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Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Titel: Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
Autoren: T. J. Hudspeth
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machte sich gemächlich auf den Weg in die Cafeteria.

    Indessen zog Dalila den silbernen Reißverschluss der Reisetasche auf und kramte ein Paar verwaschener grauer Jeans, ein schwarzes Longsleve und durchgelaufene Chucks hervor. Mit einer Zahnbürste und einem Kamm bewaffnet suchte sie die Nasszelle ihres Zimmers auf.
    Sie war froh gewesen endlich den kratzigen Krankenhauskittel ablegen und ihre eigene Kleidung anziehen zu können. Denn Für sie bedeuteten diese Kleidungsstücke ein wenig Normalität. Während sie sich umzog, stieg ihr der Duft des Waschmittels in die Nase, der noch immer an der Kleidung haftete. Sofort kamen schmerzliche Erinnerungen hoch. Es war der Lieblingsduft ihrer Mutter gewesen. Mit Gewalt unterdrückte sie die aufsteigenden Tränen und versuchte sich mit gewöhnlichen Handlungen abzulenken. So begann sie damit ihr langes blondes Haar bedächtig zu kämmen, das nach einer Woche der Vernachlässigung den Zargen des Kammes dementsprechend Widerstand leistete. Nur mit Mühe konnte sie die kleinen Nester entwirren. Anschließend zähmte sie ihre voluminöse Mähne und band sie im Nacken mit einem Haarband zusammen. Ein genauer Blick in den Spiegel verriet ihr, dass sie genauso fürchterlich aussah, wie sie sich fühlte. Tiefe Augenringe und vom Heulen verquollene Augen zeigten deutlich wie abgekämpft sie war. Doch ansonsten deutete in ihrem Spiegelbild nichts darauf hin, dass sie eine Vollwaise war.

    Zurück im Zimmer durchforstete sie den Inhalt der kleinen Damenhandtasche. Alles was diese beinhaltete war ein kleines verpacktes Geschenk. Es passte genau in ihre Hand. Mit zittrigen Fingern entfernte sie zuerst das kunstvoll zu einer Schleife zusammengeknotete Geschenkband. Anschließend riss sie das glänzende Papier auf. Zum Vorschein kam eine samtschwarze Schmuckschatulle. Verunsichert überlegte Dalila, ob sie es überhaupt noch verdient hatte ein Geschenk zu erhalten, doch dann überwiegte die Neugierde. Sie klappte die Box auf und betrachtete staunend das silberne Schmuckstück. Es war eine Kette mit einem herzförmigen Medaillon als Anhänger. Die Aufmachung war ziemlich schlicht gehalten. Keine unnötigen Verzierungen. Auf der Rückseite befand sich eine Gravur.

    „
In ewiger Liebe, Mom und Dad – Elisabeth Dean“

    Als sie das Medaillon öffnete, konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurück halten. Im Inneren des Herzens befand sich ein Foto, nicht größer als ihr Daumennagel, an das sie gar nicht mehr gedacht hatte. Es war ein Schnappschuss ihrer lachenden Eltern. Sie hatten ihre damals noch kleine Tochter in ihre Mitte genommen und alle schmiegten ihre Wangen fest aneinander.
Der Anblick des Fotos war zu viel für ihr angeschlagenes Nervenkostüm gewesen. Mit einem Mal brachen sämtliche unterdrückte Emotionen mit solch einer Wucht hervor, dass sie glaubte die Trauer würde sie in ein Loch ziehen und sie verrückt werden lassen. Ihr ging es dabei so schlecht, sodass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte und auf dem kalten PVC-Fußboden zusammen sackte. Sie presste die geballte Faust, in der sie das Medaillon hielt, auf den Mund und versuchte ihr verzweifeltes Schluchzen zu unterdrücken. Wann immer sie das Gefühl überkam, sie würde sich in Luft auflösen, umschlang sie fest ihren Oberkörper und ließ erst wieder los, sobald sie sich sicher sein konnte, nicht in kleinste Moleküle zu zerfallen. Doch dieses Mal half es nicht. Der Kummer übermannte sie und hinterließ eine klaffende Wunde in ihrer Seele die scheinbar im Sekundentakt an Größe gewann und alles Gute in sich hineinsog, bis nur noch Schlechtes von ihr übrig bleiben würde. Immer wieder überkamen sie Wogen von heftigen Schluchzattacken, die ihren geschwächten Körper erbeben ließen.
Erst nach einer geraumen Weile versiegten ihre Tränen. Sie fühlte sich ausgetrocknet und ausgelaugt. Ihr war noch immer nach Heulen zumute, doch ihre Tränendrüsen konnten keinen weiteren Tropfen Tränenflüssigkeit mehr produzieren. Zwar hatte sie kaum noch Kraftreserven zur Verfügung, doch irgendwie konnte sie es bewerkstelligen sich am Gestell des Bettes hochzuhieven. Mit einem Ärmel trocknete sie die salzig feuchten Überreste von ihren Wangen. Dann machte sie sich daran ihre Sachen zu packen. Das Herzmedaillon verschwand vorerst in einer Tasche ihrer Regenjacke die sie hervorausgekramt hatte. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihr nämlich, dass das Wetter umgeschlagen hatte. Es goss aus vollen
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