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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
Autoren: Martin Walker
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»Ich hole nur schnell ein Seil und einen Haken, mit dem wir den Kahn abschleppen können«, sagte Antoine.
    Bruno stieg aus seinen Stiefeln, zog Socken, Hose und die Uniformjacke aus, legte die Schwimmweste an und schleppte das Kanu über den Strand ins Wasser. Der Fluss war für Motorboote gesperrt und für Segler zu schmal, weshalb nur Paddelboote zum Einsatz kamen. Manche Angler setzten batteriegetriebene Außenbordmotoren ein, mit denen sie flussaufwärts fahren konnten, wenn die Strömung nicht zu stark war. Der Sand, den Antoine in jedem Frühjahr ankarren ließ, um seinen Strand damit neu aufzuschütten, sah noch frisch aus und war, wie Bruno fand, angenehm kühl unter den Füßen. Das Wasser im Fluss würde jedoch noch bitterkalt sein, und darin zu schwimmen, wie es der junge Cabriofahrer getan hatte, war wohl alles andere als angenehm.
    Antoine knotete das Ende seines Seils um einen Bügel am Bug des Bootes, das sie dann gemeinsam ins Wasser schoben, bis sie knietief darin versanken. Bruno schwang sich auf den Sitzplatz im Heck, damit Antoine vorn ungehindert mit seinem Seil hantieren konnte. Die Strömung war hier recht stark und verlangte einen beständigen Paddeleinsatz, um in Ufernähe zu bleiben. Antoine tauchte sein Paddel tief ein und legte ein schnelles Tempo vor, um sein Kanu flussaufwärts zu bringen. Er würde Zeit brauchen, um das Seil am Kahn zu befestigen, erklärte er. Anderenfalls würden sie am Strand vorbeitreiben, und das mit einem havarierten Kahn im Schlepptau, der jederzeit sinken könne. Das Holz, so fügte er hinzu, sei sehr wahrscheinlich morsch, denn ein solches Boot habe man schon seit mindestens vierzig Jahren nicht mehr auf der Vézère gesehen.
    Die Brücke von Saint-Denis war nur wenige hundert Meter Luftlinie entfernt. Aber vom weiter flussaufwärts gelegenen Montignac bis hinunter nach Limeuil, wo die Vézère in die größere Dordogne mündete, mäanderte der Fluss in langgezogenen Schleifen und engen Kehren durch fruchtbare Talauen. Früher waren sie im Frühling und Herbst regelmäßig überflutet und in eine weite Sumpflandschaft verwandelt worden, die eine Vielzahl von Enten und Gänsen angelockt hatte – ein Paradies für Jäger und all diejenigen, die foie gras herstellten. Inzwischen war der Fluss längst gezähmt, aber die Wildvögel suchten ihn nach wie vor auf. Mit jeder Frühjahrsflut wurden die Ufer in den Flusskehren immer weiter ausgewaschen und damit die Kehren selbst immer größer.
    »Da sind die beiden ja schon wieder«, rief Antoine und zeigte auf die Einfahrt zum Campingplatz, in die das weiße Cabrio gerade eingebogen war, gefolgt von Dr.   Gelletreaus großem alten Citroën. Die junge Frau winkte. »Scheint ja eine echte Nervensäge zu sein, der Typ. Wer so einen Wagen fährt, wird bei mir bestimmt kein Zelt aufbauen wollen.«
    Bruno hob kurz das Paddel, um auf den Gruß zu antworten, ehe der Wagen hinter der Hecke verschwand und auf den Parkplatz zusteuerte. Den Blick wieder nach vorn gerichtet, versuchte er, sich den erfahrenen Paddelschlägen Antoines anzupassen, der das Kanu flussaufwärts steuerte. Unter anderen Umständen hätte der Chef de police die Bootspartie genossen. Das Sonnenlicht fiel durch grün ausschlagende Bäume und brach sich glitzernd in den Wellen des seichten, plätschernden Wassers am Gleitrand der weiten Flussbiegung. Linker Hand ragten die hohen Kreidefelsen mit ihren Höhlen auf, von denen manche mit ihren Ritzzeichnungen und Wandgemälden von den künstlerischen Fähigkeiten jener Urahnen zeugten, die schon vor zigtausenden Jahren diesen Teil Frankreichs besiedelt hatten. In anderen Höhlen waren noch Reste mittelalterlicher Festungsmauern zu sehen, in denen die Anwohner vor marodierenden Engländern Zuflucht gesucht hatten.
    »Da ist der Kahn«, rief Antoine, ohne sich zu Bruno umzudrehen. Er kniete im Bug und griff nach dem aufgerollten Seil. »Halt das Boot auf Kurs und versuch, so nahe wie möglich heranzukommen.«
    Von dem Kahn, der tief im Wasser liegend auf sie zutrieb, war nicht mehr viel zu sehen, nur noch der Rand des Dollbords. Als er in Reichweite war, streckte Antoine einen Arm aus und langte nach der Bootswand. »Allmächtiger«, murmelte er mit Blick auf die Frau. Ein Vogel, der auf ihr gehockt und gepickt hatte, flatterte verschreckt auf. Am hinteren Ende des Kahns entdeckte Antoine einen verrosteten Eisenring. Geschickt fädelte er sein Seil hindurch und verknotete es notdürftig.
    »Das müsste
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