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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
Autoren: Martin Walker
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reichen«, sagte er. »Aber zum Abschleppen ist der Kahn zu durchgeweicht. Wenn wir jetzt nicht Acht geben, geht er womöglich unter. Wir sollten ihn vorsichtig mit der Strömung zum Strand hin lenken.«
    Die Frau konnte unmöglich noch am Leben sein. Sie war fast vollständig von Wasser überspült, nur die Brüste, das Gesicht und die Fußspitzen ragten daraus hervor. Die Haare fächerten sich wogend hinter ihrem Kopf, und die Hände schienen mit den Wellen zu spielen. Der Vogel hatte sich über ihr linkes Auge hergemacht, das andere starrte ausdruckslos zum Himmel empor. Dass die Frau sehr schön gewesen sein musste, war unverkennbar. Sie hatte eine makellose Haut und ein ebenmäßiges Gesicht. Nase und Kinn waren wohlgeformt, die Wangenknochen ausgeprägt. Bruno glaubte, einen leichten Brandgeruch wahrzunehmen und etwas Öliges, das an Paraffin erinnerte. Neben der Leiche schwamm eine leere Wodkaflasche.
    Mit geübten Paddelschlägen steuerte Antoine das Boot quer zur Strömung auf den Strand zu, stieg dann im flachen Uferwasser aus und zog den Kahn auf den Sandstreifen. Der junge Mann in Weiß, dem die nasse Hose an den Beinen klebte, wollte helfen, doch Antoine scheuchte ihn weg. Bruno sprang aus dem Boot, zog es an Land und schüttelte Dr.   Gelletreau die Hand, der sofort einen Blick in den Kahn warf. Antoine hatte ihn ein wenig zur Seite geneigt, um das Wasser abfließen zu lassen, doch es stellte sich heraus, dass er ohnehin durch Risse im Boden leckte. Eine große schwarze Kerze, fast einen Meter lang, fiel heraus, eine zweite rollte gegen die Bordwand. Bruno kannte Kerzen dieser Größe nur aus der Kirche, aber die waren nicht schwarz. Immerhin wusste er nun, was es mit dem vermeintlichen Stummelmast auf sich hatte.
    »Ist sie tot?«, fragte der junge Mann aus dem Sportwagen. Bruno erinnerte sich plötzlich, ihn auf dem Tennisturnier im vergangenen Jahr gesehen zu haben, umschwärmt von Mädchen. Sein unverschämt gutes Aussehen wirkte fast schon arrogant, so wie bei Models für Herrenmode in Hochglanzmagazinen. Er hatte mit einem Partner am Herren-Doppel teilgenommen und es mit seinem aggressiven und ungeduldigen Serve-and-Volley-Spiel bis ins Halbfinale geschafft.
    »Warten wir ab, was der Arzt sagt«, antwortete Bruno. »Haben Sie uns eigentlich nicht gehört, als wir Ihnen zugerufen haben, dass Sie nicht ins Wasser springen sollen? Ihnen muss doch aufgefallen sein, dass ich Polizist bin. Sie hätten den Kahn fast zum Kentern gebracht.«
    »Ich wollte nur helfen«, sagte er in freundlichem Tonfall und hob leicht spöttisch eine Augenbraue. Seine Stimme klang nach Bildung und hatte einen Pariser Akzent, und überhaupt ließ seine ganze Art darauf schließen, dass er mit seinem Aussehen und charmanten Auftreten überall gut ankam. »Ich dachte, ich könnte verhindern, dass der Kahn vor den Brückenpfeiler kracht.«
    »Was führt Sie nach Saint-Denis?«, fragte Bruno.
    »Wir sind zu einem Geschäftstreffen im Bürgermeisteramt verabredet«, antwortete er. »Auf der Brücke sind wir von dieser Menschenmenge aufgehalten worden, und als ich ausstieg, sah ich diese Frau im Fluss treiben und dachte, es wäre von der anderen Uferseite aus vielleicht leichter, an den Kahn heranzukommen. Übrigens, mein Name ist Lionel Foucher.«
    Er streckte die Hand aus. Bruno schüttelte sie und warf einen Blick auf die junge Frau, die immer noch am Steuer des Cabrios saß, eines neu aussehenden Jaguar, wie er jetzt feststellte. Sie trug eine Sonnenbrille und hob träge die Hand zum Gruß. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er nur seine Unterhose, das Hemd und eine Schwimmweste trug. Er musste grinsen und winkte zurück.
    »Das ist Eugénie, meine Partnerin«, erklärte Foucher. »Tja, Sie haben also nun die Tote an Land gebracht und werden sich jetzt um sie kümmern müssen. Wir fahren dann mal wieder.«
    »Dass Ihre Hose noch nass ist, wird den Bürgermeister nicht weiter stören«, bemerkte Bruno und wandte sich dem Kahn zu, als Foucher in den Wagen stieg und sich davonfahren ließ.
    »Ein Name oder irgendwelche Markierungen sind auf dem Kahn nicht zu sehen«, stellte Antoine fest.
    »Zum Todeszeitpunkt kann ich noch nicht viel sagen«, meinte Dr.   Gelletreau und richtete sich neben dem Boot auf. Er hielt eine Pinzette in der Hand, in der etwas steckte, das wie aufgeweichte Pappe aussah, klein und rund. Aus seinem Arztkoffer holte er eine Plastiktüte und brachte das Fundstück darin unter.
    »Weil nicht klar ist, wie
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