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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind
Autoren: E Zeißler
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zurück.
Sie hatten sich abseits gehalten, um ihre Tochter nicht zu stören. Wie hätten sie auch wissen können, dass es nichts gab, wobei sie sie hätten stören können, dachte sie bitter.
Während sie die letzten Schritte aus dem Park herausging, versuchte sie, ihre Enttäuschung zu meistern. Sie hatte ohnehin nicht ernsthaft an die Geschichte geglaubt. Wahrscheinlich war es sogar besser so. Sie setzte eine gleichgültige, fast verächtliche Miene auf, als sie zu ihren Eltern trat, die unter einem Baldachin Schutz vor der Sonne gesucht hatten.
"Ich habe euch doch schon immer gesagt, dass das alles nur Ammenmärchen waren. Wie es aussieht, hatte ich Recht." Seelenruhig hängte sie sich das Blatt wieder um den Hals. "Ist ein ganz netter Anhänger, aber nichts weiter."
"Das darfst du nicht sagen!" brauste ihr Vater auf. "Deine Mutter und ich haben beide gesehen, was damals passiert ist, wir haben es uns weder eingebildet, noch haben wir es erfunden. Wir wissen genau, was damals geschehen war. Es muss etwas zu bedeuten haben!"
"Dein Vater hat Recht, Dhalia. Wir müssen wahrscheinlich noch ein bisschen mehr Geduld haben."
"Wie viel denn noch? Ich warte schon mein ganzes Leben darauf!" konnte Dhalia sich nicht zurückhalten. "Dieses kleine Blatt hat mein gesamtes bisheriges Schicksal bestimmt, soll ich mich denn für alle Zeit zu seiner Sklavin machen, in der Hoffnung, dass ich es eines Tages vielleicht verstehe? Ihr erwartet einfach zu viel!" Sie wollte keine Schwäche zeigen und doch spürte sie, wie heiße Tränen in ihr aufstiegen. Tränen der Enttäuschung und Tränen der Wut. Es war ein grauenhafter Tag für sie gewesen und ihre Eltern machten alles nur noch schlimmer. Am quälendsten war das Gefühl, dass sie ihren Eltern nicht sagen konnte, wie sie sich fühlte, ohne ungeheuer egoistisch zu erscheinen. Sie wünschte, dieser Tag würde endlich zu Ende gehen. Sie wusste nicht, wieso, doch sie hatte das Gefühl, dass am nächsten Tag alles besser sein, dass dann dieser Druck endlich von ihr abfallen würde.
Während ihre Mutter, die ihren Kummer spürte, sie wortlos in die Arme nahm, suchte ihr Vater nach einer neuen Lösung. "Vielleicht wissen die Feen Bescheid darüber, was nun geschehen soll. Immerhin war dies ihr Geschenk. Wir sollten versuchen, Kontakt zu ihnen aufzunehmen."
Dhalias Mutter blickte erschrocken hoch und sah ihren Mann an, als hätte er den Verstand verloren. "Wir wissen nichts über irgendwelche Feen - ob es sie überhaupt gibt oder ob sie uns wohl gesinnt wären, falls sie existieren und falls es uns gelingt, sie zu finden. Außerdem würde es Aufsehen erregen, wenn du auf einmal auf Abenteuerjagd gehst. Und das wollen wir doch vermeiden, oder?" Bedeutungsvoll zog sie ihre Augenbrauen hoch.
"Dann sollte Dhalia sich allein auf die Suche nach ihnen machen."
"Und wie soll ich das anstellen?" Dhalia hasste das Gefühl, dass ihr Schicksal schon wieder über ihren Kopf hinweg entschieden wurde, nur weil ihre Eltern ihre fixe Idee nicht aufgeben wollten.
"Das kommt gar nicht in Frage", warf ihre Mutter entschieden ein. "Wir können Dhalia doch nicht ins Ungewisse losschicken. Was, wenn die Prophezeiung nun doch nicht stimmt? Dann wäre es reiner Selbstmord für sie, nach den Feen zu suchen. Du solltest etwas mehr über die Konsequenzen deiner Ideen nachdenken, bevor du sie äußerst", wies sie ihren Mann zurecht.
"Aber was können wir denn sonst tun?"
"Muss denn etwas getan werden? Es ist doch nichts passiert, was irgendwelche Handlungen erfordert. Es wäre etwas völlig anderes, wenn wir heute ein Zeichen erhalten hätten. Wir sollten noch abwarten, bevor wir uns entscheiden."
"Aber wie lange soll ich denn auf etwas warten, das womöglich nie eintritt?" fragte Dhalia aufgebracht.
"Vielleicht ist der Tag aus der Prophezeiung noch gar nicht gekommen. Immerhin hat sie vier Wochen nach deiner Geburt stattgefunden. Lasst uns also noch vier Wochen warten, vielleicht erhalten wir bis dahin einen Hinweis, was Dhalias Schicksal sein soll."
"Und wenn dann immer noch nichts passiert?"
"Dann, mein Lieber, sollten wir die ganze Geschichte vielleicht einfach vergessen. Bisher ist es uns doch auch ganz gut ergangen." Als Dhalias Mutter sah, dass ihr Mann noch nicht überzeugt war, fügte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, hinzu: "Dhalia, du solltest dich jetzt ausruhen, es war ein sehr anstrengender Tag für dich gewesen. Und mach dir keine Sorgen, Kind, alles wird sich schon fügen, du wirst
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