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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
Autoren: Martin Walker
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entsprechend lautem Stimmorgan verheiratet. Wahrscheinlich, dachte Bruno, erklärte das, warum Patrice einen Großteil seiner Zeit mit seiner Angel am Flussufer zubrachte.
    »Ich würde es ja selbst versuchen, aber mit der Rute geht keiner so geschickt um wie du«, sagte Bruno. Während seiner Militärzeit hatte er gelernt, dass man mit kleinen Schmeicheleien aus einem widerwilligen Rekruten am schnellsten einen begeisterten Freiwilligen machen konnte.
    Auf der anderen Flussseite schoss ein schnittiger weißer Sportwagen mit heruntergeklapptem Verdeck aus der Kurve hinter der Klinik hervor und raste auf das Ufer zu, wo die Wohnwagen parkten. Beim scharfen Abbremsen wirbelten Kieselsteine auf, und ein blonder junger Mann sprang heraus, der mit seinem weißen Sporthemd und der cremefarbenen Hose wie zu einem Tennismatch vor achtzig Jahren ausstaffiert war. Schon lief er auf den Fluss zu und zog sich dabei das Hemd aus. Am Ufer angekommen, entledigte er sich auch noch der weißen Tennisschuhe.
    »Der spinnt«, sagte Antoine und drückte seine Zigarette aus. »Der will tatsächlich ins Wasser!«
    Nun entstieg dem Wagen noch eine zweite Gestalt, eine Frau mit erstaunlich langen Beinen, die in schwarzen Leggins steckten. Darüber trug sie etwas, das wie ein weißes Herrenhemd aussah und in der Taille mit einem schwarzen Schal zusammengefasst war. Sie hatte ein blasses Gesicht und einen schwarzen Turban um den Kopf. Ihre Bewegungen waren so anmutig, dass Bruno unwillkürlich an eine Ballerina denken musste. Sie ging auf den blonden Mann am Ufer zu. Beide blickten flussaufwärts und schienen den Kahn abpassen zu wollen. Als der Mann ins flache Wasser watete, winkte Bruno mit beiden Armen und forderte ihn mit lauter Stimme auf umzukehren.
    Patrice hatte seine Angelschnur eingeholt, Köder und Schwimmer entfernt und befestigte gerade seinen größten Haken. Dabei blickte er immer wieder zu dem Kahn hinüber, um dessen Geschwindigkeit einschätzen zu können.
    »Ich wäre so weit«, sagte er. »Geh einen Schritt zur Seite, Bruno! Ich hole jetzt ganz weit aus!«
    Von seinem Standort aus konnte Bruno nichts von einer toten Frau sehen, wohl aber einen schwarzen, rund einen Meter hohen Gegenstand, der in der Mitte des Kahns wie ein kurzer Mast aufragte. Antoine zuckte bloß mit den Schultern, als Bruno fragte, was das wohl sein mochte.
    Der Kahn schrammte die Sandbank, wurde langsamer und drehte seinen Bug auf das gegenüberliegende Ufer zu. Die Menge oben auf der Brücke johlte, und es waren Pfiffe zu hören, als der Fremde weiter ins Wasser hineinwatete, wohl in der Hoffnung, die Sandbank zu erreichen. Es gelang ihm aber nicht, denn schon versank er in den Fluten. Als er wieder hochkam, schüttelte er das Wasser aus den Haaren und kraulte mit kräftigen Armbewegungen auf den Kahn zu.
    Dieser wurde jedoch plötzlich von einer Welle erfasst, löste sich von der Sandbank und trieb mit der Strömung auf das gegenüberliegende Ufer zu, an dem Bruno stand. Patrice holte mit der Rute aus und schleuderte den Haken hoch und weit über den Fluss. Bruno sah, wie die Schnur sich durch die Luft schlängelte, gezogen von Haken und Senkblei, und kurz hinter dem Kahn aufs Wasser traf.
    »Ich hab ihn«, flüsterte Patrice mit angehaltenem Atem.
    Der Mann im Wasser hielt plötzlich inne. Er hatte inzwischen die Sandbank erreicht, kletterte hinauf und sah den Kahn außer Reichweite davontreiben. Mit einem weiten Hechtsprung stieß er sich von der Sandbank ab, als wollte er den Kahn nicht nur erreichen, sondern gleich darin landen. Mit einer Hand bekam er die Heckspitze zu fassen, worauf der Kahn bedrohlich hin und her schaukelte und noch mehr Wasser in sich aufnahm.
    »Der Blödmann bringt das Boot noch zum Kentern«, stieß Antoine ärgerlich hervor.
    Während der Kahn bedrohlich weiterschaukelte, sah Bruno nun zum ersten Mal die Frau. Ihr blondes Haar schimmerte im Sonnenlicht, die Arme waren ausgestreckt, und der Kopf rollte mit der Bootsbewegung hin und her. Irgendein Gegenstand, der im eingedrungenen Wasser schwamm, blitzte auf, eine Flasche, wie es schien. Auf dem Oberkörper der Frau waren Zeichen zu erkennen, die auf die Distanz wie eine große Tätowierung aussahen. Das, was wie ein Stummelmast ausgesehen hatte, war umgefallen.
    Der junge Mann tauchte im Wasser unter, seine Hand rutschte vom Dollbord. Vorsichtig versuchte Patrice die Schnur einzuholen und den Kahn an Land zu ziehen. Aber plötzlich stemmte sich der Schwimmer wieder aus dem
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