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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition)
Autoren: Liz Gallaga
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jetzt bemerkte er, dass ihr Licht sich verändert hatte. Er sah Zuneigung und Schmerz, aber sosehr er auch suchte, er konnte in diesen smaragdgrünen Augen nicht mehr die Leidenschaft entdecken, nach der er sich so lange gesehnt hatte. Langsam ließ er seine Arme sinken.
    «Es ist zu spät, Richard», sagte sie noch einmal.
    «Zu spät?», fragte er verwirrt.
    Sie trat einen Schritt zurück.
    «Es tut mir so leid», sagte sie und konnte die Tränen kaum zurückhalten. Es war so schwer, dem Mann, den sie ihr ganzes Leben lang geliebt hatte, die Wahrheit zu sagen.
    Richard schwieg.
    «Ich weiß nicht, wie und wann es geschehen ist. Ich verstehe es nicht einmal. Wenn mein Leben anders verlaufen wäre. Wenn ich …» Charlotte wagte nicht weiterzusprechen, aber Richard erriet, was sie sagen wollte.
    «… Scott.»
    «Woher weißt du?»
    «Das ist nicht schwer. Zuerst habe ich es nicht begriffen, aber jetzt … Obwohl er sich über unser Wiedersehen gefreut hat, habe ich gespürt, dass ihn etwas tief beunruhigte. Dann habe ich bemerkt, wie du ihn angesehen hast und wie er deinem Blick auswich. Dieses ‹Etwas› warst du.»
    «Ich möchte dir nicht wehtun, Richard.»
    Charlotte sah ihn ängstlich an.
    Richard spürte einen tiefen Schmerz in seiner Brust. Noch vor einer Sekunde war alles möglich gewesen. Das Leben hatte ihm eine zweite Chance geschenkt. Und nun musste er wieder machtlos zusehen, wie die Frau, die er liebte, von ihm ging.
    Richard atmete tief ein und schwieg, während er versuchte, Ordnung in das Chaos seiner Gefühle zu bringen.
    «Wie sonderbar», flüsterte er nach einer Weile. «Der Mann, dem ich mein Leben zu verdanken habe, nimmt mir jetzt das Wertvollste, was es darin gab … Aber wenn es einen Mann gibt, der deine Liebe verdient, dann ist es Scott.» Ruhig ergriff er nun Charlottes Hände und sah ihr in die Augen. «Ich kann dich verstehen. Und ich weiß, dass er sich nie zwischen uns gedrängt hat, obwohl er dich geliebt hat.» Lächelnd schüttelte Richard den Kopf. «Als er erfuhr, dass Camille gestorben war, hat er mir geschrieben und darauf bestanden, dass ich ihn besuchen komme. Jetzt verstehe ich, warum. Er weiß nicht einmal, dass du in ihn verliebt bist.»
    Charlotte hatte einen Kloß im Hals.
    «Es tut mir leid», sagte sie wieder. «Verzeih mir.» Tränen füllten ihre Augen. Dann gab Richard ihr einen Kuss, und Charlotte verabschiedete sich schweigend von dem Mann, den sie schon als Kind geliebt hatte.
    ***
    Scott hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht, während Klaus sich einen Whisky einschenkte.
    «Auch einen?», fragte er.
    «Einen doppelten.»
    «Du scheinst es ja zu brauchen», antwortete Klaus und schüttete Whisky in ein zweites Glas. «Wasser?»
    Scott schüttelte den Kopf, und Klaus hielt ihm das Glas hin.
    «Du bist so still. Ich verstehe nicht, was mit dir los ist», fragte Klaus neugierig. «Du bist komisch, ich meine, noch komischer als sonst.»
    Lächelnd hob Scott sein Glas.
    «Auf Richards Gesundheit!», prostete Klaus seinem Freund zu und setzte sich neben ihn.
    Als Raymond O’Flanagan in den Salon trat, stand Klaus auf. «Setzen Sie sich bitte», sagte O’Flanagan zu seinem Gast gewandt. «Ich möchte Ihnen nur für einen kurzen Moment meinen Sohn entführen.»
    «Natürlich, Sir.»
    Nachdem Scott den Whisky hinuntergestürzt hatte, stand er auf und folgte seinem Vater.
    Nachdenklich drehte Klaus das Glas in seinen Händen und sah Scott nach. Dann hörte er den hohlen Klang der Eingangstür. Charlotte war gegangen. Klaus wartete darauf, dass Richard in den Salon kam, um mit ihm sein Wiedersehen mit Charlotte zu feiern. Er wollte ihm gratulieren und mit ihm anstoßen. Aber Richard tauchte nicht auf. Achselzuckend schenkte Klaus sich ein weiteres Glas ein. Dann musste ihm eben dieser edle Scotch Gesellschaft leisten.

    Nach dem Gespräch mit Charlotte war Richard wie betäubt. Er wollte allein sein und hatte gerade dem ersten Stock erreicht, als er hinter einer Tür Raymond O’Flanagans Stimme erkannte. Richard hörte, dass Charlottes Name fiel, und blieb stehen. Eigentlich wollte er nicht lauschen, aber die Tür war nur angelehnt, und er konnte jedes Wort verstehen.
    «Ich habe gerade Charlotte gesehen. Sie hat sich mit Richard unterhalten», sagte Scotts Vater.
    Scott schwieg, also sprach er weiter. «Ich habe nie mit dir darüber gesprochen, aber ich weiß, dass da zwischen euch etwas ist. Ich weiß, dass du leidest, und es tut mir weh, dich so zu sehen,
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