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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn
Autoren: David Bunch
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eines, das vielleicht seit recht vielen langen Jahren in Moderan verloren gewesen war. Aber es war, was es war, und es veranlaßte die anderen zum Suchen. Sie schauten unter die Plastikplatten und unter die eisernen Birnbäume und in der Umgebung der Stellen, wo die Stahlstiefmütterchen durch die Gartenlöcher kamen. Und von Zeit zu Zeit stöberten sie tatsächlich, oder bildeten es sich zumindest ein, ein weiteres Seelenstück auf. Es war aufregend, diese Dinge zu finden, oder sogar sich nur vorzustellen, daß man es täte, weil sie so immateriell und ganz anders zwischen den Eisentürmen der Macht, den wirbelnden präzisen Ranrans und den schimmernden exakten Monstergetrieben waren, die die komplizierten Geräte dieses Landes antrieben.
    Sie spielten den ganzen Tag mit den Stücken, die sie von Seelen gefunden hatten. Sie warfen sie immer wieder hoch in die Luft und fingen sie auf und trugen sie für eine Weile auf ihren Ärmeln oder auch in ihren Knopflöchern als Aufbewahrungsort, und sie dachten über sie nach und staunten und staunten. Die Mentalle, die Seelenstücke gefunden hatten, taten dies. Andere Mentalle, die keine Seelenstücke gefunden hatten, kamen zu ihnen und blickten durch die funkelnde grüngefärbte Luft, deren genaue Feuchtigkeit und genaue Temperatur und genauer Duft von einem gigantischen Klimasystem kontrolliert wurde. Und diese Mentalle konnten nichts Außergewöhnliches sehen, abgesehen davon, daß einige ihrer Kollegen auf die gesunde überwachte Luft einschlugen und Teile davon auf eine wirklich recht sonderbare Weise vor ihren blasenförmigen Heimen einfingen.
    Aber eine Seele, oder sogar ein Teil von einer, kann für den Finder eine sehr bewegende Sache sein. Als seelenlose Mentalle zu ihnen kamen, um zu fragen, was all dieses sinnlose Schlagen und ziellose Stoßen und lebhafte Hüpfen eigentlich bedeuten sollte und ihnen berichtet wurde, daß Seelenstücke gefunden worden waren, sagten diese Mentalle natürlich: »Häh? Was ist Seele? Und was ist, wenn man eine findet?« Und die Mentalle, die Seelenstücke gefunden hatten, wurden sofort Evangelisten und erzählten all den anderen über Seelen, wobei sie besonders laut und deutlich sprachen, wenn es um die Bedeutung des Vorgangs ging.
    Natürlich würden sich Neuigkeiten, die von so kurioser Natur waren, rasch verbreiten, und als sie das Nadelgebäude in der Blassen Weißen Hauptstadt erreichten, wo der Rat des Blassesten Grüns grübelnd saß, verursachten sie Bestürzung. Die Ratsmitglieder waren alle »ersetzte« Menschen – ausgebildete Festungsherren natürlich – die bis auf kleinere Fleischstreifen, die sie zusammenhielten und die übergroßen Gehirne ernährten, die in grünem Blut und metallenen Gehirn-Gefäßen aufgehängt waren, aus Metall bestanden. Weil ihre Fleischstreifen die kleinsten, ihr Blut das blasseste war und weil sie die längste Zeit mit Seelen nichts mehr zu tun gehabt hatten, waren sie natürlich überlegen. Aber sie wußten über Seelen Bescheid, durch alte Aufzeichnungen, und sie wußten, wie gefährlich solche interessanten immateriellen Dinge für dieses präzise, mechanische und sehr automatische Land sein könnten, das dafür bestimmt war, ewig zu bestehen. So machten sie ihre Pläne; sie riefen nach Gegenmaßnahmen. Maximale Ablenkung! war die Losung.
    Der Rat drückte die Knöpfe. Und das waren die Knöpfe für den totalen Krieg gegen den Abfall. Die Maximale-Ablenkung-Vögel stiegen aus einer Million Vogel-»Schlägen« an der Peripherie dieses Landes auf, das Moderan genannt wurde. Mit Bombentaschen voll blauem Öl und Bombensäcken voll rosa Sand starteten die Vögel, um damit die Mentalle zu überschütten. Die Vögel kreischten und rote Flüssigkeiten tropften aus ihren wehklagenden Schnäbeln, und der Schimmer aller ihrer leuchtenden Flügel zusammen war ein ehrfurchteinflößender Anblick, als sie höher und höher in die Limetten-Vanille-Luft stiegen und in der dichten Formation der Prachtvögel dahinwirbelten. Tief unter diesem Schauspiel, in der klaren Luft, klimperten die Blechmandolinen-männer wie toll auf den Grundstücken. Blechern kreischten sie die Ran-ran-ran-Lieder und metallen summten sie die Versuchts-versuchts-versuchts-Melodien über einen starken Staat, der ewig besteht, in dem Blechroboter wie Bruder und Bruder zusammenarbeiteten. Die Duftmänner liefen durch alle Straßen und Gassen der blasenförmigen Heime, über alle Grundstücke und Felder von Moderan, und verbreiteten
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