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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2
Autoren: Der Konig der Fuchse
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Groß-Kesh, dem Königreich der Inseln, und einem halben Dutzend kleinerer Nationen in der Nähe
liefen täglich ein oder aus.
    Der Mann, den der Vogel beobachtete, trug praktische Reisekleidung aus festen, leicht zu säubernden
Stoffen und mit Verschlüssen, die es ihm erlaubten,
es bei jedem Wetter bequem zu haben. Seine Jacke
war so entworfen, dass sie auch ausschließlich auf
der linken Schulter hängen und den Schwertarm
nicht behindern würde. Auf dem Kopf trug er ein
schwarzes Barett mit einer Silbernadel und einer einzelnen grauen Feder, und seine Füße steckten in festen Stiefeln. Sein Gepäck wurde gerade abgeladen
und würde zu der Adresse geliefert werden, die er
angegeben hatte. Er reiste ohne Diener, was für einen
Adligen zwar ungewöhnlich war, aber hin und wieder vorkam – schließlich waren nicht alle Adligen
wohlhabend.
    Eine Sekunde hielt er inne, um sich umzusehen.
Rings um ihn her eilten die Menschen weiter: Lastenträger, Seeleute, Hafenarbeiter und Fuhrleute.
Wagen, so hoch beladen, dass ihre Räder beinahe
brachen, rollten langsam an ihm vorbei, Fracht wurde in die Stadt oder zu den Fährbarken gebracht, die
sie zu den größeren Handelsschiffen transportieren
würden. Roldem war wirklich ein geschäftiger Hafen; hier wurden nicht nur Waren abgeliefert, sondern auch umgeladen, denn Roldem war die Handelshauptstadt der See des Königreichs.
    Wohin der junge Mann auch schaute, sah er Spuren dieses Handels. Männer feilschten über die Kosten von Waren, die auf weit entfernten Märkten verkauft werden sollten, andere verhandelten über den
Preis für das Abladen von Fracht oder versicherten
eine Ladung gegen Piraten oder Schiffskatastrophen.
Andere wiederum waren Agenten von Handelshäusern, die angespannt nach jedem Zeichen Ausschau
hielten, das ihren Geldgebern einen Vorteil versprach
– Männern, die ebenso gut im weit entfernten Krondor in einem Kaffeehaus sitzen konnten wie in der
Händlerbörse nur eine Straße von dort, wo der junge
Mann jetzt stand. Die Beobachter schickten Jungen
mit Botschaften über eintreffende Waren zu diesen
Männern in der Börse, Männern, die versuchten, eine
Veränderung auf einem weit entfernten Markt wahrzunehmen, bevor sie kauften oder verkauften.
    Der junge Mann ging weiter und wich einer Bande
von Jungen aus, die mit kindlicher Entschlossenheit
vorbeistürmten. Er zwang sich, nicht nach seinem
Geldbeutel zu tasten, denn er wusste, dass der Beutel
noch dort war, wo er sein sollte. Es bestand allerdings immer die Möglichkeit, dass die Jungen von
einer Bande von Taschendieben ausgeschickt worden
waren, um wohlhabende Opfer auszuspähen. Der
junge Mann sah sich weiter um und versuchte, jede
mögliche Gefahr zu erfassen. Aber er konnte nur Bäcker und Straßenhändler, Reisende und zwei Wachsoldaten entdecken. Es war genau das, was er hier im
Hafen von Roldem erwartet hatte.
    Der Vogel, der von oben herabblickte, bemerkte,
dass ein anderer Mann im Gedränge parallel zu dem
jungen Adligen unterwegs war, im gleichen Tempo
wie dieser.
    Der Vogel kreiste und beobachtete den zweiten
Mann, einen hoch gewachsenen Reisenden mit dunklem Haar, der sich bewegte wie ein Raubtier und den
anderen Mann problemlos im Auge behielt, sich aber
hinter Passanten verbarg und ohne jede Anstrengung
der Menge auswich, wobei er nie zurückfiel, sich aber auch nicht weit genug näherte, um entdeckt zu
werden.
    Der junge Adlige hatte ursprünglich helle Haut
gehabt, die nun aber von der Sonne gebräunt war,
und er kniff die blauen Augen gegen das helle Tageslicht zusammen. Es war Spätsommer in Roldem, und
die Morgensonne hatte den Nebel inzwischen weggebrannt. Nun war der Himmel blau, und die Wärme
wurde von einem leichten Wind, der vom Meer kam,
erträglich gemacht. Ein Liedchen vor sich hin pfeifend, ging der junge Adlige den Hügel hinauf, unterwegs zu seinem alten Domizil, einer Dreizimmerwohnung im Haus eines Geldverleihers. Er wusste,
dass er verfolgt wurde, denn er war ein hervorragender Jäger.
    Talon Silverhawk, der Letzte der Orosini, Diener
des Konklaves der Schatten, war nach Roldem zurückgekehrt.
    Hier gab er sich als Talwin Hawkins aus, ein entfernter Verwandter von Lord Seijan Hawkins, Baron
am Hof des Prinzen von Krondor. Sein Titel lautete
Junker von Wildenhag und Klingenburg, Erbbaron
von Silbersee – Ländereien, die so gut wie kein Einkommen erbrachten. Er war ein Vasall des Barons
von Ylith und hatte als
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