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Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Titel: Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
Autoren: T. J. Hudspeth
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Rande des Beckens und warf ihr einen merkwürdig leeren Blick zu, bevor sie sich mit den Füßen energisch abstieß, schwungvoll ins Wasser hechtete und in den aufgepeitschten Wellen untertauchte. Fassungslos eilte sie zur Absprungstelle und versuchte ihren Zwilling in dem tosenden Gewässer ausfindig zu machen. Während sie sorgsam den Beckenrand ablief, musste sie immer wieder den Wellen ausweichen, die versuchten sie mit sich in die Tiefe zu reißen. Die Doppelgängerin tauchte jedoch nicht mehr auf.
    Wie auf ein Zeichen hin ebbten die Wogen ab und das Wasser wurde wieder klar. Vorsichtig näherte sich das Mädchen dem Beckenrand, gefasst darauf womöglich sogleich ihren leblosen Klon im Wasser treiben zu sehen. Doch das Schwimmbecken war wider ihre Erwartungen leer gewesen.
Da ertönte völlig unvermittelt eine verzerrte Stimme, die in ihren Ohren dröhnte.
    „Du kannst uns nicht entkommen, denn der dunkle Lord wird kommen, um dich zu holen!“ Die Worte wurden ohne Ablass wiederholt und hallten von den Fliesen zurück. Es klang so als ob es mehrere Stimmen waren, die die bedrohlichen Worte wie eine Parole wiederholten. Da bekam das Mädchen es mit der Angst zu tun und rannte wie ein aufgescheuchtes Huhn zu den Duschräumen. Nur unter großer Kraftanwendung ließ sich die Tür öffnen. Mit einem Ruck gab sie nach.
    *****

    Schweißgebadet erwachte die Patientin aus dem Tiefschlaf. Schweratmend fuhr sie hoch und krallte sich völlig verstört an ihrer Bettdecke fest. Auf ihrer Zunge lag noch der bittere Nachgeschmack der alptraumhaften Traumsequenzen. Es dauerte eine kurze Weile bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sie sich bewusst wurde, dass sie nicht Zuhause in ihrem eigenen Bett lag.
    Es strengte sie unheimlich an in der Finsternis etwas zu erkennen, denn starke Kopfschmerzen verklärten ihre ohnehin schon erschwerten Sichtmöglichkeiten.
    Vom Fenster aus warf der Mond sein blasses Licht hinein und tauchte die karge Einrichtung in einen fahlen Schein, wodurch das funktional einfach gehaltene Mobiliar seltsam bizarr wirkte. Vorsichtig führte das Mädchen die Hände an ihre pochenden Schläfen und versuchte mit leichtem Druck den Kopfschmerzen entgegenzuwirken. Im Zuge dessen bemerkte sie ein unangenehmes Ziehen an einem ihrer Handrücken. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete sie eine lange silberne Nadel die unter ihrer dünnen Haut steckte. An ihr war eine Kanüle angebracht, die in einem dünnen durchsichtigen Schlauch überging. Dieser wiederrum führte zu einem Beutel mit Kochsalzlösung. Ihr Zustand musste wohl schlimmer sein als sie selbst vermutet hatte, wenn man sie an den Tropf hängen musste.

    Nun sah sie auch die Schürfwunden und Kratzer zusammen mit unzähligen Blessuren, blauen Flecken und schmerzhaften Blutergüssen, die ihren Körper großflächig überzogen. Mit einem Seufzer gab sie sich der Ratlosigkeit hin und resignierte. Frühestens bei der nächsten Visite würde sie eine der Schwestern bitten können sie über ihren Zustand aufzuklären. Bis dahin musste sie sich gedulden und den kommenden Morgen abwarten.

    *****

    Am nächsten Tag erwachte der noch ahnungslose Teenager vom frühmorgendlichen Getümmel auf den Fluren. Die Krankenschwestern gingen ihrer Morgenvisite nach und arbeiteten sich von Zimmer zu Zimmer vor, um die Patienten darin zu wecken. Die Pflegerinnen kamen immer näher.
    Das Mädchen wusste nicht woher es kam, doch plötzlich machte sich ein ungutes Gefühl in ihrer Magengrube breit. Da erklang auch schon das obligatorische Klopfen an der Zimmertür. Eine Krankenschwester trat ein und erschrak im ersten Moment beim Anblick der erwachten Patientin, die sich seit dem Tag ihrer Einlieferung im Dauerschlaf befunden hatte. Im Bruchteil einer Sekunde setzte sie all ihre gesamte Gesichtsmuskulatur ein, um ihre verblüffte Miene gegen ein professionelles Lächeln auszutauschen, mit dem sie ihre Patientin freundlich zu begrüßen wusste.

    „Na endlich bist du wieder wach Dalila! Wir hatten uns schon Sorgen um dich gemacht“, sagte sie in einem übertrieben süßlichen Tonfall. Dalila war nicht nach Small-Talk. Sie wollte nur noch ihre Eltern sehen und in Erfahrung bringen was in den vergangen Tagen mit ihr geschehen war.

    „Können Sie bitte meine Eltern rufen? Ich würde sie gerne sehen“, bat Dalila. Das Lächeln der Schwester versteinerte. Mit starrem Blick sah sie das blonde Mädchen an. Dabei schluckte sie mehrmals wodurch ihr Kehlkopf
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