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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition)
Autoren: Liz Gallaga
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denen er bis vor kurzem noch selbst gehört hatte. Noah bedankte sich bei seinem Mentor und nahm das Angebot an.
    Kurz nachdem Charlotte aus Washington zurückgekehrt war, hatte sie eine Nachricht von Scott erhalten. Richard war wohlbehalten in Virginia angekommen. In der Zwischenzeit hatte sie nichts mehr von Scott gehört, aber sie erfuhr von Hortensia, dass Scott nach Boston zurückgekehrt war. Zu Beatriz’ großer Erleichterung war ihr Sohn zu ihnen in die Beacon Street gezogen und hatte angefangen, für seinen Vater zu arbeiten. Im Gegenzug hatte Raymond O’Flanagan sich verpflichtet, die Arbeitsbedingungen in seinen Fabriken zu verbessern. Außerdem würde er in Zukunft regelmäßig eine großzügige Summe an das General Hospital zahlen, damit seine Arbeiter und ihre Familien das Recht auf freie ärztliche Versorgung bekamen.
    «Was ist los mit dir?», fragte Charlotte Noah, als er eines Abends von der Arbeit zurückkam. «Schon seit Wochen spüre ich, dass du beunruhigt bist. Ist im Krankenhaus irgendetwas nicht in Ordnung?»
    «Nein, alles läuft bestens. Ich glaube, es ist das, was ich mir immer erträumt habe.»
    «Aber da ist doch etwas, was dir Sorgen macht.»
    «Ach, Charlotte, seit Jahren habe ich keine Nachrichten von meiner Mutter. Und man hört, dass Virginia im Krieg vollkommen zerstört wurde.»
    Charlotte schwieg. Auch sie hatte Gerüchte darüber gehört, wie schwierig das Leben im Süden zurzeit war, und hatte oft an ihre Freunde gedacht.
    «Es wird ihr sicher gutgehen. Velvet war immer eine starke Frau.»
    «Ich kann es nicht mehr weiter aufschieben, Charlotte. Ich muss sie holen.»
    Allein die Vorstellung, dass Noah in diese vom Krieg verwüstete Gegend reiste, in der der Hass gegenüber den Farbigen stärker war als je zuvor, erfüllte sie mit Angst.
    «Das geht nicht. Es ist zu gefährlich. Auch wenn die Sklaven befreit wurden, die Leute haben es noch nicht akzeptiert. Du darfst nicht fahren. Bitte Brian darum, Velvet zu holen. Ich bin sicher, dass er es gern für dich tut.»
    «Ich muss selbst fahren.»
    «Dann bitte ihn wenigstens, dich zu begleiten.»
    «Nein, Charlotte. Er ist gerade erst nach Hause zurückgekehrt, nach vier Jahren im Krieg. Ich kann ihn nicht darum bitten. Ich kann nicht riskieren, dass ihm etwas zustößt. Hortensia hat schon genug gelitten.»
    «Dann komme ich mit.»
    Noah lächelte. Charlotte ließ einfach niemals locker.
    «Ich bin dir dankbar, dass du das für mich tun würdest, aber ich muss allein fahren. Außerdem weiß ich, dass du ihn lieber nicht wiedersehen willst.»
    Bei der Erwähnung ihres Vaters stiegen Gefühle in Charlotte auf, die sie längst begraben geglaubt hatte. Sie verstummte.
    «Ich muss nur noch ein paar Angelegenheiten im Krankenhaus regeln, dann fahre ich.»
    Als Scott erfuhr, was sein Freund vorhatte, bot auch er sich an, ihn zu begleiten. Aber Noah lehnte ab. Es gab Dinge im Leben, denen ein Mann allein entgegentreten musste. Und David Parrish gehörte definitiv dazu.
    ***
    Jedes Mal wenn Velvet den Blick hob und über die brachliegenden, vom Feuer gezeichneten Felder schweifen ließ, fiel es ihr schwer, ihr Zuhause wiederzuerkennen. Die Tiere waren von den Soldaten der Union beschlagnahmt worden. Die Felder und das Herrenhaus waren zu Asche verbrannt. Nur die Marmorsäulen vor der Veranda hatten den Flammen widerstehen können. Velvet warf den Hühnern eine Handvoll Mais hin und hob dann die vier Eier auf, die die Hühner über Nacht gelegt hatten. Eine der Hennen war schon zu alt, um noch Eier zu legen. Sie würden sie schlachten müssen, obwohl sich nicht mehr viel Fleisch unter Haut und Federn verbarg.
    Velvets Leben war immer hart gewesen, aber nach dem Krieg war es noch schlimmer geworden. Nachdem Charlotte und Hortensia geflohen waren, hatte der Master sich verändert. Er war bitter und geizig geworden. Manchmal wurde er jähzornig und war dann beinahe gefährlich. Die Sklaven fürchteten ihn, und selbst seine Nachbarn begannen, ihn zu meiden. Als am Ende des Krieges die Befreiung der Sklaven verkündet worden war, hatten viele Schwarze die Plantagen verlassen. Auf Delow waren einige von ihnen bei ihren alten Herren geblieben, nicht so auf New Fortune. Bei der ersten Gelegenheit waren alle verschwunden. Velvet war die Ausnahme. Sie wäre ja gern mit den anderen gegangen, aber sie konnte nicht. Wie würde ihr Sohn sie sonst je wiederfinden?
    Nachdem die Soldaten das Herrenhaus abgebrannt hatten, war David in das Waldhäuschen
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