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Fessle mich!

Fessle mich!

Titel: Fessle mich!
Autoren: Arne Hoffmann
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dementsprechend zu handeln.«
    Das alles sind sicher berechtigte Einwände. Dem unbenommen besteht – auch unter meinen Gesprächspartnern aus der SM-Szene – weitgehend Einigkeit, dass Safewords insbesondere für SM-Anfänger und für Menschen in einer noch jungen SM-Beziehung eine wertvolle Hilfe darstellen können. Neue Partner wissen noch nicht, wie der andere in bestimmten Situationen reagiert und wo seine Grenzen liegen. Vielleicht hat sich das notwendige Vertrauen auch noch nicht vollständig entwickelt. Insofern kann es durchaus Sinn machen, Safewords wie eine Art Stützräder zunächst mal versuchsweise zu verwenden und dabei zu überprüfen, wie gut man mit ihnen zurechtkommt. Natürlich gibt einem auch ein Safeword nicht die absolute Sicherheit, wenn von Anfang an kein Vertrauen besteht. Jemand, der sich bewusst über die Grenzen seines Partners hinwegsetzt, den hält auch ein Safeword nicht davon ab. Es darf auch niemand mit seinem Partner alles Erdenkliche anstellen, nur weil dieser das Safeword nicht benutzt. Erfahrungsgemäß wird eine Szene ohne vereinbartes Safeword vom aktiven Partner meistens sogar früher abgebrochen, als wenn eine solche Sicherung vorhanden ist. Fakt ist auch, dass es de facto kein erotisches Rollenspiel gibt, bei dem die Möglichkeit eines Safewords nicht ohnehin besteht, selbst wenn es vorher nicht eigens vereinbart wurde. Während »Bitte nicht!« beispielsweise noch als Teil der Rolle aufgefasst werden kann, ist »Hör endlich auf damit, du Arsch, sonst mache ich dich fertig, sobald ich wieder frei bin!« doch einigermaßen unmissverständlich. Ein Codewort wie »Rot« stellt demgegenüber eine etwas sanftere und zivilisiertere Ausdrucksform dar.
    Keine verlässliche Information erhält man jedenfalls, indem man die körperliche Erregung seines Partners mit vermeintlich sicherem Blick oder Griff überprüft. Es gibt die verschiedensten Ursachen, körperlich erregt zu sein, obwohl es einem seelisch grottenschlecht geht. Selbst bei einer Vergewaltigung reagieren Frauen manchmal mit einer feuchten Scheide und Männer mit einer Erektion, obwohl sie in diesem Moment statt Lust schreckliche Gefühle durchleben. Hinterher werfen Sie sich zu allem Übel häufig vor, von Ihrem eigenen Körper betrogen worden zu sein.
    Leider greift auch Christian Grey beim Sex mit Anastasia zu dieser Praktik: Er stellt fest, dass sie feucht ist, und schließt daraus, dass ihr die Sache »in Wirklichkeit« Spaß macht. Diese Stelle wurde nicht nur von Sadomasochisten sehr ungnädig kommentiert. »Die Szene, in der Christian Anastasia zu überzeugen versucht, dass sie, weil sie feucht ist, misshandelt werden will, macht mich körperlich krank«, berichtet etwa die Bloggerin avflox in ihrem Beitrag The Troubling Message in Fifty Shades of Grey . »Der Körper tut, was immer er kann, um bei einem Angriff Verletzungen zu minimieren – und oft bedeutet das Feuchtwerden. Solch eine körperliche Reaktion sollte niemals aus dem Zusammenhang gerissen werden und jemandem als Beweis entgegengehalten werden, dass er um etwas bittet, bei dem er sich offenkundig unsicher ist.«
    Es gibt allerdings nonverbale Signale, die weitaus verlässlicher sind als ausgerechnet das Feuchtwerden im Schritt. Am bekanntesten ist der sogenannte Bogart-Blick: »Ich schau dir in die Augen, Kleines!« Das ist eine schnelle Möglichkeit, um abzuschätzen, wie es Ihrem devoten Partner gerade geht, wenn Sie ihn schon ein bisschen kennen. Sollten Sie sich Ihrer Einschätzung nicht sicher genug sein, kann ein Kuss eine noch romantischere Maßnahme darstellen. Sie können das intensiv und per Zunge tun, oder – wenn das gerade nicht zu Ihrer dominanten Rolle passt – Sie können Ihrem Partner auch die Fingerspitzen oder ein Schlaginstrument hinhalten. Küsst Ihr Partner nicht (zurück), dann läuft irgendetwas schief. Manche Dominante legen auch ihre Hand auf die Schulter ihres Partners und üben leichten Druck aus. Reagiert ihr Partner mit Gegendruck, dann ist alles bestens. Oder sie drücken zweimal kurz seine Hand – wenn es ihm gut geht, drückt er zweimal zurück.
    Der Vorteil eines Safewords liegt damit verglichen vor allem in seiner Unmissverständlichkeit. Deshalb sollten Sie im Zweifelsfall Ihren Partner vor einer Session fragen, ob er diese Möglichkeit kennt, und mit ihm über das Für und Wider sprechen. Schließlich geht es hier um eine elementare Sicherheitsfrage, und jeder der beiden Partner sollte dabei
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