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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2
Autoren: Der Konig der Fuchse
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hinten
stand eine Hütte. Er riss die Tür auf und ging hinein.
Ein Dutzend Betten war an den Wänden aufgereiht,
und ein einzelner Tisch stand in der Mitte des
Raums.
Die Sklaven sahen ihn ängstlich an. Eine einzelne
Kerze brannte auf dem Tisch. Tal griff danach, ging
von einem Bett zum anderen und sah sich die Gesichter an. Schließlich fand er die Frau, die er suchte.
In der Sprache seines Volkes sagte er: »Teal Eye,
ich bin Talon Silverhawk. Du kanntest mich als den
Jungen Kielianapuna.«
Sie blinzelte, als hätte sie eine Vision. Leise fragte
sie: »Kieli?«
Er nickte und streckte die Hand aus. »Ich bin hier,
um dich mitzunehmen, wenn du mit mir kommen
willst.«
Langsam stand sie auf und ergriff seine Hand.
»Ich wäre überall lieber als hier.« Sie betrachtete forschend sein Gesicht, und so etwas wie Erkennen erschien in ihrem Blick. »Du bist tatsächlich Kieli«,
sagte sie leise, und hinter dem Schmerz in ihren Augen entdeckte er auch Hoffnung. Sie packte seine
Hand fester und sagte: »Ich habe einen Sohn.« Sie
nickte zum nächsten Bett hin, wo ein Junge von vielleicht vier oder fünf Jahren schlief. »Sein Vater war
ein Soldat, aber ich weiß nicht welcher, denn viele
Männer haben mich vergewaltigt, nachdem sie mich
aus dem Dorf verschleppt hatten.«
Tal ergriff ihre Hände und blickte zu dem Jungen.
Er war blond wie seine Mutter und sah im Schlaf
ausgesprochen hübsch aus. Mit belegter Stimme erklärte Tal: »Ich werde sein Vater sein.«
Sie drückte seine Hand. Leise sagte er: »Wir werden nie wieder sein können, was wir waren, Teal.
Man hat uns unsere Welt genommen, aber wir können zusammen sein und unseren Sohn lehren, was
wir von unserem Volk wissen. Unser Volk wird nicht
in Vergessenheit geraten.«
Sie nickte, und ihre Augen strahlten, während ihr
Tränen über die Wangen liefen.
»Weißt du, ob außer dir noch andere aus unserem
Dorf oder den übrigen Dörfern überlebt haben?«,
fragte er.
»Das weiß ich nicht. Man hat ein paar zusammen
mit mir mitgenommen, aber wir wurden alle verkauft.«
»Dann bleiben wir noch eine Weile in der Stadt«,
sagte er, »und suchen nach ihnen. Und wenn wir sie
finden, werden wir ihnen ein Heim geben.«
Er ließ ihre Hand los und hob sanft den schlafenden Jungen hoch. Als er ihn auf dem Arm hatte, sagte er: »Ich weiß nicht, was aus uns werden wird, Teal
– Orosini oder etwas anderes –, aber das werden wir
gemeinsam entdecken.«
Er hielt den Jungen mit dem rechten Arm und
streckte den linken aus. Sie ergriff seine Hand, und
er führte sie in die Nacht und in eine unbekannte Zukunft.
Epilog
Strafe
    Zwei Männer erschienen.
Es war kurz nach dem Morgengrauen, und dabei
war es einen Augenblick zuvor noch früher Abend
gewesen. Kaspar war schwindlig, aber Magnus stieß
ihn von sich.
Kaspar stolperte und fiel, kam aber rasch wieder
auf die Beine. »Was ist das hier?«
»Du befindest dich auf der anderen Seite der Welt,
Kaspar«, sagte der Magier. »Dieses Land ist als Novindus bekannt. Hier hat kein Mensch je von Olasko
gehört, und schon gar nicht von seinem Herzog.
Niemand hier spricht deine Sprache. Hier hast du
keine Diener, keine Armee, keine Untertanen und
keine Verbündeten; du verfügst weder über Macht
noch über Wohlstand. Du bist der Gnade anderer
ausgeliefert, wie andere den größten Teil deines Lebens deiner Gnade ausgeliefert waren. Tal Hawkins
wollte, dass du über deine Sünden nachdenkst und
darüber, was du verloren hast. Hier kannst du das
jeden Tag deines Lebens tun, wie viel davon auch
noch übrig sein mag.«
Kaspar biss die Zähne zusammen. »Ich bin noch
nicht fertig mit euch, Magier. Ich werde einen Weg
zurück finden, und ich werde alles zurückerobern,
was man mir genommen hat.«
Magnus sagte: »Dabei wünsche ich dir viel Glück,
Kaspar von Olasko.« Er machte eine Geste, und die
Fesseln fielen von Kaspar ab. »Dir bleiben immer
noch dein Verstand, deine Kraft und deine Begabung, und das ist alles, was du brauchst, wenn du
Demut lernen willst.« Er zeigte nach Osten, wo ein
dünner Staubschleier am Horizont zu sehen war.
»Das dort sind Nomaden, Kaspar. Menschen, die
dich entweder töten oder versklaven werden, je nach
Laune. Ich schlage vor, dass du dich versteckst und
dies als deine erste Gelegenheit zum Lernen betrach
test.«
Dann verschwand Magnus und ließ den ehemaligen Herzog von Olasko allein auf einer Straße aus
gestampftem Dreck zurück, eine halbe Welt von zu
Hause entfernt und mit
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