«
    »Ach, Maqo. Deine Neuigkeit kennt vermutlich schon die halbe Stadt.«
    »Nein, nein! Was ich gesehen habe, hat noch niemand gesehen. Glaube ich jedenfalls. Es ist wirklich … unglaublich. Entsetzlich. Ganz, ganz furchtbar. Nun?«
    Naave stöhnte innerlich. Ihre Dummheit schrie zum Himmel, wenn sie jetzt nickte. Aber sie nickte. Schließlich war sie seit Tagen nicht mehr in der Stadt gewesen, wo die Menschen in den Straßen und Gassen rund um den Tempel tanzten und stritten, lachten und sangen. Wo Männer so taten, als könnten sie Feuer spucken, und Frauen ihre außergewöhnlichen Kleider, Ohrgehänge und Haartürme herzeigten. Wo ständig Musik und Geschrei und Gelächter erschollen. Und wo an jeder Ecke ein Betrunkener und in jeder dunklen Gasse ein Toter lag. Ab und zu packte Naave die Sehnsucht nach dem gefährlichen Trubel – oder nach irgendeiner Neuigkeit.
    »Sieh dich vor! Wenn du mir Unsinn erzählst, werfe ich die Fische wirklich in den Fluss.« Und zur Bekräftigung kippte sie den Eimer ein wenig. Nur eine Schrittlänge unter ihr floss der Große Beschützer, der die Stadt vom Großen Wald trennte, dahin.
    »Ja, ja.« Besorgt folgte Maqos Blick ihren Bewegungen. »Also. Es war eben erst, genau vor einer Stunde, da sah ich am andern Ufer einen Mann, und der hatte so ein Mal im Gesicht.«
    Naave musste den Eimer gut festhalten, denn der Felsentaucher schien zu ahnen, dass seine Freiheit nah war, und warf sich wild hin und her. »Ach ja? Nur reiche Leute, die eine Baumuhr besitzen, wissen, wie lang eine Stunde ist. Und deine alten Augen können wohl kaum ein einzelnes Mal erkannt haben.«
    »Ich schwör’s! Ich schwöre es bei den vierzehn Göttern, ich habe es deutlich gesehen, es war groß.« Er legte einen Finger an die rechte Wange, fuhr sich schräg über die Nase und ein Auge bis zur linken Schläfe, wobei er die Finger auffächerte. »So verlief es, und es war rot wie der Hintern eines Brüllaffen. Das Zeichen eines Feuerdämons. Ich habe einen Feuerdämon gesehen. Ist dir klar, was das bedeutet?«
    Ja, wahrscheinlich bedeutete es, dass der Alte geträumt hatte. Seit Jahren hatte man keinen Feuerdämon mehr gesichtet. Warum also jetzt? Genauer gesagt seit zehn Jahren, dachte Naave, während sie über den Fluss hinwegblickte, zum anderen Ufer, wo sich wie eine gewaltige grüne Wand der Große Wald erhob, wo das Waldvolk in den riesigen Baumkronen lebte.
    Acht Jahre war sie alt gewesen, als ein Feuerdämon das Haus ihrer Mutter in Brand gesetzt hatte und die Mutter in den Flammen umgekommen war.
    Ich war dabei. Ich weiß, wie so ein Scheusal aussieht.
    »Es bedeutet, dass
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