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Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Titel: Feuchtgebiete: Roman (German Edition)
Autoren: Charlotte Roche
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als würde er in die Wand reingehen.
    Oben an der Ofentür ritze ich die Tapete mit dem Kugelschreiber ein. Ich knibbele oben entlang die ganze Ofentür auf und ziehe die Tapete ganz vorsichtig bis unten ab. So lege ich das Papier von oben aufgeklappt auf den Boden. Es sieht jetzt aus wie eine echte offene Ofentür.
    Ich gehe ein paar Schritte zurück und begutachte, was meine Verwandtschaft gleich vorfinden wird.
    Mein Abschiedsbrief. Der Grund, warum ich sie verlasse. Das Schweigen.
    Da liegen sie. Meine Mutter und mein Bruder. Wie ich sie gefunden habe. Die haben alle gehofft, dass ich das vergesse. So was kann man nicht vergessen. Durch ihr Schweigen ist es für mich immer größer geworden. Nicht kleiner.
    Ich klingele ein letztes Mal die Bimmel und warte auf meinen Robin.
    Die ganze Wartezeit lang starre ich Mama und Toni an. Ich kann Gas riechen.
    Robin kommt rein.
    »Hol mich hier raus.«
    Wir gehen aus dem Zimmer.
    Ich schließe die Tür hinter mir. Ich muss sehr viel Luft aus mir rauspusten. Ganz laut.
    Wir gehen langsam nebeneinander den Flur entlang.
    Wir halten nicht Händchen.
    Er bleibt plötzlich stehen und stellt die Tasche ab. Er hat es sich anders überlegt.
    Nein. Er stellt sich hinter mich und knotet mir das Hemdchen hinter dem Po zu. Er will mich in der Öffentlichkeit bedecken. Gutes Zeichen. Er nimmt sich wieder die Tasche, und wir gehen weiter.
    »Wenn ich bei dir wohne, willst du doch bestimmt mit mir schlafen?«
    »Ja, aber erst mal nicht in den Arsch.«
    Er lacht. Ich lache.
    »Ich schlafe erst mit dir, wenn du es schaffst, einem Pony so feste am Arschloch zu saugen, dass es sich von innen nach außen stülpt.«
    »Ist das überhaupt möglich, oder willst du gar nicht mit mir schlafen?«
    »Das wollte ich schon immer mal zu einem Typen sagen. Jetzt hab ich’s geschafft. Doch, ich will. Aber nicht heute. Ich bin zu müde.«
    Wir gehen bis zur Glastür.
    Ich drücke mit Schmackes auf den Buzzer, die Tür schwingt auf, ich lege den Kopf in den Nacken und schreie.
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