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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
Autoren: Martin Walker
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lange sie im Wasser gelegen hat, sind die gewöhnlichen Hinweise wie Körpertemperatur und Leichenflecken wenig aufschlussreich. Eine Todesursache lässt sich auf den ersten Blick auch nicht feststellen. Wir müssen sie obduzieren. Schmuck oder irgendwelche persönlichen Gegenstände, die auf ihre Identität schließen lassen könnten, fehlen. An Vulva und Anus sind leichte Blutergüsse zu sehen. Ich würde sagen, sie hatte vor ihrem Tod ziemlich heftigen Geschlechtsverkehr, der aber wohl nicht erzwungen war, denn sonst hätte sie auch Blutergüsse an den Handgelenken und Schultern.«
    »Sie schließen äußere Gewaltanwendung aus?«, hakte Bruno nach. Die Schamhaare der Toten waren zu einem präzisen Dreieck rasiert.
    »Ausschließen kann ich vorläufig nichts. Was ich da gerade für das kriminaltechnische Labor sichergestellt habe, habe ich der Toten aus der Scheide gezogen. Keine Ahnung, was es ist«, sagte Gelletreau. »Die Wodkaflasche könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich die Frau das Leben genommen hat. Vielleicht war sie schwer gestört und hat ihren Abgang auf möglichst dramatische Weise zu inszenieren versucht. An sich wäre das nicht ungewöhnlich. Man hat schon häufiger davon gehört, dass sich manche vor ihrem Selbstmord auf seltsame Art kostümieren. Wir müssen den toxikologischen Befund abwarten, aber es würde mich nicht wundern, wenn in ihrem Blut jede Menge Alkohol und Barbiturate…« Er unterbrach sich und murmelte: »Das erinnert mich an was.« Er kramte in seinem schwarzen Koffer und holte ein glänzendes Metallteil daraus hervor, das Bruno schon einmal in einer HNO -Praxis gesehen hatte.
    »An der Nadel hat sie offenbar nicht gehangen, denn Einstiche sind keine zu finden«, sagte er und beugte sich über die Leiche. Anstatt ihr, wie Bruno erwartet hatte, den silbernen Hohlkegel ins Ohr zu stecken, stopfte er ihn in eins der Nasenlöcher und spähte hindurch.
    »Aha«, ließ er verlauten und versuchte, seinen schweren Oberkörper wieder aufzurichten. Bruno musste ihm helfen.
    »Sie hat Kokain geschnupft, und zwar reichlich. Die Nasenscheidewand ist fast aufgelöst«, sagte Gelletreau. »Ein Jammer. Sie muss einmal sehr schön gewesen sein. Ich schätze sie auf Ende dreißig, Anfang vierzig.«
    Bruno nickte. Falten oder sonstige Alterserscheinungen waren nicht zu erkennen, weder am Hals noch an den langen, wohlgeformten Beinen und Hüften. Ihre Taille war schlank, die Brüste waren üppig.
    »Sind das Schwangerschaftsstreifen?«, fragte Bruno.
    »Sieht ganz danach aus, aber warten wir die Obduktion ab«, antwortete Gelletreau.
    Tief bewegt vom traurigen Schicksal dieser schönen Frau, schwiegen die drei Männer und starrten auf den Leichnam, dem der Tod nicht zuletzt auch alle sexuelle Anziehungskraft geraubt hatte. Bruno sah ein verwischtes Zeichen auf ihrem Bauch, das ihn neugierig machte.
    »Was könnte das sein?«, fragte er. Es war deutlich erkennbar kein Tattoo, sondern eher eine Schmiererei, deren Form ihm irgendwie bekannt vorkam.
    »Ein Pentagramm, ein mystisches Symbol«, antwortete Gelletreau. »Und es ist nicht etwa eintätowiert, sondern mit einem Filzstift aufgemalt, wie es scheint. Wasserfest offenbar. Doch was hat das mit den beiden schwarzen Kerzen zu tun? – Und was um Himmels willen ist denn das?« Er zeigte auf eine durchnässte, gestaltlose Masse, die im Kahn lag und bislang unbeachtet geblieben war.
    »Ein junger Hahn«, sagte Antoine und stocherte mit einem Stock danach. »Und dort ist der Kopf, am anderen Ende des Bootes. Den hat jemand abgeschnitten.«
    Bruno beugte sich über verkohlte Holzreste, die im verbliebenen Wasser schwammen und jenen Paraffingestank absonderten, den er schon vorher wahrgenommen hatte.
    »Hat hier etwa jemand ein Feuer gemacht?«, fragte er. »Und was hat dieser dunkle Fleck da unten zu bedeuten?«
    Alle drei schauten näher hin, auf die Stelle vor den Füßen der Toten. Es war inzwischen so viel Wasser abgelaufen, dass sie den besagten Fleck als Brandspur identifizieren konnten, die sich tief in den Boden des Kahns gefressen hatte und Wasser einließ. Weitere stark verkohlte dicke Knüppel und kleinere Holzscheite lagen überall verstreut.
    »Keine Frage, hier hat ein Feuer gebrannt und den alten Kahn leckgeschlagen. Das eindringende Wasser hat die Flammen schließlich gelöscht«, dachte Bruno laut nach. »Und als Brandbeschleuniger ist Paraffin verwendet worden.«
    »Ganz schön dumm, in einem Holzboot Feuer zu machen, ohne Steine
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