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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Autoren: Die Traenen der Götter
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er sich hin, benutzte sein Schwert als Hebel und schleuderte das Amulett, so weit er konnte, ins Meer hinaus. Im herrschenden Dämmerlicht konnten sie nicht erkennen, wie es auf der Wasseroberfläche auftraf.
    James marschierte zu seinen Gefährten zurück. »Wenn das Schicksal uns gnädig gesinnt ist, wartet oben in Haldenkopf ein Trupp Soldaten auf uns, sodass wir für den Rückweg nach Krondor eine Eskorte haben werden.«
    Zerschlagen und mitgenommen humpelten sie den Pfad hinauf, der nach Haldenkopf führte.

    Die blassrosa und golden gefärbten Wolken am östlichen Himmel kündeten von der einsetzenden Morgendämmerung, während Jazhara durch den Wald zu Hildas Hütte marschierte. Als sie die Lichtung erreichte und freie Sicht auf das Gebäude hatte, stieg ein Gefühl der Unruhe in ihr auf.
    Die Hütte war verlassen. Das konnte sie selbst aus dieser Entfernung erkennen, denn es gab nicht den geringsten Lichtschein, der auf ein Feuer oder eine Laterne im Innern hingedeutet hätte. Außerdem stand die Tür sperrangelweit offen, und die Pflanzen und Kräuter, die auf der Veranda unter den Dachsparren gehangen hatten, fehlten.

    Langsam stieg sie die Stufen zur Veranda hinauf und trat ins Innere der Hütte. Dort befanden sich nur noch der Tisch und der Stuhl; die Truhe und alle anderen persönlichen Gegenstände waren verschwunden.
    Auf dem Tisch lag ein einzelnes Blatt Pergament.
    Jazhara hob es hoch.

    Mädchen, stand da geschrieben, meine Zeit ist um. Ich sollte hier über das Böse wachen, bis eines Tages jemand kommen und es von hier vertreiben oder ausmerzen würde. Ihr seid tapfere und findige junge Leute. Die Zukunft gehört euch. Dient den Mächten des Guten.
    Hilda

    »Sie ist fort«, sagte Jazhara leise zu William, der hinter ihr lautlos auf die Veranda gekommen war.
    William betrat jetzt das Innere der Hütte. »Wer war sie?«
    »Eine Hexe, sagen die Leute«, erwiderte Jazhara.
    »Aber das ist nicht deine Meinung«, sagte William. Er war in Stardock aufgewachsen, und die Vorurteile, mit denen Frauen zu kämpfen hatten, die Magie praktizierten, kannte er genauso gut wie sie. »Und wer war sie wirklich?«

    »Eine weise Frau«, antwortete Jazhara. Sie faltete den Zettel zusammen und schob ihn in ihre Gürteltasche. »Eine Dienerin des Guten. Und jetzt ist sie fort.«
    »Hat sie gesagt, wo sie hingehen würde?«
    »Nein«, sagte die junge Magierin. Sie ließ den Blick durch die Hütte schweifen, bevor sie William direkt anschaute. »Warum bist du mir gefolgt?«
    »Ich wollte mit dir reden, ohne dass all die anderen dabei sind, was auf dem langen Weg zurück nach Krondor wohl die ganze Zeit der Fall sein dürfte.«
    »Wir können auf dem Rückweg ins Dorf miteinander reden«, schlug Jazhara vor.
    William trat beiseite, um sie durchzulassen, und ging dann auf dem Pfad nach Haldenkopf neben ihr her.
    »Sprich. Ich höre dir zu«, sagte Jazhara, nachdem sie ein paar Schritte gegangen waren.
    William holte tief Luft. »Es ist mir sehr unangenehm.«
    »Das muss es nicht sein.«
    »Ich habe da Dinge gesagt –«
    Sie blieb stehen und legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Das haben wir beide getan. Du bist jung gewesen … wir sind beide noch sehr jung gewesen. Aber dieses …
    Missverständnis, es ist längst vergangen und vergessen.«
    »Dann ist zwischen uns also wieder alles in Ordnung?«
    Jazhara nickte. »Zwischen uns ist alles in Ordnung.«

    William setzte sich wieder in Bewegung. »Gut. Ich habe gerade erst … jemanden verloren, den ich sehr gern gehabt habe, und … ich möchte nicht noch eine Freundin verlieren.«
    »Du wirst mich niemals verlieren, William«, sagte Jazhara. Dann schwieg sie einige Zeit. »Das mit Talia tut mir Leid«, meinte sie schließlich. »Ich weiß, dass sie dir sehr viel bedeutet hat.«
    William warf Jazhara einen Blick zu. »Das hat sie.
    Genau wie du.«
    Jazhara lächelte. »Und du bedeutest mir auch sehr viel.«
    »Wir beide werden uns in den nächsten Jahren ziemlich oft sehen. Ich wollte einfach nicht, dass es da Probleme zwischen uns geben würde.«
    »Das möchte ich auch nicht.«
    Den Rest des Weges gingen sie schweigend dahin, zufrieden damit, dass sie begonnen hatten, die Kluft, die sich vor langer Zeit zwischen ihnen aufgetan hatte, zu schließen.

    Die Rückreise nach Krondor verlief ohne besondere Vorkommnisse. Die Entsatztruppen aus Müllersruh hatten bereits in Haldenkopf auf sie gewartet, als sie vom Strand heraufgekommen waren. Sie geleiteten James und seine
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