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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis
Autoren: Markus Heitz
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Türen ins Schloss.
    »Man mag in deinem Schloss gut leben können, aber seine Tore taugen nichts«, rief Ib'annim amüsiert.
    »Wir haben nicht einmal geklopft, und schon fallen sie um.«
    Auf den Zinnen zeigte sich ein zierlicher Mann in einer Art Morgenmantel, auf dem Kopf saß eine graue, sehr ausladende Perücke, deren Seitensträhnen bis auf die Brust reichten. »Ich bin Guedo Halain, der Herzog von Vesceur«, sagte er und bemühte sich um Haltung. »Ich ergebe mich und protestiere gleichzeitig gegen die Vorgehensweise. Ihr werdet für den Schaden am Tor und jeden weiteren, den Ihr meinem Schloss zufügt, bezahlen. Ebenso für jedes Leben eines meiner Diener.«
    Tai-Sal Ib'annim gab den Soldaten den Befehl zum Einmarsch. »Erst wenn wir alle Bewohner gefunden haben und es sicher ist, werde ich Euch rufen lassen, mein Kaiser«, sprach er und eilte davon, um die Durchsuchung zu leiten.
    Nech Fark Nars'anamm blieb mit einhundert Mann vor dem Schlösschen und lächelte glücklich. Er nahm sich die Zeit, die Umgebung erneut zu betrachten und den Duft der Apfelblüten einzuatmen. Einen derartigen Geruch gab es auf Angor nicht. Jedenfalls nicht im trockenheißen Süden, wo er seine meisten Gefolgsleute besaß.
    Der ungewollte Gedankenschwenk verdarb ihm die Laune schneller, als ein Pfeil sein Ziel erreichte. Wegen seines Bruders, Farkon Nars'anamm, war ihm die Stadt Baiuga verloren gegangen, und ausgerechnet sie war sowohl wirtschaftlich als auch strategisch wichtig gewesen, ganz zu schweigen vom errungenen Ansehen, sie eingenommen zu haben. Seinetwegen hatte er Tersion aufgeben müssen.
    »Wie hat er davon erfahren können?«, ärgerte er sich. All seine Pläne, Tersion samt Kensustria zu einem zweiten Imperium auszubauen und von dort aus einen Zweifrontenkrieg gegen seinen Bruder zu eröffnen, um die Alleinherrschaft auf Angor zu erlangen, waren so gut wie hinfällig. Oder aber es fiel ihm etwas Besseres ein.
    Ib'annim hatte indessen die Bewohner zusammengescheucht,
    trieb sie durchs Tor bis vor Nech und ließ sie vor ihm auf die Knie sinken. »Begrüßt den Kaiser von Angor«, befahl er ihnen. »Die Gesichter in den Staub, bis er euch erlaubt, ihn anschauen zu dürfen.«
    Die spitzen Lanzenenden überredeten den Schlossherrn, seine Frau, die vier Töchter und die schlotternden Diener in Windeseile, sich zu verbeugen.
    »Ihr Räuber«, empörte sich der Herzog dennoch, auch wenn er in den Staub sprach. »Ihr benehmt Euch keinesfalls wie ein Mann von blauem Geblüt...«
    »Blau?«, lachte ihn Nech aus. »Wenn überhaupt, müsste in meinen Adern schwarzes Blut fließen. Wie kommst du auf blau?«
    »Es ist eine Redensart, hoheitlicher Kaiser«, antwortete ihm die älteste Tochter. »Unter bleicher, weißer Haut schimmern die Adern blau. Adlige arbeiten nicht auf den Feldern oder im Freien, daher bleiben sie blass. Blaues Blut.«
    »Schweig!«, herrschte der Vater sie an. »Wir sprechen nicht mit Fremden, die uns angreifen.«
    Nech fand ihre Unerschrockenheit bemerkenswert und betrachtete sie. Sie war nicht älter als er und trug ein hellgraues, schulterfreies Kleid, das mit grünen Bändern auf dem Rücken geschnürt war. An den Füßen steckten Sandalen. Die langen blonden Haare waren zu Zöpfen geflochten, die wiederum in einer kranzähnlichen Form auf dem Kopf miteinander verschlungen waren; kesse Löckchen baumelten von der Stirn. »Wie ist dein Name?«
    »Amaly-Caraille, hoheitlicher Kaiser. Ich bitte Euch, meine Eltern und meine Geschwister sowie das Gesinde in Eurer unendlichen Güte und Gnade zu verschonen«, beschwor sie ihn ruhig. »Wir werden Euch unsere Vorratskammern öffnen und Euch versorgen, soweit es uns möglich ist, aber lasst uns das Leben und unser sonstiges Hab und Gut.«
    »Schau mich an und erhebe dich, Amaly-Caraille«, erlaubte er ihr. »Erhebt euch alle, Herzog und seine Familie. Ich bin kein Unmensch, sondern ein Kaiser, der die Aufmerksamkeit für sich ver* J langt, die ihm zusteht. Oder würdest du König Perdor von deiner Schwelle weisen?«
    »Perdor ist König von Ilfaris, Ihr dagegen seid ein schwarzer Kaiser von einem anderen Kontinent, von dem ich bislang nichts Gutes vernommen habe«, sagte der Herzog, während er aufstand und sich den Staub von den Beinkleidern streifte.
    Einer der Wächter holte zum Schlag mit dem Speer aus, doch Amaly-Caraille fiel ihm mit einem Schrei in den Arm; abwartend sah der Krieger zum Tai-Sal, und Ib'annim wiederum schaute fragend zum Kaiser.
    Nech legte
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