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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Autoren: Die Traenen der Götter
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Piraten, die sich entlang der queganischen Küste herumtreiben sollten, hatten einen gewagten Kurs in die Nähe der Witwenspitze notwendig gemacht – ein Gebiet voller Felsen und Riffe, das man, wenn möglich, am besten meiden sollte. Doch die Morgenröte Ishaps war mit erfahrenen Seeleuten bemannt, die auf jeden Befehl des Kapitäns achteten und ihn unverzüglich befolgten, denn jeder von ihnen wusste, dass ein Schiff, das erst einmal in die Felsen bei der Witwenspitze geraten war, keine Überlebenschance mehr besaß. Die Männer fürchteten um ihr Leben – das war nur natürlich –, aber sie waren nicht nur deswegen ausgewählt worden, weil sie erfahrene Seeleute waren, sondern auch wegen ihrer Treue zum Tempel. Und sie wussten alle, wie teuer ihre Fracht dem Tempel war.
    Unten im Frachtraum umringten acht Mönche des Ishap-Tempels von Krondor ein überaus heiliges Objekt – die Träne der Götter. Dabei handelte es sich um ein Juwel von erstaunlicher Größe – so lang wie der Arm eines großen Mannes und zweimal so dick-, das von innen heraus in einem mystischen Licht leuchtete. Alle zehn Jahre wurde in einem Kloster, das verborgen in einem kleinen versteckten Tal in den Grauen Türmen lag, eine neue Träne geformt. Wenn der größte Teil der heiligen Riten vollzogen worden und die Träne bereit war, transportierte eine schwer bewaffnete Karawane sie zum nächsten Hafen in den Freien Städten von Natal. Dort wurde sie auf ein Schiff verladen und nach Krondor gebracht. Von dort aus würde die Träne mit einer Eskorte aus Kriegsmönchen, Priestern und Bediensteten nach kurzer Zeit Salador erreichen, dort an Bord eines weiteren Schiffes verladen und schließlich zum Muttertempel in Rillanon gebracht werden, wo sie die vorhergehende Träne ersetzen würde, deren Macht geschwunden war.
    Die wahre Natur und der wirkliche Zweck des heiligen Edelsteins waren nur den obersten Rängen derer bekannt, die dem Tempel dienten, und der Seemann hoch oben auf dem Hauptmast stellte keine Fragen. Er vertraute auf die Macht der Götter und wusste, dass er einem größeren Wohl diente. Und er wurde gut dafür bezahlt, dass er auf Wache aufmerksam war – und nicht dafür, dass er Fragen stellte.
    Aber nach zwei Wochen, in denen sie sich mit widrigen Winden und schwerer See herumgeschlagen hatten, begann auch der frömmste Mann das blauweiße Licht, das jeden Abend aus dem Laderaum heraufschimmerte, und den immer währenden Gesang der Mönche nerven-aufreibend zu finden. Die andauernden, für diese Jahreszeit untypischen Winde und unerwarteten Stürme hatten einige Mannschaftsmitglieder von Zauberei und dunkler Magie reden lassen. Der Ausguck schickte ein stummes Gebet an Killian, die Göttin der Natur und der Seeleute (und fügte dann noch ein kurzes an Eortis hinzu, von dem man sagte, er wäre der wahre Gott des Meeres), dass sie in der Morgendämmerung
    endlich ihren Bestimmungsort
    erreichen würden: Krondor. Die Träne und ihre Eskorte würden die Stadt schnell wieder in Richtung Osten verlassen, doch der Seemann würde in Krondor bei seiner Familie bleiben. Die Heuer, die ihm diese Reise eingebracht hatte, würde es ihm ermöglichen, längere Zeit zu Hause zu bleiben.
    Der Seemann im Mastkorb dachte an seine Frau und seine beiden Kinder, und ein leichtes Lächeln huschte über seine Züge. Seine Tochter war jetzt alt genug, um ihrer Mutter in der Küche zu helfen und sich um den kleinen Bruder zu kümmern, und schon bald würde das dritte Kind zur Welt kommen. Wie schon hunderte Male zuvor schwor sich der Seemann, dass er sich eine andere Arbeit suchen würde – eine, die näher an seinem Heim war, sodass er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen konnte.
    Eine Bewegung in Richtung der Küste riss ihn aus seinen Träumereien. Das Licht der Schiffslaternen flackerte über sturmzerzauste Sturzwellen, und er konnte den Rhythmus der See spüren. Irgendetwas hatte gerade diesen Rhythmus unterbrochen. Er spähte durch das Zwielicht, versuchte, mit reiner Willenskraft die Düsternis zu durchdringen, zu sehen, ob sie zu nah auf die Felsen zutrieben.

    »Dieses blaue Licht, das von dem Schiff kommt, verschafft mir ein schlechtes Gefühl, Kapitän«, sagte Knute.
    Der Mann, den Knute angesprochen hatte, schaute auf ihn herunter. Mit einer Größe von sechs Fuß und acht Zoll überragte er alle um ihn herum und ließ sie klein erscheinen. Seine überaus kräftigen Schultern und Arme wurden nicht von dem schwarzen Lederharnisch
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