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Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Titel: Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
Autoren: T. J. Hudspeth
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Mädchen liebte sie es in ihrer Fantasie in dieser glamourösen Zeit zu schwelgen. So sehr ihr das Großmütterchen auch ans Herz gewachsen war, sie war nicht die Person die sie im Moment sehen wollte.

    Warum schickten ihre Eltern eine Person, mit der sie nicht blutsverwandt waren, statt selbst zu erscheinen?

    Natürlich hätte Dalila nichts dagegen gehabt, wenn vor der Tür ihre echte Großmutter auf sie warten würde, doch dies blieb nur ein unerfüllter Wunschgedanke.
Schon vor Jahren hatte ihre Mutter den Kontakt mit ihr abgebrochen, da sie beide eine unterschiedliche Weltauffassung hatten.
Dalilas Mutter war eine starke und selbstbewusste Frau, die alles im Leben eher rational betrachtete. Sie war ein Vernunftmensch. Ihre Großmutter hingegen war das genaue Gegenteil davon. Für sie war die Fantasie ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Sie glaubte an Trolle, Feen und an all die anderen Märchengestallten von denen man in Büchern lesen konnte.
Alles was Dalilas Mutter sie hatte wissen lassen war, dass es zwischen ihr und ihrer Großmutter zu einem großen Streit kam. Es war kurz vor ihrer Geburt gewesen. Damals zog sie von Zuhause aus und hatte den Kontakt zu ihr vollständig abgebrochen. Es war also gut möglich, dass ihre echte Großmutter gar nicht mehr lebte.

    Gebannt blickte sie nun auf die Tür und sog den Atem scharf ein, sobald sie sah wie sich die Reflektion des Lichtes auf der Klinke änderte, da diese langsam hinunter gedrückt wurde. Ein älterer Herr mit Halbglatze betrat zuerst den Raum. Sein Haar war bereits stark ergraut. Nur vereinzelt konnte man noch seine nussbraune Naturhaarfarbe durchscheinen sehen. Er hatte tiefe Falten auf der Stirn. Seine Augen wurden von wulstigen Lidern halb bedeckt. Dadurch wirkte sein Blick schläfrig. Dazu hatte er hängende Wangen, die seine Mundwinkel nach unten drückten. Seine Gesichtsfarbe war genauso fahl wie sein ausgewaschenes Hemd. Alles in allem machte er keinen sehr gesunden Eindruck. Den krönenden Abschluss bildeten das Stethoskop, das lässig um seine Schultern baumelten, die beiden glänzenden Kugelschreiber in seiner linken Brusttasche und der weiße Kittel, der ihn von der Robe der Krankenschwestern hervorhob. Wie sich herausstellte war er der Chefarzt.
    Ihm folgten zwei Pflegerinnen. Beide trugen klobige Gesundheitsschuhe, Strümpfe und einen Rock mit Bluse, worauf auf Brusthöhe Namensschilder angebracht waren. Diese waren mit dicken schwarzen Lettern bedruckt. Ihre gesamte Bekleidung war in sterilem Weiß gehalten.

    Eine der beiden Krankenschwestern erkannte Dalila bereist von der Visite. Sie hatte ihr zuvor eingefrorenes Lächeln für eine ausdruckslose Miene eingetauscht. Ihr Blick war abwesend. Die andere Schwester wirkte unruhig, denn sie konnte ihre Hände nicht still halten. Andauernd fummelte sie an ihrer Kleidung herum und strich sich die Haare hinters Ohr.
    Zuletzt betrat die zerbrechliche Abigale Woods das Zimmer. Sie ging direkt auf ihre Ziehenkelin zu, die aufrecht im Bett saß und tätschelte ihr zur Begrüßung den Rücken. Die Anderen stellten sich am Fußende auf. Dalila war froh endlich ein vertrautes Gesicht zu erblicken und rang sich ein zurückhaltendes Lächeln ab.
    Als der Arzt sich räuspert und seine Unterlagen für einen Moment durchsah, ergriff die alte Dame ihre Hand und drückte sie an ihre Brust. Während der ganzen Zeit ließ sie diese nicht mehr los. Ihre Handinnenseite fühlte sich kühl und feucht an. Der Blick der alten Woods war voller Schmerz. Sie schien etwas sagen zu wollen, denn sie schnappte nach Luft. Ihre Lippen zitterten leicht bei dem Versuch Worte zu formen. Doch sie schien nicht die Kraft dazu zu haben, um auszusprechen was ihr auf der Seele lastete. Dalila betrachtete Abigales faltiges Gesicht und versuchte zu verstehen, weshalb sie so traurig aussah. Als sich ihre Blicke trafen, konnte sie erkennen, dass die alte Frau geweint hatte. Ihre Augen waren gerötet und verquollen. In den feinen Lachfalten glitzerte die von Tränen befeuchtete Haut. Auch in diesem Moment rang sie mit den Tränen und versuchte sie zu unterdrücken. Dalilas Herz fühlte sich mit einem Mal so furchtbar schwer an.

    „Abigale, was ist denn los?“, fragte sie mit gepresster Stimme. Eigentlich wollte sie die Antwort darauf gar nicht mehr wissen, denn plötzlich spürte sie wie ihre Erinnerungen der vergangenen Tage sich den Weg zurück in ihr Bewusstsein erkämpften. Sie hatte diese zu ihrem eigenen Schutz verdrängt,
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