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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2
Autoren: Der Konig der Fuchse
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gesamte Universum schien in Trübheit versunken.
Selbst die Geräusche klangen gedämpft. Aus den
Gasthäusern, an denen Tal vorbeikam, war statt der
üblichen rauen Kakophonie nur leises Stimmengemurmel zu vernehmen. Schritte waren ein Knirschen
von Absätzen auf getrocknetem Schlamm und nicht
länger ein Klappern von Leder auf Stein.
Dennoch wusste Tal Hawkins, dass man ihn verfolgte. Er hatte es gewusst, sobald er Lady Gavorkins
Haus verlassen hatte. Er hatte in Ruhe im Metropol
zu Abend gegessen – Pasko hatte nur Minuten gebraucht, um vom Besitzer eine Einladung für den
Sieger des Turniers der Meister zu erhalten – und
den Club mit einer kostenlosen Mitgliedschaft in der
Tasche verlassen. Die Inneneinrichtung, die Atmosphäre und der Service hatten ihn beeindruckt. Das
Essen hingegen war gerade noch akzeptabel, und er
nahm sich vor, darüber einmal mit dem Küchenchef
zu reden, aber er sah schon, dass ein solcher Club ein
recht gutes Geschäft sein konnte.
Roldem lebte mehr vom Handel als jedes andere
Land im Osten, und dieser Club bot eine Umgebung,
in der Adlige und wohlhabende Bürger in einer entspannten Atmosphäre zusammenkommen konnten,
wie es anderswo in der Stadt undenkbar war. Tal
nahm an, dass in den kommenden Jahren in den stillen Räumen des Metropol einige Vermögen verloren
und Titel gewonnen, Eheschließungen arrangiert und
Bündnisse geschlossen würden. Noch bevor er mit
Essen fertig war, hatte man ihm eine Botschaft von
Lady Gavorkin gereicht, und Tal hatte gedacht, dass
er seinen Verfolger ebenso auf dem Weg zu ihrem
Haus erwischen könnte wie unterwegs zu seinem eigenen. Wer immer ihm folgte, hatte ihn jedoch nicht
einmal angesprochen, und er hatte zwei angenehme
Stunden verbracht, während derer Lady Gavorkin ihn
zunächst für seine lange Abwesenheit tadelte und
ihm dann leidenschaftlich verzieh.
Die Dame war seit kurzem Witwe; ihr Gatte war
bei einer Vergeltungsaktion gegen ein Nest von cerisischen Piraten umgekommen, die aus einer verborgenen Bucht an der Küste von Kesh heraus operierten. Der Tod ihres Mannes im Dienst der Krone von
Roldem hatte Lady Gavorkin viel Mitgefühl eingebracht und darüber hinaus eine bescheidene Pension
zusätzlich zu ihren ausgedehnten Ländereien und den
Wunsch nach einem neuen Mann, sobald die Trauerzeit vorüber war. Sie hatte keine Kinder, und ihre
Ländereien waren gefährdet, falls die Krone zu dem
Schluss kommen sollte, dass ein anderer Adliger sie
besser verwalten würde. Aus der Perspektive des
Königshauses wäre es ideal gewesen, wenn Lady
Gavorkin, Gräfin von Dravinko, einen anderen Adligen heiraten würde, der in der Gunst der Krone
stand, denn so hätte man zwei Fliegen mit einer
Klappe geschlagen.
Tal wusste, er würde den Kontakt zu der Dame
bald abbrechen müssen, denn seine vorgebliche Identität würde nie die ausführlichen Nachforschungen
überstehen, die unternommen wurden, wenn jemand
in den roldemischen Adel einheiratete. Der Sohn eines unwichtigen Junkers aus einem weit abgelegenen
Provinznest mochte als Begleiter zu Galas und Festivitäten akzeptabel sein, aber die Witwe eines Kriegshelden zu heiraten, war eine ganz andere Sache. Außerdem war eine Bindung, selbst an eine so attraktive
Frau wie Lady Margaret Gavorkin, für Tal wenig
reizvoll, so beträchtlich der Reichtum und die Energie der Dame im Bett auch sein mochten.
Tal lauschte, während er weiterging, und setzte
seine Jägerinstinkte ein. Er hatte schon vor Jahren
gelernt, dass eine Stadt nichts weiter war als eine andere Art von Wildnis und dass die Fertigkeiten, die
er als Junge in den Bergen weit im Norden auf der
anderen Seite des Meeres erlernt hatte, ihn auch in
einer Stadt am Leben erhalten konnten. Jeder Ort hatte seinen eigenen Rhythmus, sein eigenes Tempo,
seine eigene Dynamik, und sobald Tal mit der Umgebung vertraut war, erkannte er Gefahren und Jagdgelegenheiten in der Stadt genauso wie im Wald.
Wer immer ihm folgte, strengte sich sehr an, Abstand zu halten, und jemand, der sich seiner Umgebung nicht so genau bewusst war wie Tal, hätte den
Verfolger wahrscheinlich nicht bemerkt. Tal kannte
diesen Teil der Stadt so gut, als wäre er hier aufgewachsen, und er wusste, dass er den Verfolger leicht
loswerden könnte. Aber er war neugierig, um wen es
sich handelte und – was noch wichtiger war – aus
welchem Grund der Mann ihm folgte.
Er hielt einen halben Schritt lang inne, gerade genug, um den Rhythmus so
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