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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn
Autoren: David Bunch
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Ratsmitglieder saßen viele Stockwerke entfernt und sortierten ihre Gehirne in Gehirn-Gefäße aus Blech. »Ich will den Vorsitzenden sehen!« schrie Stalog Blengue.
    Als er sich von dem ausgezeichneten Platz an dem erhöhten Podium des Präsidiums erhob, schienen eine Zeitlang Splitter von mattgrünen Sternen von ihm abzufallen. Ein Schimmer von smaragdgrünen Blitzen umgab ihn schwach. Und dies war endlich der Allerblasseste der Blassesten Grünen! Er sagte kein einziges Wort, sondern stand nur mit einem dürftigen und klirrenden Metall gerade richtig für die Spiegel, damit sie sein Bild durch all jene Geschosse hinunter zu Stalog Blengue schickten. »Wir sind mit unseren früher einmal abgelegten Seelen gekommen«, erklärte Stalog Blengue. »Es ist unser innigster Wunsch, daß Sie sofort gehen sollen, damit wir unsere lange Arbeit beginnen und anfangen können, diese verwitterten Seelen und die Welt in Ordnung zu bringen. Falls Sie beschließen sollten zu bleiben, dann lassen Sie uns keine schwere Entscheidung; wir werden dann nur noch unsere Seelenzüge durch Ihre Gebäude fahren lassen können und Sie niederwalzen! Mit Seelenkraft! Wählen Sie also.«
    Der Blasseste der Blassesten Grünen sagte nichts, es gab in der Tat kein Anzeichen dafür, daß er zuhörte, abgesehen davon, daß das Geräusch aufgenommen wurde, als eines der Gehirn-Gefäße aus Blech mit einem kaum wahrnehmbaren Klirren gegen ein anderes stieß, hoch oben und weit entfernt, und die Augen funkelten eine kleine Weile lang in den großen Spiegeln grün und kalt und durch und durch böse. Und Stalog Blengue wußte, daß die Botschaft empfangen worden war, wo die Gehirne in ihren Gehirnheimen aus Blech schwammen. »Wir werden nicht länger als bis Mitternacht dieses modrigen Tages darauf warten, daß Sie gehen«, sagte die Stimme-wie-von-einem-ausgehöhlten-Amboß und zog sich zurück.
    Stalog Blengue rasselte in seinen Eisenschuhen zurück zu den Zügen seiner seelenstarken Freunde. »Er hörte es«, sagte Stalog Blengue. »Der oberste blasse-blasse Mann hörte es. Ich konnte daran wie seine Augen in den großen Spiegeln funkelten, eine kleine Weile lang grün und kalt und sehr böse, erkennen, daß er es hörte. Er wird es den anderen sagen, und ich glaube, wenn ich sehe, wie sich all die Arbeiter auf den Wällen bewegen, daß sie gehen werden. Sie alle MÜSSEN gehen!« Dann stieg großer Beifall von den seelenstarken Leuten in allen zehn Seelenzügen auf. Nach einer Weile hob Stalog Blengue eine verschwommene Hand hoch und bat um Ruhe. »Laßt uns«, sagte Stalog Blengue, »jetzt beginnen, wieder wir selbst zu sein, wir selbst mit guten Seelen. Laßt uns mit harter Anstrengung und hartem Beten für unsere Seelen gute Heime schaffen, sogar hier, wo wir in diesen stählernen Zeiten zur Schlacht gerüstet sind. Und vielleicht können wir und die Welt nach zehn Millionen Jahren ehrlichen Bemühens zu hoffen anfangen, daß man uns gestattet, zu jenem Ort zurückzukehren zu beginnen, den wir alle auf dem Weg unserer falschen ›Entdeckungen‹ verließen. Zumindest sind wir nicht ohne Hoffnung, denn unsere Seelen sind wieder aufgenommen worden …« Und all die Züge jubelten wieder …
    Am nächsten Tag stiegen früh die Vögel wieder auf, die es diesmal ernst meinten – diesmal waren die Flügel mit so vielen Letzten Argumenten beladen, wie sie nur tragen konnten. Die Züge reisten einfach in Form des dünnsten vorstellbaren Gases himmelwärts ab – durch Volltreffer mit den Argumenten – genügend blasenförmige Heime wurden zu bloßen rauchenden Schmutzflecken auf dem Plastik eingeebnet, um ein Beispiel zu geben, und von diesem dummen beklagenswerten Gerede über Seelen wurde nie wieder etwas in Moderan gehört.

 
Wie es endete
     
    Das Ende der Welt begann klein an jenem Tag. Zufällig, im grünlich-blauen Hochsommer …
    Ich erinnere mich gut daran, was ich in genau jenem Augenblick, als es begann, tat – sogar an das, was ich dachte. Es war in der Zeit des Sommerwaffenstillstandes. Wir hatten unsere großen Frühlingskriege in jenem Jahr spät vollendet, und wir waren alle irgendwie erschöpft, wenn auch herrlich glücklich. Viele Ehrungen waren errungen worden, viele Festungen zu Trümmerhaufen zerschmettert und so mancher Kanonendeckel hing herab, und an vielen Orten schrien die Festungswälle nach Ausbesserung. Aber wir waren eine zufriedene Gruppe in jenem letzten Sommer, wir, die wir überlebt hatten, aufs äußerste glücklich
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