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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Autoren: Die Traenen der Götter
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schrie er die Stimme aus der Luft an. Er zog sich die tropfende Tunika aus.

    »Du hast das Amulett nicht gefunden.« Die Stimme hatte einen spöttischen Tonfall.
    »Ich werde auch weiterhin danach suchen. Es sind gerade erst vier Tage vergangen.«
    »Einmal angenommen, du findest es tatsächlich – was willst du dann damit tun? Du hast weder Diener noch Verbündete.«
    »Es ist ziemlich ermüdend, mit der leeren Luft zu sprechen. Also zeige dich …«
    Eine nur schemenhaft zu erkennende Gestalt erschien; sie war durchscheinend und farblos, aber eindeutig eine Frau mittleren Alters. Der Magier zog seine Hose aus, griff nach einer Decke und wickelte sich darin ein. »Ich habe diese kalten, feuchten Orte so satt… Wie nennst du dich zurzeit überhaupt?«
    »Meistens Hilda.«
    »Also, Hilda. Ich habe diesen Ort hier so satt. Diener kann ich für Gold bekommen. Das habe ich im Übermaß.
    Verbündete sind fast ebenso leicht zu gewinnen, wenn man erst einmal herausgefunden hat, was sie sich wünschen.«
    Er betrachtete das blasse Abbild. »Du weißt, dass ich schon seit ein paar Jahren gespürt habe, dass du in der Nähe bist. Aber ich habe bisher keine Notwendigkeit gesehen, dich aufzustöbern.«
    »Du kannst mich nicht so einfach loswerden, und das weißt du genauso gut wie ich.«

    Der Mann seufzte. »Du hast keine Gläubigen mehr, keine Priester; nicht einer von zehn Millionen Menschen auf dieser Welt kennt überhaupt noch deinen Namen. Und doch bestehst du weiterhin darauf, noch länger hier zu verweilen. Das schickt sich nicht für eine Göttin.«
    Der Schatten, der einst die alte Frau in der Hütte gewesen war, antwortete: »Das ist meine Natur. So lange du versuchst, deinem Meister zu dienen, so lange muss ich mich ihm entgegenstellen.«
    »Mein Meister lebt!«, sagte Sidi und deutete mit dem Finger auf den Schatten. »Du besitzt noch nicht einmal genug Anstand zuzugeben, dass du tot bist. Verschwinde!«
    Die Gestalt verschwand.
    Sofort spürte Sidi einen Stich des Bedauerns. So wenig er die Frau und ihre Inkarnationen auch mochte, so war sie doch mehrere Jahrhunderte lang ein Teil seines Lebens gewesen. In mehr als tausend Jahren war er der Erste gewesen, der das Amulett entdeckt hatte. Er hatte seiner Macht nachgegeben. Jahrelang hatte er Impulse gespürt, die er sich nicht hatte erklären können, und Stimmen gehört, die außer ihm niemand sonst hatte wahrnehmen können. Seine Macht hatte zugenommen, und lange Zeit auch sein Wahnsinn. Und dann hatte er plötzlich eine geistige Klarheit erlangt, die den Wahnsinn überwunden hatte. Und er hatte herausgefunden, wem er diente: dem Namenlosen.
    Er hatte das Amulett bereits zuvor benutzt, um andere in die Dienste seines Meisters zu locken, Wesen wie das Gerippe Savan und seinen Bruder. Das war ein Fehler gewesen. Er seufzte. Der Finsternis zu dienen bedeutete, dass man benutzen musste, was gerade des Weges kam.
    Die alte Frau war zum ersten Mal aufgetaucht, kurz nachdem er seine Kräfte gewonnen hatte. Sie war die Gegenspielerin des Namenlosen, und sie hatte sich geweigert, Sidi in Ruhe zu lassen. Er musste wider Willen zugeben, dass sie die einzige Person war wenn man denn den Geist einer toten Göttin eine Person nennen konnte –, die er länger als nur ein paar Jahre gekannt hatte. Die meisten anderen waren auf die eine oder andere schreckliche Weise getötet worden. Es mochte merkwürdig klingen, aber irgendwie hatte er die alte Göttin beinahe gern.
    Er seufzte. Die Schlacht war verloren, aber der Krieg würde weitergehen, und er würde versuchen, den Wunsch seines Meisters zu erfüllen. Irgendwann würde sein Meister auf diese Welt zurückkehren. Es mochte noch Jahrhunderte dauern, aber Sidi hatte Zeit. Man bezahlte einen hohen Preis, wenn man seinem Meister diente, aber man erhielt auch Belohnungen. Sidi mochte wie ein Fünfzigjähriger aussehen, doch er hatte bereits nahezu fünfmal so lange gelebt.
    Er legte sich auf das Bett und seufzte tief. »Ich muss zusehen, dass ich einen angenehmeren Ort zum Leben finde – und zwar bald.«

    Danksagung

    Wie bei allen anderen Projekten zuvor schulde ich auch dieses Mal vielen Menschen Dank – bei diesem Werk sogar noch viel mehr als bei allen anderen, die ich bisher verfasst habe. Das hat zu einem erheblichen Teil mit der Entwicklung des Spiels »Return to Krondor« zu tun, denn die Geschichte, die das Herzstück jenes Spiels bildet, dient auch als Herzstück dieses Romans. Ich würde ziemlich nachlässig mit
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