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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition)
Autoren: Liz Gallaga
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schon!», rief sie, als es zum zweiten Mal klopfte.
    Ihre Hand drehte bereits den Türknauf, als Charlotte entsetzt feststellte, dass sie im Unterrock dastand.
    «O mein Gott!», rief sie und lehnte sich mit dem ganzen Gewicht ihres Körpers gegen die Tür. «Einen Moment!» Schnell riss sie das erste Kleidungsstück von der Garderobe, das sie zu fassen bekam, und zog es sich über.
    Sobald sie sich bedeckt hatte, setzte sie ein freundliches Lächeln auf und öffnete die Tür, gegen die schon wieder geklopft wurde.
    «Hallo, Charlotte», grüßte Scott, den man in seinem eleganten neuen Anzug kaum wiedererkannte.
    Durch den unangekündigten Besuch überrumpelt, konnte Charlotte ihre Emotionen und den Impuls, ihn zu umarmen, nicht zurückhalten. Sie hatte Scott so sehr vermisst … Aber als sie die Arme um ihn legte, spürte sie, wie Scotts Körper sich versteifte. Sofort ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. Sie schluckte.
    «Ich freue mich, dich zu sehen», brachte sie heraus, bemüht, die Trauer zu verbergen, die seine Abwehr in ihr ausgelöst hatte. «Du siehst so anders aus.»
    «Auch du siehst irgendwie anders aus», antwortete er und sah sie von oben bis unten an.
    In der Eile hatte Charlotte sich Noahs Mantel gegriffen. Er reichte bis zum Boden, und die Schultern hingen ihr bis auf die Ellbogen hinab. Sie zog ihn etwas enger um sich.
    «Ich war gerade dabei, Kleider für morgen anzuprobieren …»
    Scott grinste.
    «Das ist nicht besonders witzig», bemerkte sie ärgerlich.
    «Ein bisschen schon», erwiderte er und gab sich keine Mühe, seine Belustigung zu verbergen.
    «So sehr hast du dich wohl trotzdem nicht verändert, trotz deines vorbildlichen Aufzugs.»
    «Jetzt wo ich für meinen Vater arbeite, muss ich ein bisschen vorbildlich aussehen. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich es bin», bemerkte er amüsiert.
    «Willst du hereinkommen?»
    Scotts Gesicht verdüsterte sich erneut.
    «Nein danke. Ich brauche nur einen Moment», sagte er und betrachtete wehmütig das Haus, in dem er die schönsten Momente seines Lebens verbracht hatte.
    Charlotte wurde unruhig. Warum war er so ernst? Was wollte er ihr sagen? Wollte er etwa noch einmal um ihre Hand bitten?
    «Ich möchte dich nicht lange stören», entschuldigte er sich und sah ihr in die Augen. «Ich bin nur vorbeigekommen, um dir zu sagen, dass Richard morgen auf das Fest kommt.»
    Bei diesen Worten hellte Charlottes Miene sich auf. «Richard? Kommt er nach Boston?»
    «Er wird heute Abend ankommen. Er und mein Freund Klaus Fritz wohnen im Haus meiner Eltern. Ich dachte, du würdest das gern wissen.»
    Dann wandte Scott sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um. «Übrigens, Richards Frau, Camille, ist vor ein paar Monaten gestorben.»
    Noch bevor sie etwas erwidern konnte, war Scott gegangen. Langsam schloss Charlotte die Tür.
    Durch dieses Unglück war Richard wieder frei. Jetzt war für sie beide wieder alles möglich, aber trotzdem verspürte Charlotte Traurigkeit. Sie hatte Camille nie besonders gemocht, aber sie war noch so jung gewesen … Wie konnte Scott ihr all das sagen und dann einfach fortgehen, dachte sie wütend. Plötzlich hatte sie überhaupt keine Lust mehr, ein Kleid anzuprobieren. Das Fest war ihr vollkommen egal geworden. Sie ging in ihr Zimmer hoch und warf sich aufs Bett. Und während die Tränen über ihre Wangen rollten, schlief sie ein. Ihre Träume führten sie nach Delow, in die Nacht, in der Richard sie geküsst hatte. Sie hörte die Grillen zirpen und spürte die frische Abendbrise auf ihrer Haut, während Richard sie in seinen Armen hielt. Aber es war gar nicht Richard, der sie in ihrem Traum küsste. Es waren nicht seine Küsse, die sie erbeben ließen. Als Charlotte schweißgebadet erwachte, war es schon fast zehn Uhr. Sie trat vor den Spiegel und sah sich an. Eigentlich hatte sie es immer gewusst. Sie hatte es gespürt, als Scott sie umarmt und geküsst hatte. Sie liebte ihn, und wenn Scott dachte, dass er sie einfach so an Richard weiterreichen könnte, dann kannte er sie schlecht.
    Schnell zog sie eines der Kleider an, die noch auf dem Boden lagen, warf sich einen Schal über die Schultern und ging aus dem Haus. Sie musste unbedingt mit Scott reden.
    Obwohl es schon dunkel war, nahm Charlotte die Abkürzung durch den Park. Sie hatte es eilig, und das war der kürzeste Weg zu den O’Flanagans.
    «Guten Abend, Miss Lacroix», wurde sie vom Butler begrüßt. Dann forderte er sie auf
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