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Feenfuchs und Feuerkuss

Feenfuchs und Feuerkuss

Titel: Feenfuchs und Feuerkuss
Autoren: Lariane Westermann
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„Versetz dich doch auch mal in meine Lage. Wenn du jetzt
sitzenbleibst oder gar die Schule wechseln musst, dann verbaust du dir deine
ganze Zukunft. Ich kann schon nachts nicht mehr schlafen wegen deiner
Eskapaden.“ Eva Frost seufzte. „Wenn du all die Zeit und Energie, die du für
dieses schwierige Pferd hast, in die Schule investieren würdest, ständest du in
jedem Fach mindestens zwei.“
    Und
wäre mit meinen sechzehn Jahren schon depressiv , dachte Luisa sarkastisch, verkniff
sich aber jeglichen Kommentar. Wenn ihre Mutter sich erstmal in Rage geredet
hatte, dann gab es kein Halten mehr.
    „Manchmal wünschte ich, dein
Vater würde mich mit diesen Entscheidungen nicht immer alleine lassen. Aber so
ist er eben. Die Weltmeere sind wichtiger als wir.“
    Luisa spürte, wie ihr dieser
Kommentar bis ins Mark fuhr. Aus dem Mund ihrer Mutter zu hören, dass sie nicht
das wichtigste in Ansgars Leben waren, schmerzte mehr, als sich dessen nur
unterbewusst klar zu sein.
    „Sag so was nicht, Mama“,
flüsterte Luisa.
    Eva sah zu ihr herüber. Sie sah
plötzlich sehr müde aus. „Ich wünschte auch, es wäre anders“, erwiderte sie und
legte kurz ihre Hand auf Luisa Knie.
    Zum Glück tauchte endlich die
Einfahrt zum Gestüt vor ihnen auf. Kaum hatte ihre Mutter angehalten, sprang
Luisa auch schon aus dem Auto.
    In den späten Nachmittagsstunden
herrschte reges Treiben auf dem Hof des Gestüts. Jährlinge wurden von der
Koppel zurück in die Laufboxen gebracht, zwei Reiter führten ihre Pferde in die
Reithalle und Stallmeister Werner schob eine übervolle Schubkarre Richtung
Misthaufen.
    Luisa betrat die Stallgasse.
    „Ophelia!“ rief sie
erwartungsvoll.
    Doch wie heute Morgen erhielt sie
keine Antwort. Beunruhigt beschleunigte Luisa ihre Schritte und öffnete die
Box.
    „Das kann doch nicht wahr sein!“,
entfuhr es ihr.
    Schweißnass stand ihr Pferd in
der hintersten Ecke. Auf der Kruppe sah man sogar noch die Striemen von einer
Gerte.
    „Jetzt reicht‘s!“ Luisa stürmte
aus dem Stall und wandte sich zum Springplatz, auf dem sie beim Vorbeifahren einen
Reiter beim Training gesehen hatte.
    „Die werden was erleben!“
    Aufgebracht erreichte sie den
großzügig angelegten Platz. Die Abendsonne tauchte die bunten Hindernisse auf
dem hellen Sand in ein goldenes Licht. Die Stille störte nur das rhythmische
Schnauben eines Pferdes.
    Ein Reiter galoppierte auf einem
mächtigen Dunkelbrauen auf eine anspruchsvoll gebaute Hindernissreihe zu.
Kraftvoll drückte sich der Hengst vor dem ersten Steilsprung ab. Der Reiter
ging geschmeidig mit der Bewegung mit und fokussierte direkt den nächsten
Sprung. Die beiden folgenden Oxer überwand das Paar ebenso mühelos wie elegant.
    Luisa war beeindruckt, eine
Demonstration größter Harmonie hatte sie jetzt nicht erwartet. Sie beobachtete,
wie der Reiter einen perfekten fliegenden Galoppwechsel ritt und auf die
beängstigend hohe Mauer zusteuerte.
    „Eins, zwei und drei!“, zählte
Luisa leise die letzten Galoppsprünge vor dem Absprung mit.
    Aber auch die Mauer bereitete dem
eingespielten Team keine Probleme, ganz im Gegenteil. Es waren sogar noch
einige Zentimeter Platz geblieben zwischen den obersten Mauersteinen und den
Hufen des Hengstes.
    Lobend parierte der Reiter sein
Pferd zum Trab durch und ließ die Zügel etwas länger. Schnaubend dehnte der
Dunkelbraune seinen Hals in die Tiefe und trabte losgelassen entlang des
Hufschlags auf Luisa zu.
    „Entschuldigung, ich muss mal
kurz stören“, rief Luisa und trat an die Begrenzung des Platzes heran.
    Direkt vor ihr kamen Pferd und
Reiter zum Halten.
    „Kein Problem, ich bin sowieso gerade
fertig“, sagte der junge Mann, nahm seine Kappe ab und fuhr sich durch die
kurzen, blonden Haare.
    Das
hat mir gerade noch gefehlt: Jonathan Lichthang! , schoss es Luisa durch den Kopf.
    Jonathan war der Sohn des Gestütsbesitzers
und mit seinen achtzehn Jahren schon ein phantastischer Reiter. Außerdem war er
dermaßen charmant, dass es verboten sein müsste, denn Jonathan wusste seine
Wirkung auf Mädchen nur zu gut einzusetzen. Es konnte einem regelrecht
schwindelig werden, wenn man dem Gerede in der Reiterwelt glaubte. Und Luisa
kannte Typen wie ihn nur zu gut, sodass bei seinem Anblick alle Alarmglocken in
ihrem Kopf läuteten.
    Aber von Jonathan Lichthang ließ
eine Luisa Frost sich nicht einschüchtern.
    Sie zwang ihre Befangenheit ihm
gegenüber nieder, um sachlich bleiben zu können: „Ich muss mich
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