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Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Titel: Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
Autoren: T. J. Hudspeth
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Hosen, T-Shirts, Pullover, Socken und Unterwäsche. Auf dem Nachttisch neben dem Bett stand ein Foto ihrer Eltern. Die Aufnahme war noch ziemlich aktuell, denn sie wurde kurz vor deren Dahinscheiden aufgenommen. Sie verstaute es sorgfältig zwischen ihren Klamotten, damit die Sichtschutzscheibe des Bilderrahmens nicht zerbrach. Anschließend ging sie zum Schlafzimmer ihrer Eltern.
Für einen kurzen Moment verharrte sie in der Tür und betrachtete das große Bett. Früher lag sie oft in ihrer Mitte und durfte die Nacht bei ihnen verbringen, wenn sie sich vor einem Gewitter gefürchtet oder schlecht geträumt hatte. Für sie war das Ehebett damals der sicherste Ort der Welt gewesen. Nirgends fühlte sie sich geborgener, als zwischen Mama und Papa die sie vor allem Bösen beschützten.
    Mit Kindheitserinnerungen getränkten Bildern vor Augen, ging sie auf das Bettgestell zu und strich mit den Fingerspitzen sanft über die glatte Bettwäsche. Dabei sah sie ihre Eltern vor sich, wie sie sie verständnisvoll heranwinkten und sie in ihre Mitte einluden. Ein letztes Mal schlüpfte Dalila unter die schwere Bettdecke und sog wehmütig den wohlbekannten Duft ein der sich im Baumwollgewebe festgesetzt hatte und bis vor kurzem noch ein allgegenwärtiger Bestandteil ihres bisherigen Lebens gewesen war. Es roch nach dem Aftershave ihres Vaters und dem Lieblingsparfüm ihrer Mutter. Ein vertrauter Geruch, der in ihr die Sehnsucht einer liebevollen Berührung weckte und ihr sogleich wieder den Kummer bewusst machte, den sie so vehement versuchte zu verdrängen. Doch sobald sie unachtsam wurde und sich ihren Emotionen hingab, schlug er zu und zog die Schlinge um ihr Herz ein wenig enger. Es war genug der Sentimentalitäten. Erneut verbannte Dalila die Trauer in einen dunklen Winkel ihres Bewusstseins und atmete tief durch, denn es war für sie an der Zeit gewesen erwachsen zu werden.
    Sie schlug die Bettdecke zurück und rappelte sich wieder auf.
Da fiel ihr Blick auf die Kommode, in der ihre Mutter unter anderem ihren Schmuck aufbewahrte. Dalila interessierte sich jedoch nur für ein bestimmtes Schmuckstück. Es war ein Geschenk ihrer Oma gewesen, das sie jedoch nie getragen hatte. Stattdessen verstaubte es in einer hölzernen Schatulle. Dabei handelte es sich um eine Halskette mit einem wunderschönen weislich milchigen Edelsteinanhänger. Als kleines Mädchen durfte sie die Kette einmal anlegen. Damals war sie sich sicher gewesen, dass der Stein geleuchtet hatte, doch ihre Mutter tat dies als eine Reflektion vom Sonnenlicht ab. Damit war das Thema vom Tisch gewesen und die Halskette verschwand wieder in einer der Schubladen.
Nachdem Dalila bereits einige Schubfächer durchforstet hatte wurde sie endlich fündig. Unter bunten Halstüchern und Schals versteckt entdeckte sie das Kästchen. Bevor sie den Deckel anhob und einen Blick hineinwarf, strich sie andächtig über die raue Holzstruktur. Der Anhänger war noch immer so schön wie damals und hatte nichts von seiner Faszination verloren. Die Schatulle samt dem Schmuckstück wurde ebenfalls sorgfältig zu den anderen Habseligkeiten in die Reisetasche gepackt.

    *****
    Bei wiederholter Durchsicht der Unterlagen entdeckte Dalila ein Zugticket. Ihre Eltern hatten wirklich nichts dem Zufall überlassen. Darauf war sogar das Ankunftsziel angegeben. Fairyhill. Es musste sich um einen dummen Scherz handeln. Von diesem Ort hatte sie noch nie zuvor etwas gehört und das obwohl sie in der Schule im Geografieunterricht ziemlich gut gewesen war. Langsam kam sie sich vor wie in einer verdrehten Märchenwelt. Ein mehr als schrulliger Ortsname der in ihr nur Verwunderung hervorzurufen vermochte.
    Kopfschüttelnd gab sie die Telefonnummer über das Tastenfeld ein. Es dauerte einen kurzen Moment, dann läutete es. Nach dem vierten Schellen schien Jemand den Anruf angenommen zu haben, denn Dalila vernahm ein leises Knacken und Knistern in der Leitung, begleitet von sachten Atemzügen. Aufgeregt schluckte sie und stotterte dann drauf los.

    „Hallo. Mei…mein Name…ist Dalila. Ich wei…weiß nicht ob ich bei Ihnen richtig bin, aber meine Mu…meine Mutter bat mich diese Nummer anzurufen.
    Meine Eltern… Sie sind beide tot und meinten in einem Abschiedsbrief, dass Sie sich um mich kümmern würden und ich…“ Da wurde sie plötzlich von einer warmen Stimme sanft unterbrochen.

    „Hallo mein Schatz, ich weiß wer du bist!“, erwiderte die Stimme am Ende der Leitung. Dalila wäre beinahe der
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