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Feenfuchs und Feuerkuss

Feenfuchs und Feuerkuss

Titel: Feenfuchs und Feuerkuss
Autoren: Lariane Westermann
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leider
beschweren!“
    „Ach, beschweren möchtest du dich
direkt? Willst du dich nicht erstmal vorstellen?“ Jonathan zog eine Augenbraue
hoch und musterte sie amüsiert.
    Luisa bemerkte, dass er sie mit
seinem Blick leicht aus dem Konzept gebracht hatte. Sie setzte zum Gegenschlag
an: „Excuse-moi, Monsieur Lichthang. Wenn ich mich vorstellen dürfte: Luisa
Frost. Mir gehört die verstörte und misshandelte Fuchsstute am Ende der
Stallgasse. Ich denke, professioneller Beritt sieht anders aus.“
    „Das ist aber ein schwerer
Vorwurf.“
    „Zu Recht.“ Luisa merkte, dass
sie kurz vorm Explodieren war. „Und ich bin damit absolut nicht einverstanden.“
    „Fräulein Frost, ich entschuldige
mich hiermit“, er zwinkerte ihr zu, „und werde die Beschwerde
selbstverständlich an meinen Vater weiterleiten. In Zukunft werde ich höchstpersönlich
ein Auge auf das sensible Tier haben!“
    Er lächelte, nahm die blaue
Abschwitzdecke von der Umzäunung und warf sie geschickt über die Kruppe seines
Pferdes. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren ritt Jonathan im gemächlichen
Schritt davon.
    So hatte Luisa sich das irgendwie
nicht vorgestellt. Da wollte sie jemanden zur Rede stellen und Jonathan nahm
ihr einfach gekonnt den Wind aus den Segeln. Wütend auf sich selbst,
marschierte sie zurück auf den Hof. Ihre Mutter stand noch neben ihrem Auto und
unterhielt sich angeregt mit Jonathans Vater, Friedrich Lichthang, der mit seinem
Tweedjackett und den zwei Jagdhunde zu seinen Füßen wirkte wie ein englischer
Gutsherr.
    Plötzlich erschien eine auffällig
gekleidete, rothaarige Frau neben Herrn Lichthang, legte demonstrativ ihre Hand
auf seinen Arm und flüsterte in sein Ohr. Er verabschiedete sich von Eva Frost
und ließ sich von der eifersüchtig wirkenden Frau wegziehen.
    Luisa trat zu ihrer Mutter, die
dem ungleichen Paar belustigt hinterher schaute.
    „Ach, Luisa, da bist du ja.
Konntest du alles klären?“ Sie blickte hektisch auf ihre Uhr. „Wir müssen
leider schon wieder los. Ich hab eine Akte in der Kanzlei vergessen.“
    Das
ist mal wieder typisch ,
dachte Luisa. Erst eine Frage stellen und
dann die Antwort nicht abwarten. Widerwillig stieg sie auf der
Beifahrerseite ein.
    Ihre Mutter schnallte sich an. „Ich
muss schon sagen, dieser Friedrich Lichthang ist auf seine Art sehr charmant.“
    Luisa schaute ihre Mutter perplex
von der Seite an und murmelte: „Nicht nur der.“
    Eva Frost drehte den
Zündschlüssel um. „Wie geht es denn Ophelia?“
    „Wie es ihr geht?“ Luisa merkte,
dass sie kurz vorm Ausrasten war. „Ausgezeichnet! Völlig panisch, misshandelt
und verstört ist sie!“
    Während sie den Wagen um die
Schlaglöcher auf der Auffahrt lenkte, schaute Eva Frost kurz zu ihrer Tochter. „Findest
du nicht, dass du ein bisschen übertreibst? Herr Lichthang hat mir versichert,
dass es völlig normal ist, wenn ein Pferd in fremder Umgebung anfangs etwas
verunsichert ist.“
    Luisa versuchte ihre Verzweiflung
mit Sarkasmus zu überspielen: „Na, wenn dein geliebter Friedrich Lichthang das
sagt, dann ist ja alles in Ordnung.“
    „Luisa, ich verbitte mir diesen
Ton! Nur weil ich gesagt habe, dass er sehr freundlich ist, heißt das nicht
direkt, dass ich mich für ihn interessiere.“ Eva Frost runzelte die Stirn. „Wenn
du so weiter machst, kannst du dir die nächsten Besuche bei Ophelia
abschminken. Auf so etwas kann ich verzichten.“
    Luisa sah ein, dass eine
Diskussion jetzt sinnlos war und ging zu ihrer Lieblingsbeschäftigung über:
Schweigend aus dem Beifahrerfenster starren.

    Der einzige Lichtblick an diesem
Abend war die Telefonkonferenz mit Molly und Jess, wo sie Dampf ablassen konnte.
Ihre Freundinnen verstanden nur zu gut, warum sie ihre Mutter am liebsten auf
den Mond geschossen hätte. Und auch ihrem Ärger über Jonathan Lichthangs eingebildete
Art wurde die Spitze genommen, als Jeska sich herrlich über den verwöhnten Schnösel aufregte. Sie hatte sich gerade richtig in Rage geredet,
als Luisa auch noch eröffnete, dass Sams Familie leider nichts mit dem
englischen Geheimdienst zu tun hatte. Woraufhin Jeskas Rede-Flut sich zu einem
wahren Wort-Tsunami steigerte.

    Kurz nachdem sie einige Zeit später
den Fernseher ausgeschaltet hatte und sich in ihrem Bett einkuschelte,
vibrierte ihr Handy.
    „Sam“, flüsterte Luisa und
plötzlich war sie gar nicht mehr müde.
    ‚Hey Luisa‘, schrieb er, ‚können
wir uns morgen etwas später treffen? Ich muss dienstags kochen. Könnte dann
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