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Ferien mit Biss

Ferien mit Biss

Titel: Ferien mit Biss
Autoren: Franziska Gehm
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Sorte. Und bei Frau Tepes mit einer Vampirsympathisantin der übelsten Sorte.
    Mithilfe des Abhörgeräts hatte er erfahren, dass die Tepes eine Reise in die düstere Heimat planten. Nicht eine Sekunde hatte Dirk van Kombast gezögert. Er hatte sich ein Flugticket gekauft, einen Mietwagen für Rumänien vorbestellt und sich eine Armeezeltausrüstung zugelegt. Er war für alles, was ihm in den transsilvanischen Wäldern begegnen sollte, gewappnet.
    Jetzt sah er, wie sich die Ausgangstür des Flughafens öffnete und ein spindeldürrer, großer Mann mit ausgebreiteten Armen auf Mihai Tepes zulief. Der Mann hatte dichte braune Locken, die sich wie ein Helm um seinen Kopf schlossen. Vor dem rechten Auge hatte er ein Monokel und er trug spitze Lackschuhe. Er umarmte Mihai Tepes und hob dabei mit ihm kurz vom Boden ab.
    »Hervorragend.« Dirk van Kombast rieb sich die solariumgebräunten Hände. »Die ganze Familie.« Der Vampirjäger kannte diesen Mann, beziehungsweise diesen Vampir. Es war Vlad Tepes, Mihais älterer Bruder. Vlad hatte seinem Bruder in Bindburg einen Besuch abgestattet. Das war Dirk van Kombast nicht entgangen. Vermutlich der ganzen Reihenhaussiedlung nicht.
    Eine Frau mit ausladend weiblichen Formen schloss im gleichen Moment Elvira, Silvania und Daka in die Arme. Dabei wackelte ihr goldblonder Haarturm. Das war Karpa Tepes, geborene Albdantura und seit 1369 Jahren glücklich mit Vlad Tepes verheiratet.
    Um Helene Steinbrück schlich ein kleiner Junge. Er beschnupperte sie. Alles an ihm war rund. Seine Nase, seine Augen, sein Bauch, seine Pausbacken. Nur seine Eckzähne nicht. Die waren spitz. Und lang. Er hatte Korkenzieherlocken und gelbe Augen, wie ein Wolf. Das war Woiwo Tepes, der zehnjährige Sohn von Karpa und Vlad Tepes.
    Dirk van Kombast beobachtete, wie sich alle gegenseitig auf den Kopf klopften. Dann ging alles sehr schnell. Die Großfamilie Tepes und Helene verließen das Flughafengebäude. Dirk van Kombast eilte zum Mietwagenschalter und holte den Autoschlüssel ab. Die nette rumänische Angestellte wollte ihn in ein Gespräch über den TAROM-Flug (sicherlich ausgezeichnet), das rumänische Wetter (immer schön) und rumänische Sehenswürdigkeiten (lassen einen nach Luft schnappen) verwickeln, doch Dirk van Kombast hatte keine Zeit. Leider. Er schenkte der Angestellten sein Nussknackerlächeln und hastete zum Flughafenausgang. Als er mit seinem goldenen Rollkoffer vor die Ankunftshalle trat, sah er gerade noch, wie die Tepes in einen alten dunkelroten Kleinbus stiegen. Das Gepäck hatten sie auf dem Dach festgebunden. Und auf dem Gepäck Woiwo.
    So schnell es seine neuen Outdoorschuhe zuließen, rannte Dirk van Kombast zum Mietwagen. Er warf den goldenen Rollkoffer in den Kofferraum, setzte sich hinter das Steuer und nahm die Verfolgung auf. Der dunkelrote Bus fädelte sich gerade in den Verkehr auf der Hauptstraße ein. Das heißt ... er fuhr mit vollem Tempo auf die Straße zu und hupte ununterbrochen. Aus seinem Auspuff kamen drei dunkelgraue Rauchwolken.
    Dirk van Kombast fädelte sich vier Autos hinter dem Bus ein. Es war nahezu unmöglich, den Bus aus den Augen zu verlieren. Der Gepäckberg auf dem Dach und Woiwo waren weithin sichtbar. Alle paar Sekunden stieß der Bus eine Rauchwolke aus und Vlad Tepes, der Fahrer des Busses, drückte beim kleinsten Anlass auf die Hupe. Manchmal auch ohne Anlass.
    Der Bus folgte für ein paar Kilometer der Hauptstraße, schlängelte sich durch die Straßen von Sibiu, stand ein paar Minuten im Stau, passierte auf der anderen Stadtseite das Ortsausgangsschild, überquerte eine Brücke über einen Fluss, fuhr auf einer von hohen Bäumen umsäumten Landstraße, bog in eine kleine, holperige Nebenstraße und verließ diese plötzlich an einem kaum sichtbaren, von Büschen verdeckten Abzweig, der auf einen unbetonierten Waldweg führte. Links und rechts des Weges stand der Wald so dicht wie Bartstoppeln. Die Bäume wölbten sich über den Weg und die schweren Zweige bildeten eine Art Tunnel. Obwohl es früher Nachmittag war, war es fast dunkel.
    Dirk van Kombast hatte die Sonnenbrille abgesetzt. Er sah angestrengt auf den Waldweg, der von Ästen, Steinen und Erdhügeln übersät war. Der kleine Mietwagen ächzte. Nervös hob Dirk van Kombast den Blick. Auf dem einsamen Waldweg durfte er dem Bus nicht zu dicht folgen. Aber er dufte ihn auch nicht verlieren.
    Der Bus fuhr immer tiefer in den Wald hinein. Es wurde immer dunkler. Dirk van Kombast wurde immer
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