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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2
Autoren: Der Konig der Fuchse
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eine Kugel, die im Kerzenlicht kupferfarben
schimmerte. Er drückte mit dem Daumen auf eine
bestimmte Stelle an der Oberfläche der Kugel, und
plötzlich war er nicht mehr da. Nur eine leichte Bewegung der Luft kündete noch kurze Zeit von seinem
Verschwinden. Pasko fragte: »Aber warum?«
»Warum?«, wiederholte Tal. »Warum was?«
»Warum all diese Intrigen? Kaspar ist selbst beinahe so mächtig wie der König von Roldem. Er ist
praktisch Herr über Aranor – der Fürst tut, was er
will. Er beherrscht auch die anderen Länder rings um
Olasko oder kann sie zumindest einschüchtern, und
der König von Roldem hört auf ihn. Warum will er
sich mit den Inseln anlegen?«
Tal lehnte sich zurück. »Das ist doch offensichtlich. Indem er die Region in Unruhe versetzt, erhält
Kaspar Gelegenheit, sich zu verschaffen, was er
mehr als alles andere will.« Tal verschränkte die
Finger und starrte darüber hinweg die Kerze an. Er
stützte das Kinn auf die Hände und murmelte:
»Mächtige Männer wollen nur eins: mehr Macht.«
Zwei
Empfang
Tal lächelte.
    Er war zum ersten Mal seit seinem Sieg am Hof
der Meister vor zwei Jahren wieder im Palast. Der
König hatte Junker Talwin Hawkins zur Willkommensgala für den Herzog von Olasko eingeladen.
    Tal hatte geduldig in der Reihe gewartet, denn er
wurde erst nach allen Adligen aus Roldem, den meisten Adligen aus anderen Ländern und kurz vor den
reichsten Bürgern vorgestellt. Ein Junker aus dem
Königreich der Inseln stand in den Augen des Hofes
von Roldem im Rang nur ein kleines Stück über einem reichen Bänderfabrikanten.
    In einer neuen weiten Hose – der neuesten Mode
entsprechend –, die seine Stiefel bis zu den Schnallen
bedeckte, und mit einem breiten schwarzen Ledergürtel sah er glänzend aus, aber er hatte sich entschlossen, ein derzeit eher unmodisches gelbes Oberteil anzulegen, das mit Süßwasserperlen bestickt war.
Während die anderen Adligen, wie es die Mode diktierte, eine Art Uniformjacke trugen, die auf nur einer Schulter hing, hatte Talon die Jacke angezogen,
die ihm der König vor zwei Jahren geschenkt hatte.
    Als Tal dem König zum letzten Mal gegenübergestanden hatte, war er der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gewesen, der Sieger im Turnier der Meister,
der Empfänger des goldenen Schwerts als Zeichen
dafür, dass er der beste Schwertkämpfer der Welt
war.
    Nun konzentrierte sich alles auf Kaspar von Olasko, und Tal war nur einer der unwichtigeren Gäste. Als sein Name endlich aufgerufen wurde, marschierte er rasch nach vorn und näherte sich dem
Thron. An der Stelle angekommen, wo er sich vor
der Krone verbeugen sollte, betrachtete er die Szene
vor sich. König Carol saß auf seinem Thron, seine
Frau, Königin Gertrude, rechts neben ihm. Links saß
Kronprinz Constantine. Tal hatte den Prinzen als stillen Jungen mit neugierigem Blick in Erinnerung, der
nur selten lächelte und die meiste Zeit angestrengt
den Gesprächen der Erwachsenen lauschte. Tal hielt
ihn für ein intelligentes Kind. Die jüngeren Mitglieder der königlichen Familie waren nicht anwesend;
die beiden anderen Prinzen und die Prinzessin wurden wahrscheinlich gerade von den Dienern und
Kinderfrauen zu Bett gebracht.
    Links von Constantine stand ein Mann in burgunderroter Samtjacke mit Diamantenbesetzten Knebelverschlüssen. Er trug eine unmodisch enge schwarze
Hose, und seine Füße steckten in auf Hochglanz polierten, aber eher praktischen Stiefeln. Auf dem Kopf
hatte er den gleichen schwarzen Hut, mit dem Tal ihn
schon vor zwei Jahren gesehen hatte, ein großes
Samtding, das ihm über das rechte Ohr bis beinahe
zur Schulter hing und das links mit einer goldenen
Brosche verziert war. Das war der Herzog von Olasko.
Kaspar von Olasko betrachtete den Junker forschend, während er sich weiter mit dem Prinzen unterhielt. Tal hielt es für sehr wahrscheinlich, dass
Kaspar einer jener Menschen war, die sich mühelos
auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren konnten.
Selbst unter den Magiern auf der Insel des Zauberers
war dieses Talent selten.
    Während er sich nun vor dem König verbeugte,
machte sich Tal aus dem Augenwinkel wieder mit
Kaspar vertraut. Der Herzog war ein großer, kräftiger
Mann mit breiter Brust und mächtigen Schultern, und
die Beinmuskeln, die sich dank der engen Hose abzeichneten, legten den Schluss nahe, dass er sich
auch schnell bewegen konnte. Es war für Tal nicht zu
übersehen, dass der Herzog seinen abschätzenden
Blick
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