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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Autoren: Die Traenen der Götter
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bedeckt, den er bevorzugte, obwohl er ein paar mit stählernen Dornen besetzte Schulterstücke hinzugefügt hatte – eine Trophäe, die er der Leiche eines ziemlich bekannten Gla-diators aus Queg abgenommen hatte. Die Haut, die zu sehen war, wies Dutzende von kreuz und quer verlaufen-den Narben auf, Erinnerungen an frühere Kämpfe. Eine dieser Narben zeichnete sein Gesicht; sie verlief von der Stirn bis zum Kieferknochen, mitten durch das rechte Auge, das milchig weiß war. Doch das linke Auge schien in einem bösen inneren roten Licht zu glühen, und Knut wusste, dass diesem Auge so gut wie nichts entging.
    Von den Dornen auf den Schulterstücken abgesehen, war die Rüstung glatt und zweckmäßig, gut eingefettet und generell in einem guten Zustand, auch wenn sie an einigen Stellen geflickt und ausgebessert worden war. Um den Hals des Mannes hing ein Amulett; es war aus Bronze, und dass es so dunkel war, lag nicht nur an seinem Alter und einer gewissen Nachlässigkeit – es war von alten schwarzen Künsten befleckt. Der rote Edelstein in seiner Mitte pulsierte schwach, wie um die Worte seines Trägers zu unterstreichen, als Bär sagte: »Kümmere dich lieber darum, uns auf Abstand zu den Felsen zu halten, Lotse.
    Das ist der einzige Grund, warum du noch am Leben bist.«
    Er drehte sich nach achtern. »Jetzt!« Seine Stimme klang leise, trug aber dennoch bis zum Heck des Schiffes.
    Einer der Seeleute am Heck wandte sich an die Männer im Frachtraum unter ihm. »Vorwärts!« Der Hortator hob eine Hand und ließ sie dann mit der Kante auf die Trommel zwischen seinen Knien fallen.
    Beim ersten Trommelschlag hoben die Sklaven, die an ihre Bänke gekettet waren, die Ruder, und beim zweiten senkten sie sie und zogen wie ein Mann. Sie wussten Bescheid, doch der Sklavenmeister, der zwischen den Ruderbänken auf und ab schritt, wiederholte noch einmal eindringlich seine Worte. »Leise, meine Lieblinge! Ich werde jeden von euch töten, der ein Geräusch von sich gibt, das lauter ist als ein Flüstern.«
    Das Schiff, eine queganische Patrouillen-Galeere, die bei einem Überfall vor einem Jahr erbeutet worden war, schob sich vorwärts, wurde schneller. Knute kauerte am Bug und beobachtete eifrig die Wasseroberfläche. Er hatte das Schiff in eine Position gebracht, von der aus es direkt auf das Ziel zukommen würde, doch sie mussten immer noch eine Wende nach backbord durchführen – das war nicht schwierig, wenn man den rechten Zeitpunkt wählte, aber nichtsdestotrotz gefährlich. Plötzlich drehte Knute sich um und sagte: »Jetzt – hart backbord!«
    Bär drehte sich um und gab den Befehl weiter, und der Steuermann setzte ihn in die Tat um. Einen Augenblick später befahl Knute: »Ruder mittschiffs«, und die Galeere begann, die Wogen zu durchschneiden.
    Knutes Blick huschte kurz zu Bär hinüber, dann kehrte seine Aufmerksamkeit zu dem Schiff zurück, das sie überfallen wollten. Knute hatte noch nie zuvor in seinem Leben so viel Angst gehabt. Er war ein geborener Pirat, eine Hafenratte aus Natal, die sich vom einfachen Seemann zu einem der besten Lotsen des Bitteren Meeres hochgearbeitet hatte. Er kannte jeden Felsen, jede Untiefe und jedes Riff zwischen Ylith und Krondor und westwärts bis zur Straße der Finsternis und entlang der Küste der Freien Städte. Dieses Wissen hatte dafür gesorgt, dass er mehr als vierzig Jahre lang am Leben geblieben war, während andere Männer gestorben waren – Männer, die weitaus tapferer, stärker und intelligenter als er gewesen waren.
    Knute spürte, dass Bär hinter ihm stand. Er hatte schon früher für den riesigen Piraten gearbeitet, hatte einst mit ihm queganische Schiffe überfallen, wenn sie von ihren Raubzügen entlang der Küste von Kesh zurückgekehrt waren. Ein anderes Mal hatte er zusammen mit Bär als Freibeuter gearbeitet, mit einem Kaperbrief des Gouverneurs von Durbin, und hatte Schiffe des Königreichs geplündert.
    Die vergangenen vier Jahre hatte Knute seine eigene Bande gehabt, Strandräuber, die die Wracks der Schiffe geplündert hatten, die mit falschen Lichtzeichen auf die Riffe hier bei der Witwenspitze gelockt worden waren.

    Sein Wissen um diese Felsen und wie man sie überwinden konnte, hatte ihn wieder in Bärs Dienste zurückgebracht.
    Der merkwürdige Händler namens Sidi, der ungefähr einmal im Jahr in das Gebiet bei der Witwenspitze kam, hatte ihm aufgetragen, einen skrupellosen Mann zu finden, der sich nicht vor einer gefährlichen Mission
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