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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2
Autoren: Der Konig der Fuchse
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weit zu brechen, dass der
Verfolger sich verriet, dann ging er weiter. An der
nächsten Kreuzung wandte er sich nach rechts und
drückte sich in den Torweg einer Schneiderei, in der
er Kunde war. Dann zog er den Dolch aus dem Gürtel und wartete. Genau zu dem Zeitpunkt, zu dem Tal
ihn erwartete, bog der Verfolger um die Ecke und
kam an dem Torweg vorbei.
Tal streckte die Hand aus, packte den Mann an der
rechten Schulter, drückte ihn nach unten und drehte
ihn gleichzeitig. Der Mann reagierte, aber Tal war
schneller; außerdem tat der Verfolger genau das, was
Tal erwartet hatte, und zögerte einen Augenblick,
bevor er sich instinktiv zu entziehen versuchte. Tal
riss den Arm seines Gegners nach oben und nutzte
die Bewegung, um den Mann vollkommen herumzudrehen. Plötzlich fand sich der Verfolger fest gegen
die Tür gedrückt, mit Tals Dolch an seiner Kehle.
»Warum folgt Ihr mir?«, fragte Tal, seine Stimme
nur ein Zischen, um die Hausbewohner, die im
Stockwerk über dem Laden schliefen, nicht zu wecken.
Der Mann war schnell, und seine Hände zuckten
zu seinem eigenen Dolch, noch bevor die letzte Silbe
gesprochen war. Er war allerdings auch nicht dumm,
denn er erkannte die Hoffnungslosigkeit seiner Situation einen Augenblick, bevor Talon gezwungen gewesen wäre, ihm die Kehle durchzuschneiden. Er
hob die Hände, um zu zeigen, dass sie leer waren.
Ebenfalls im Flüsterton antwortete er: »Euer Wohlgeboren, ich wollte Euch nichts tun! Mein Schwert
und der Dolch sind noch im Gürtel!« Er benutzte die
Sprache des Königreichs der Inseln.
»Wer seid Ihr?«
»Ich heiße Petro Amafi.«
»Amafi? Das ist ein queganischer Name. Aber Ihr
sprecht die Sprache der Inseln.«
»Ich habe viele Jahre in Salador gelebt, und um
ehrlich zu sein, ist mein Roldemisch nicht besonders
gut, also benutze ich die Sprache des Königreichs.«
»Dann sagt mir, Amafi, warum Ihr mir folgt«,
wiederholte Tal.
»Ich bin ein Berufsattentäter. Man hat mich bezahlt, um Euch zu töten.«
Tal trat einen Schritt zurück – wobei er die Klinge
immer noch an Petro Amafis Kehle ließ – und sah
sich den Mann genauer an.
Der Attentäter war einen halben Kopf kleiner als
der gut sechs Fuß große Tal, und er hatte breite
Schultern und eine breite Brust. Schon seiner Kleidung sah man an, dass er nicht aus Roldem kam; sein
Hemd war lang und mit einem schwarzen Lederriemen gegürtet, und statt der langen weiten Hosen, die
derzeit in Roldem modern waren, trug er Kniehosen
und Schnallenschuhe. Er hatte einen Schnurrbart und
einen dünnen Kinnbart, und auf seinem Kopf saß ein
Filzbarett mit einer Brosche und einer Feder auf der
linken Seite. Sein Gesicht war schmal, und er hatte
tief liegende Augen, die seine Gefährlichkeit besser
deutlich machten als sein irgendwie fuchsartiges
Aussehen.
»Ihr wollt mir nichts tun, aber Ihr seid ein Attentäter, der mich umbringen soll. Das ist irgendwie widersprüchlich, denkt Ihr nicht auch?«, sagte Tal.
»Es hilft mir nichts, die Wahrheit zu verbergen,
Euer Wohlgeboren. Ich bin nur so lange sicher, wie
Ihr nichts wisst. Wenn Ihr mich jetzt umbringt, werdet Ihr Euch hinterher fragen, wer mich bezahlt hat.«
Tal lachte. »Das stimmt. Also wissen wir jetzt beide nicht mehr weiter, denn wenn Ihr es mir sagt,
muss ich Euch töten. Also nutzt es Euch, mir nichts
zu sagen. Aber ich kann auch nicht den Rest meines
Lebens darauf warten, dass Ihr mir enthüllt, wer
Euch geschickt hat, also gewinne ich nichts, indem
ich Euch leben lasse.«
»Wartet!« Amafi hob beschwichtigend die Hände.
»Ich bin nicht gekommen, um Euch zu töten. Man
hat mich dafür bezahlt, aber ich habe Euch schon in
Salador eine Woche beobachtet, und ich möchte einen Handel abschließen.«
»Um Euer Leben?«
»Mehr, Euer Wohlgeboren. Ich will Euer Diener
sein.«
»Ihr wollt in meine Dienste treten?«, fragte Tal
misstrauisch.
»Mit dem größten Vergnügen, Euer Wohlgeboren.
Ein Mann mit Euren Fähigkeiten wäre ein sehr erstrebenswerter Herr. Ich habe Euch im Haus der
Klingen in Salador beim Training gesehen, ich habe
beobachtet, wie Ihr in den Bierhäusern Karten spielt:
Ihr gewinnt gerade genug, um niemanden misstrauisch zu machen, und dennoch seid Ihr ein meisterhafter Betrüger. Ihr seid willkommen in den Häusern
der Großen und Beinahe-Großen. Männer bewundern
Euch, Frauen begehren Euch. Und was noch wichtiger ist, noch niemand hat je geschafft, was Euch gerade gelungen ist, nämlich mich vom Jäger zum
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