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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12
Autoren: Akif Pirinçci
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Gepäck eines gut
vorbereiteten Reisenden. Panik begann sich in mir auszubreiten wie der üble
Gestank einer unheimlichen Substanz. Ogottogott, wo war ich nur gelandet?! Und
wohin ging die Reise?
    Ich beschloß, alle Vorsicht fahren zu lassen und
den Kopf wieder aus dem Sack herauszustrecken, um Gewißheit zu erlangen. Es war
mir inzwischen vollkommen einerlei, wenn ich dabei beobachtet wurde.
    Das hätte ich besser bleiben lassen, denn das, was
ich jetzt direkt vor meiner Nase erblickte, entsetzte mich mehr als die
Ungewißheit drinnen.
    Gustav, der hinter demjenigen herwatschelte, der
mich ohne es zu wissen trug, schaute mir wieder einmal geradewegs in die Augen.
Er folgte sozusagen seinem Doppelgänger. Ich war in den Rucksack des falschen
Dicken geschlüpft! Von der Ferne und von hinten gesehen hätten die beiden sogar
eineiige Zwillinge sein können, so sehr ähnelten sie einander. Das hatte man
davon, wenn man sich in einen Pulk von Menschen begab: Sie waren sich allesamt
zum Verwechseln ähnlich.
    Als er mich sah, verzog mein Dosenöffner erneut das
Gesicht wie jemand, der beim Überqueren der Straße eine Dampfwalze umarmt.
Wieder weiteten sich die Augen zu Schockgröße, wieder vibrierte der Kopf gleich
einer angeschlagenen Glocke und wieder öffnete und schloß sich der Mund, ohne
daß etwas herauskam. Man konnte seinem verblüfften Ausdruck ablesen, wie in
seinem Spatzenhirn verschiedene Erklärungen für das Unmögliche miteinander
kämpften. Aber nach dem Motto, daß nicht sein kann, was nicht sein darf, gab er
sich am Ende abermals mit der bereits bei unserer ersten Begegnung im Flugzeug
gefundenen Theorie zufrieden.
    Ich war einer, der seinem Liebling verdammt ähnlich
sah.
    Daraufhin entspannten sich die Sorgenfalten, ein
melancholisches Lächeln flog über sein Gesicht, und er erdreistete sich sogar,
meinen Kopf zu streicheln.
    »Du schon wieder!« sagte er schließlich. Und weil
er ein Ausbund an Originalität war, wiederholte er seinen Lieblingsspruch: »Ich
habe zu Hause auch einen von deiner Sorte.«
    Dann – ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie
die Dinge ihren verheerenden Lauf nahmen – trennten sich unsere Wege. Da Gustav
kein weiteres Gepäckstück als den Rucksack hatte, zog er an uns vorbei zum
Ausgang und war verschwunden. Das bedeutete, daß mein weiteres Schicksal auf
Gedeih und Verderb mit den Reiseplänen des neuen Dicken verknüpft war. Dieser
zwängte sich in einen vollklimatisierten Shuttle-Bus, nachdem er einen Koffer
vom Band gefischt hatte, und schon rollten wir über die Autobahn.
    Während die römischen Vororte, die sich kaum von
den heimatlichen Kleinbürger-Schandflecken unterschieden, am Busfenster
vorbeizogen, machte ich mir einige Gedanken über die unmittelbare Zukunft.
Trotz turmhoher Werbeschilder von IKEA und McDonalds am Wegesrand, die
Pestbeulen der Moderne, war es offensichtlich, daß wir nach Rom tuckerten. Die
Wegweiser sprachen eine klare Sprache. Und das erfüllte mich mit Zuversicht.
Denn ich wußte ja, wo Gustav in den kommenden Wochen wirken würde. Ich mußte
also nur meinen falschen Dicken bei erstbester Gelegenheit verlassen und hin
und wieder bei dem richtigen Dicken im Forum Romanum vorbeischauen.
    Wenn er seine Arbeit erledigt hätte, brauchte ich
lediglich wieder heimlich in seinen Rucksack zu schlüpfen und mit ihm die
Rückreise anzutreten. Perfekt! Die Frage allerdings, womit ich meinen Magen in
der Zeit zwischen Anreise und Abreise füllen sollte, blieb mir selbst nach
intensivster Grübelei ein Mysterium.
    Nach und nach verschwanden die diskreten Hinweise auf
schwedische Möbelhäuser und US-Fleischklopsbuden, der brodelnde Stadtverkehr
begann, und hinein ging es ins Schlaraffenland meiner Sehnsüchte. Endlich,
endlich, endlich bekam ich die in der Nachmittagssonne gülden strahlenden
Straßen mit abgewetztem Kopfsteinpflaster und das ockerfarben dampfende
Häusermeer leibhaftig vor Augen! Kein Neubau, kein Beton störten diesen
himmlischen Anblick, und hatte ich vorher lediglich in der Theorie verstanden,
daß hier die Zeit in Jahrhunderten gemessen werde, sie quasi eine liegende
Sanduhr sei, so fühlte ich es jetzt. Freilich fuhr der Bus noch in den
Hauptverkehrsadern, wo es weder berühmte Sehenswürdigkeiten noch das kunstvolle
Eingeweide der Stadt zu sehen gab. Dennoch erlaubten mir Seitenblicke in
Quergassen erste Eindrücke von dem mich zu erwartenden ästhetischen Abenteuer.
    Der Bus machte einen Zwischenstop an einer
Haltestelle
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