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Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Titel: Ferien mit Mama und andere Katastrophen
Autoren: Petra Kasch
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Mensch würde uns in dieser versteckten Bucht finden. Und Mama konnte doch auf Kreta kellnern. Das war allemal schöner als in dieser Bahnhofskneipe. Ihren Wolfgang hätte sie dann auch dabei. Und Luise konnte mich jederzeit hier besuchen.
    Nikos winkte mich auf die Veranda. Überall brannten jetzt Kerzen und funkelten durch die Dämmerung. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Darum küsste ich ihn einfach. Das schien ihm aber nicht so zu gefallen, denn er schob mich ein Stück von sich auf einen der Stühle und sagte einladend: »Bitte schön!«
    Ich wusste nicht, ob das nun wieder eine dieser griechischen Marotten war. Wenn er mich küsste, war das okay. Aber wenn ich damit anfing, scheinbar nicht. Luise würde wahrscheinlich sagen: »Mann, sei froh, dass dich dieser tolle Typ überhaupt küsst!« Gefallen hat es mir trotzdem nicht.
    Nikos machte sich gleich über das Essen her. »Du nicht Hunger?«, fragte er verwundert und biss in ein dickes Stück Fleisch.
    Bei all der Mühe, die er sich gemacht hatte, konnte ich ja wohl kaum Nein sagen. Sogar weiße Stoffservietten hatte er mitgebracht. An den Ecken war der Name vom Corissia Beach eingeprägt. Und da nahm mein Plan langsam Formen an. Während ich an einem Hähnchenflügel knabberte, überlegte ich, dass Nikos doch unser Essen jeden Tag aus seinem Hotel mitbringen konnte. Die warfen da eh so viel weg.
    »Wem gehört denn das Häuschen?«, fragte ich Nikos.
    »Hoi-schen?«, amüsierte er sich.
    »Na, die Hütte hier.«
    Er zeigte auf sich und nickte. Na super, dachte ich. Für die Unterkunft wäre schon mal gesorgt. Und dann entdeckte ich ihn plötzlich, den Traum meiner Kreta-Ferien! Geflochten aus dicken Stricken hing er zwischen zwei wilden Olivenbäumen und schaukelte sanft vor sich hin. Seufzend ließ ich mich in die Hängematte gleiten und schaute in den Himmel. Zwischen den Blättern der Olivenbäume leuchteten bereits die ersten Sterne hindurch. Genau so hatte ich mir meine Ferien vorgestellt! In einer Hängematte am Strand.
    Nikos beugte sich lächelnd über mich und flüsterte: »Uberraschung, Sophie.«
    Überraschung? Mit einem Satz war ich wieder aus der Hängematte. »Wo?«
    Nikos zeigte vage ins Dunkel und grinste. Dann band er mir mit einem Tuch die Augen zu. Ich hätte mir vielleicht etwas dabei denken sollen. Aber ich wollte ja unbedingt eine Überraschung. Irgendwas Verrücktes, das Charlotte nie und nimmer erleben würde. Und das noch besser war, als nur Tanning Queen zu sein.
    Nikos führte mich an der Hand, während ich neben ihm herstolperte. Aus irgendeinem Grunde hatten die Zikaden ihr Kreischkonzert wieder aufgenommen. Ich hätte sicherlich auch gekreischt, wenn ich gesehen hätte, was mich erwartete.
    »Was ist es denn?«, drängelte ich Nikos.
    »Schöne Überraschung«, murmelte er.
    Als gleich darauf etwas Kaltes über meinen Fuß schwappte, bekam ich ein ungutes Gefühl. Was wurde das denn jetzt? Mama würde mir was erzählen, wenn ich ihr Top ruinierte. Aber Nikos ging unbeirrt weiter. Inzwischen schwappte mir das Wasser schon bis zu den Knien. Als ich mich schließlich weigerte, weiterzugehen, hob er mich plötzlich hoch und schob mich mit Schwung auf etwas Schaukelndes.
    »Nikos!«, schrie ich und riss mir das Tuch von den Augen.
    Ich saß auf einem Floß. Nikos gab ihm noch einen kräftigen Stoß und dann zog er sich auch hinauf. War das die Überraschung? Dass er mich kidnappte wie Zeus diese Prinzessin Europa? Aber es gab kein Zurück mehr. Die Wellen trudelten uns schon vom Ufer fort.
    »Gebaut ich!«, erklärte Nikos stolz und setzte sich an das kleine Ruder.
    Nachdem ich mich etwas beruhigt und gesehen hatte, dass das Ding nicht sofort mit uns unterging, zündete er an den Ecken rote Glaslichter an, wie man sie auf Friedhöfe stellt. Wo er die herhatte, wollte ich lieber nicht wissen. Jedenfalls leuchteten wir wie ein Kreuzschiff bei Nacht. Ich saß ganz still in der Mitte und versuchte, die Überraschung zu genießen.
    Nachdem wir ein Stück durch die Dunkelheit geschippert waren, band Nikos das Ruder fest. Ich wollte ihn fragen, wohin wir eigentlich fuhren, doch er legte nur den Finger auf seine Lippen und setzte sich neben mich.
    »Du fliegen morgen Früh?«, fragte er nach einer Weile.
    Ich seufzte.
    »Kommen wieder nächsten Sommer, Sophie? Ich warten. Versprochen.«
    So viel Glück würde Mama wohl kaum ein zweites Mal haben. Und da beschloss ich, ihn in meinen Plan einzuweihen.
    »Ich könnte
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