Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenfuchs und Feuerkuss

Feenfuchs und Feuerkuss

Titel: Feenfuchs und Feuerkuss
Autoren: Lariane Westermann
Vom Netzwerk:
auch
zu dir kommen. Greets, Sam‘
    ‚Klar. Kein Problem‘, tippte
Luisa in ihr Handy ein, ‚Schreib mir, wann du kommst. Meine Adresse: Platanen Allee
17.‘ Dass sie sowieso nichts Besseres vorhatte, weil ihre Mutter ihr den
einzigen Lebenssinn genommen hatte, schrieb sie nicht in die SMS.
    Sie drückte auf ‚Senden‘ und
lächelte. Das kam ihr jedoch mit einem Male komisch vor und sie zwang ihre
Mundwinkel wieder herab.
    Sie versuchte krampfhaft an etwas
anderes als an Sam zu denken, aber als sie in den Schlaf fiel, schlich er sich wieder
zurück in ihren Kopf.

4 Flammende
Verse

    Luisa spürte den fauligen Atem
ihres Verfolgers im Nacken. Sie rannte so schnell sie konnte über den unebenen
Waldboden durch die finstere Nacht. Ihre Wadenmuskeln schmerzten, jeder hastige
Atemzug tat weh. Das grauenhafte Wesen hinter ihr stieß ein heiseres Knurren
aus. Seine scharfen Klauen schlitzten ihren Pullover und ihren Rücken auf.
Luisa schrie verzweifelt um Hilfe… und erwachte schweißgebadet aus ihrem
Alptraum. Sie setzte sich auf und strich sich die zerzausten Haare aus dem
Gesicht. Ihr Herz klopft wie verrückt.
    „Verdammt“, fluchte sie. Nie
wieder würde sie vor dem Einschlafen einen Zombie-Film im Fernsehen gucken.
Aber nach dem turbulenten Tag gestern, hatte sie sich mit Dawn of the Dead ablenken wollen. Vielleicht wäre einer von Mollys
Jane Austen Filmen doch die bessere Wahl gewesen.
    Nach einem kurzen Blick auf ihren
Wecker sprang sie hektisch aus dem Bett.
    „Das darf doch nicht wahr sein!“
    Vor lauter Sorge um Ophelia hatte
sie gestern Abend vergessen den Wecker zu stellen. Wenn sie jetzt nicht alles
gab, würde sie zu spät zur Schule kommen.
    Wie ein Wirbelwind sauste sie ins
Badezimmer, um nach einer Katzenwäsche hastig Klamotten aus ihrem Schrank zu
ziehen. Schwarze Röhrenjeans, ein grauer Hoodie und ihre alten Chucks waren
genau das Richtige für diesen ätzenden Dienstagmorgen.
    Luisa band sich ihre schwarzen
Locken zu einem unordentlichen Zopf hoch und schlüpfte in ihre kurze
Lederjacke.
    Wo war denn nur ihre
Dienstagsuhr?
    Abgesehen von den weißen, in
Silber gefassten Muschelohrringen, die sie von ihrem Vater Ansgar aus Barcelona
mitgebracht bekommen hatte und so gut wie jeden Tag trug, machte sie sich nicht
viel aus Schmuck. Nur Uhren hatten es ihr angetan. Luisa nannte eine
beachtliche Sammlung ihr Eigen und hatte für jeden Wochentag und jede besondere
Gelegenheiten eine bestimmte Uhr. Sie wühlte in der obersten Schublade ihrer
antiken Kommode.
    „Hab ich dich“, flüsterte sie
erleichtert und band sich die schwarze Taucheruhr um ihr Handgelenk.
    „Musst du nicht mal langsam los?
Du kommst sonst noch zu spät!“, ertönte die Stimme ihrer Mutter von unten.
    Luisa verdrehte die Augen,
schnappte sich ihren Rucksack und stürmte, immer zwei Stufen auf einmal
nehmend, die Treppe hinunter.
    „Wirklich? Das wäre mir jetzt gar
nicht aufgefallen“, entgegnete Luisa sarkastisch, als sie die Küche erreichte. „Du
hättest mich ruhig mal wecken können!“
    Ihre Mutter blickte sie über den
Rand ihrer Zeitung hinweg herausfordernd an: „Ich fördere nur deine
Selbstständigkeit.“
    Ohne eine Erwiderung verließ
Luisa wütend das mütterliche Hexenhaus und schwang sich auf ihr Hollandrad.
Manchmal könnte sie Eva echt den Hals umdrehen.
    Ausgerechnet heute musste sie
auch noch gegen einen fürchterlichen Gegenwind ankämpfen. Manchmal schien es,
als hätte sich die ganze Welt gegen sie verschworen.
    Völlig außer Atem erreichte sie
die Schule. Wenigstens hatte sie dank Sam die Hausaufgaben. Eine wahre Premiere,
die ihre Laune etwas hob. Endlich konnte ihr Englischlehrer Herr Barnes kein
Minus in die Hausaufgabenliste machen und seinen selbstgefälligen Blick würde
er sich auch sparen müssen.
    „Sie werden Augen machen, Mister
Barnes“, versprach Luisa und musste leise lachen, weil er pedantisch auf die
englische Anrede bestand. Die Nichtbeachtung hatte schon zu übertriebenen
Strafarbeiten geführt.

    Einige Stunden später betrat
Luisa eilig die Bibliothek des Schillergymnasiums. Der verschlissene, grüne
Teppich dämpfte ihre Schritte. Es roch muffig nach altem Buch. Das leise
Gemurmel der anwesenden Schüler war das einzige Geräusch, das durch die Stille
drang.
    Luisa musste ihre Freistunde
opfern, um ihr Geschichtsreferat über die Dolchstoßlegende im Ersten Weltkrieg
vorzubereiten. Es war mal wieder kurz vor knapp, denn sie würde den Vortrag in
der nächsten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher