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Ferien mit Biss

Ferien mit Biss

Titel: Ferien mit Biss
Autoren: Franziska Gehm
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nervöser. Was, wenn ihn die Vampire bemerkt hatten und in eine Falle lockten? Was, wenn er nie mehr aus diesem Wald hinausfinden würde? Was, wenn dieser Wald sein Grab würde? Er stellte sich vor, wie ein Polizeibeamter seiner Mutter den goldenen Rollkoffer als letztes Überbleibsel ihres Sohnes überreichte. Dirk van Kombast wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Nein, so würde er nicht enden. Selbstverständlich nicht. Er hatte ein Ziel und das hatte er fest vor Augen und jetzt ...
    Jetzt ...
    ... war es weg.
    Der Bus! Er war weg! Wie vom Erdboden verschluckt. Dirk van Kombast riss die Augen weit auf und trat aufs Gaspedal. »So leicht entkommt ihr mir nicht, Freunde!«, zischte er durch seine strahlend weißen Zähne. Dirk van Kombast bog um eine Linkskurve. Die Reifen schlingerten. Er bog um eine Rechtskurve. Die Hinterräder rutschten weg. Und da sah er es: Kaum erkennbar ging eine kleine Spur rechts vom Waldweg ab. Sie war von Laubbäumen gesäumt. Die Spur endete ein paar Meter weiter vor einem riesengroßen Felsbrocken. Der Felsbrocken hatte ein gigantisches schwarzes Loch. Es sah aus wie das weit aufgerissene, zahnlose Maul eines Ungeheuers.
    Dirk van Kombast schaltete den Motor aus. Er wartete fünf Sekunden. Alles blieb ruhig. Er stieg aus und schlich zum Felsbrocken. Das schwarze Loch war ein Höhleneingang. Der Vampirjäger rümpfte die Nase. In der Luft lag noch eine der dunkelgrauen Rauchwolken. Aus der Tiefe der Höhle kam ein Motorengeräusch. Es klang, als würde ein Höhlendrache gurgeln. Dirk van Kombast stützte sich mit einer Hand seitlich am Höhleneingang ab und steckte den Kopf in die Höhle. Nichts. Nur Dunkelheit. Erst als er sich wieder aufrichtete, bemerkte er, woran er sich mit der Hand abgestützt hatte: Es war nicht der Fels, sondern ein hölzernes Schild. Die Buchstaben darauf waren schwarz, zackig und fast vergilbt. Aber sie waren noch lesbar. Auf dem Schild stand: Bistrien.
    Dirk van Kombast spürte, wie sich unter seinem altrosafarbenen Seidenhemd Gänsehaut ausbreitete. Bistrien. Die unterirdische Stadt, von der seine Nachbarn gesprochen hatten. Bistrien. Die Brutstätte zahlreicher Vampire. Bistrien. Das Ziel seiner langen Reise.
    Dirk van Kombast machte einen Schritt auf den Mietwagen zu. Er wollte dem dunkelroten Kleinbus in die Vampirhöhle folgen, bevor ihn der Mut verließ. Doch auf einmal hielt er inne. Jetzt galt es, Ruhe zu bewahren. Er holte tief Luft. Bauchatmung war in so einer Situation ganz wichtig. Dann versuchte er, seine Gedanken zu ordnen. Begab er sich allein in diese Höhle, in der es garantiert nur so von Vampiren wimmelte, würden ihn die blutrünstigen Monster wahrscheinlich auf der Stelle aussaugen, seine sterblichen Überreste in Häppchen schneiden, auf den Grill legen, mit etwas Kräuterbutter und Petersilie dekorieren und verspeisen. Wahrscheinlich? Ganz gewiss!
    Nein, es wäre leichtsinnig, sich einfach in die unterirdische Stadt zu begeben und den Vampiren womöglich zum Opfer zu fallen. Damit erwies er sich, seiner Mutter und der ganzen Menschheit keinen Dienst. All seine bisherigen Bemühungen und Entbehrungen wären umsonst gewesen. Dirk van Kombast kam zu dem Schluss, dass es besser war, den Mietwagen an einer entlegenen Stelle zu parken und sich in der Nähe des Höhleneingangs gut getarnt auf die Lauer zu legen. Irgendwann, vermutlich nachts, würden die Vampire aus der Tiefe emporsteigen. Auf diese Weise konnte er sie beobachten, ihre Verhaltensweisen studieren und ihre Schwächen ausloten. Erst dann würde er zuschlagen. Er wusste auch schon, wie.

Boi-venti do
Bistrien!
    V lad Tepes parkte den dunkelroten Kleinbus auf einem Plateau. Es befand sich zwanzig Meter unter der Erdoberfläche. Am Fuße des Plateaus breitete sich die altehrwürdige Stadt Bistrien aus.
    Kaum war der Kleinbus zum Stehen gekommen, riss Mihai Tepes die Bustür auf. Er stieg aus, trat an den Rand des Plateaus, schloss die Augen und zog die Luft tief in die Nase. Die Nasenflügel bebten. Der Lakritzschnauzer zitterte. Dann breitete Mihai Tepes die Arme aus, die in einem schwarzen Umhang steckten. »Rodna moi!«, rief Herr Tepes laut aus. Das war Vampwanisch und hieß ›meine Heimat‹. Als Herr Tepes die Augen wieder öffnete, waren sie ganz glasig.
    Mittlerweile waren auch die restlichen Insassen aus dem Kleinbus ausgestiegen. Sie streckten und räkelten sich nach der langen Fahrt. Vlad Tepes schloss links Helene und Daka und rechts Elvira und Silvania in seine
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