Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn
Autoren: David Bunch
Vom Netzwerk:
helfen, wenn er mich, meinen Körper, wieder zusammensetzt. Aber wenn ich dann nicht zurück bin, werde ich dann nicht zurück sein. (Oh, laßt uns hier ein wenig scherzen, sogar am Rande des Todes.) Meine Fleischstreifen werden dann an meinen obersten Waffenmann gehen, natürlich in einer anderen Anordnung, denn er kann nicht, darf nicht, ich sein, und Festung 10 wird weiterbestehen, fast so wie vorher, und in eine neue Ära des Schießens hineingehen.
    Sie sehen also, daß dieser Letzte Entschluß wirklich ein letzter Entschluß ist. Aber wenn die Risiken hoch sind, sind die Gewinne tatsächlich am höchsten. Ich gehe diesen Weg freiwillig hier auf der Grundlage der Würde meiner aufgehäuften Ehrungen. Ich habe die WAHRHEIT gesucht und habe gefunden, daß sie für mich nicht nur in dem schönen sauberen Haß der moderanischen Festungen existierte, sondern daß sie auch vor langer Zeit in der schönen heißen Liebe einer Neumetallgeliebten existierte, als ich sehr jung war. Ich suche jetzt eine erhabenere Sache – SINN. Da ich den SINN nicht vollkommen in dem Schießen, den Freuden, dem Lieben, dem Hassen, dem Leben von Moderan entdeckt habe, werde ich ihn jenseits der Linie suchen. Möge das Schicksal gnädig auf mein Wagnis lächeln. O ja, für uns alle!

 
Entscheidungsunfähig und wartend
     
    Ich ging niemals … Ich wartete, vor Angst unfähig, mich zu entschließen, mit der Durchführung meines Traums vom »Letzten Entschluß«. Alte Friedhöfe, schwarze Särge und weiße Grabsteine reihten sich in meinen Erinnerungen tausend Kilometer weit aneinander. Scheinbar. Generation auf Generation von normalen, den Tod fürchtenden Vorfahren sprach durch mein blaßgrünes Blut und sagte, gehe nicht! GEHE NICHT! Die Fleischstreifen krümmten und erinnerten sich, verzogen sich und schrumpften an allen Ecken meiner Neumetallhülle aus panischer Furcht zusammen und wollten sich einfach nicht mutig zeigen. JA! es war ein trauriger Anblick für die große Festung 10, dessen bin ich sicher, aber ich fürchte, daß es im Grunde das allerbeste war, was ich machen konnte. Nachdem ich den Mächtigen Widersacher mit meinen Fleischstreifen, Neumetall und dem Intraven geschlagen hatte, sollte ich jetzt von alleine zu ihm gehen und ihm die Chance geben, mich für immer und ewig zu behalten?
    All die großen Siege, all die schönen Ehrungen, die ganze gewichtige Tatsache meiner großen GROSSEN Liebe – alles war jetzt schließlich nichts, angesichts dieser letzten Stunde. Ich legte alles in den Staub, und es war Staub! Nichts konnte man behalten, überhaupt nichts konnte man behalten. Der Letzte Entschluß war ein ausgezeichneter Entschluß. Aber …
    Ich fand, als ich mich der höchst persönlichen persönlichen Tatsache gegenübersah, daß alles mir Mögliche unwiderruflich untergehen könnte, um niemals wiederzukommen, daß ich mich nach einem Letzten Krieg sehnte! Noch ein großer Kampf und ein die ganze Welt umspannendes Gemetzel um aufs neue meine tatkräftige Stärke und Anwesenheit als sterblicher Mensch zu beweisen! Lassen wir alle meine Feinde, alle anderen Menschen in diesem Krieg in Schlachtenrauch aufgehen. Lassen wir Teile von Menschen, die himmelhoch in die Luft gejagt worden sind, einmal mehr die Luft erfüllen, und diesmal besser als je zuvor. Noch ein Krieg, noch einen weiteren, um meinen Letzten Sieg als Mensch der Erde zu vervollkommnen. Dann würde ich gehen, ohne daß auch nur ein Mensch hinter meinem Rücken zurückbleiben würde, um mich zu betrügen, dann würde ich gehen, um jene letzte Bedingung, den Sinn, jenseits der Linie zu suchen … OH, GOTT …
    Ich ging niemals … Ich zauderte Jahr um Jahr um Jahr, während die Jahreszeiten durch Moderans großartige Zentrale Jahreszeitenkontrolle, der Trommel der Änderungen, wechselten und wechselten und ineinander übergingen. Ich blieb Krieg um Krieg um Krieg als mächtiger Schlachtenstreiter in den Listen, ebenso wie meine Zeitgenossen, deren Leben im Rhythmus der Schlachten und Waffenstillstände in Moderan pulsierten. Den Sinn, ach, wir könnten ihn herausgefunden haben …

 
Wie man sich an einem Jüngsten Tag der Seele zum Zwecke eines Nicht-Beginns annahm
     
    Der Abfall begann an einem schläfrigen Montag im Frühsommer. Einer der geringeren Metall-und-Mensch-Menschen von Moderan (ein Mentall) fand eine Seele. Oder vielmehr war es, um völlig korrekt zu sein, nur ein Stück einer Seele. Es war noch nicht einmal ein sehr gutes Stück einer Seele,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher