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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Autoren: Die Traenen der Götter
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erkennen.
    »Talia!«, keuchte William.
    Das Mädchen lächelte ihn an. »Du bist nicht allein, William.«
    Sie bewegte sich auf William zu und trat in seinen Körper. Er leuchtete im Licht der Erscheinung auf, und seine Rüstung schien sich zu bewegen, als wäre sie plötzlich flüssig geworden.

    Vor den erstaunten Augen der Umstehenden wurde William verwandelt. Seine Statur wurde kräftiger, seine ohnehin breiten Schultern wurden noch breiter. Die Rüstung wurde dunkler; das silberne Kettenhemd eines krondorianischen Offiziers wurde zu einem Plattenpanzer, der von so tiefroter Farbe war, dass er beinahe schwarz wirkte. Ein Helm erschien auf seinem Kopf, der seine Gesichtszüge verbarg, und die Augenschlitze glommen in einem düsteren Rot. Eine Stimme erklang, und sie gehörte weder William noch Talia. »Ich bin Kahooli. Ich bin der Gott der Rache!«
    Die Gestalt hob die Hand, und in ihr erschien ein Flammenschwert. Mit einem verblüffend schnellen Hieb traf die Klinge Bärs Arm.
    Bär zuckte zusammen und wich zurück, und sein gesundes Auge weitete sich vor Erstaunen. »Ich blute! Ich spüre den Schmerz!«
    Er zog sein Schwert und schlug auf die rot gerüstete Gestalt ein, und ein schmerzhafter Schlag lief durch seinen Arm, als der Gott den Hieb parierte. Dann stieß Kahoolis Verkörperung mit dem Schwert zu. Bär schaute an sich hinunter und sah eine tiefe, blutende Wunde auf seiner Brust. Er taumelte rückwärts. »Nein! Das ist unmöglich!«
    Bär schlug erneut zu, doch auch dieses Mal parierte der Geist des Rachegottes, der sich in Williams Körper manifestiert hatte, den Hieb und ließ ihn wirkungslos verpuffen. Und dann rammte er Bär das Schwert mit einem direkten Stoß bis zum Griff in den Bauch.

    Bär sank in die Knie, umklammerte die flammende Klinge. »Nein«, sagte er ungläubig. »Du hast gesagt, dass so etwas niemals passieren würde. Ich kann nicht sterben.
    Du hast es mir versprochen. Du hast gesagt, ich würde niemals sterben!« Er fiel rücklings in den Sand, und sein Auge starrte hinauf zum Nachthimmel. »Du hast… gesagt
    … ich würde niemals … sterben …«
    Die Gestalt blieb einen Augenblick über ihm stehen und schaute auf ihn hinunter. Dann begann sie erneut zu schimmern und verwandelte sich zurück in William.
    Der junge Soldat taumelte, als würde er von einem Schwächeanfall heimgesucht. Er sank auf die Knie und schaute sich um. Erneut erschien der Schatten von Talia.
    Mit sanfter Stimme sagte er zu ihr: »Wir haben es geschafft, Talia. Es ist vorbei.«
    Der Geist des jungen Mädchens lächelte ihn an. »Und jetzt werde ich ruhen. Ich danke dir, William.«
    William liefen Tränen über die Wangen. »Talia! Nein!
    Bitte bleib!«
    Während sie allmählich verblasste, wisperte Tahas Geist: »Nein, William. Das Leben gehört den Lebenden.
    Du hast noch ein langes Leben vor dir, und ich muss meinen neuen Platz auf dem Rad einnehmen. Bitte, sag mir Lebewohl.«
    Kurz bevor sie verschwand, schien sie für einen winzigen Augenblick in einem hellen Licht aufzuleuchten.

    Sie streckte die Hand aus und berührte Williams Wange.
    Und dann verschwand sie.
    »Leb wohl, Talia«, sagte William leise, während ihm immer noch Tränen übers Gesicht rannen.
    James schaute sich um und stellte fest, dass Bärs übrige Männer geflohen waren. Er nahm sein Schwert auf und sah, dass Solon die Träne bereits wieder sicher verwahrt hatte.
    James und Jazhara gingen zu dem immer noch am Boden knienden jungen Offizier. »Gut gemacht, William.
    Jetzt ist sie gerächt«, sagte James.
    Jazhara legte William sanft eine Hand auf die Schulter.
    »Und die Träne ist in Sicherheit.«
    »Dann ist es also wahr, was er über die Träne gesagt hat?«, fragte William.
    »Ja. Das und noch mehr«, sagte Solon. »Die Träne verfügt über große Macht, und Ihr habt dafür gesorgt, dass diese Macht nicht dazu missbraucht werden kann, Böses zu tun.« Er hielt die Schachtel mit der Träne fest in der Hand. »Doch dies war nur ein kleineres Scharmützel. Der Krieg ist noch lange nicht gewonnen.«
    »Was ist mit Bärs Amulett?«, fragte Jazhara.
    »Das Artefakt ist eigentlich viel zu mächtig, als dass wir es hierlassen sollten«, meinte Kendaric.
    James hob es mit Hilfe seines Schwertes auf. »Ich würde das Ding um keinen Preis der Welt anfassen«, sagte er. »Es scheint die gewalttätige Seite in einem Menschen zum Vorschein zu bringen.«
    Er ging zurück zu jener Stelle, wo die Felsen weit ins Meer hinausragten. Dort stellte
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