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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis
Autoren: Markus Heitz
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stürzten sie auf die Dielen.
    »Was ...« Pujlka duckte sich rechtzeitig, um dem nächsten Angriff zu entgehen. Dieses Mal durchbrach das Geschoss den hölzernen Laden, traf den vierten Verschwörer am Hals und verletzte ihn schwer; leicht abgebremst setzte der Pfeil seinen Weg fort und tötete einen weiteren Krieger, indem er ihm durch die Rüstung ins Herz fuhr. Rot sprühte das Blut aus der Kehle und benetzte Pujlkas Rücken, während sie hastig zum Ausgang kroch.
    »Fort«, rief sie dem letzten Verschwörer zu. »Wir sind verraten worden.«
    Der Mann drehte sich zu ihr, machte zwei Schritte nach vorn und wollte sich ebenfalls auf den Boden werfen, da erwischte es ihn: Der Pfeil kam exakt durch das Loch gesirrt, welches das zweite Geschoss hinterlassen hatte - und schien den Mann verfehlt zu haben.
    Er langte sich an den Hals und versuchte, das heraussprudelnde Blut aufzuhalten, doch der Strom intensivierte sich und quoll unaufhörlich durch die Finger. Keuchend und gurgelnd brach er zusammen, die Hand fiel kraftlos herab.
    Pujlka sah, dass der Hals zu mehr als zwei Dritteln waagrecht aufgeschlitzt worden war, der Pfeil selbst steckte im Türrahmen,
    der stählerne Schaft zitterte leicht. Sie erkannte eine sichelmondförmige Spitze. Hastig robbte sie hinaus und kroch die Stufen hinunter, bis sie sich sicher war, dass sie aufstehen und weglaufen konnte, ohne von einem weiteren tödlichen Geschoss getroffen zu werden. Pujlkas Verstand rang um Fassung, sie sah die toten Freunde auf dem Boden liegen und zwang sich dennoch, weiter an ihrem Vorhaben festzuhalten. Jetzt musste die Kabcara erst recht sterben, schon allein um Rache zu üben.
    Wer sie verraten hatte, wusste sie nicht. Sie hätte niemals geglaubt, dass es einen Spitzel unter ihnen geben könnte, daher war sie entsprechend erschrocken und verwirrt durch die Geschehnisse. Nicht zuletzt spürte sie große Angst.
    Pujlka zog den Helm ab, sodass ihre kurzen braunen Haare zum Vorschein kamen, schleuderte die blutige Rüstung von sich und wurde zu einer gewöhnlichen Bewohnerin Donbajarsks. Das Schwert verbarg sie unter ihrem Mantel.
    Sie zwang sich zur Ruhe und lenkte ihre Schritte zum Marktplatz, wo sie einen zweiten Anlauf unternehmen wollte, Elenja und ihre Freunde zu rächen. Aber vielleicht durfte sie sich ihren Versuch ja sparen, und die anderen Verschwörer unter Achnovs Leitung besaßen den Beistand der Götter. Pujlka blieb zuversichtlich, den borasgotanischen Thron verteidigen zu können, während sie sich durch die Menge schlängelte. Ganz wurde sie ihre Angst jedoch nicht los. Norina freute sich unglaublich über den überschwänglichen Empfang, den sie so nicht erwartet hatte. Donbajarsks Brücken waren geschmückt, die Menschen winkten und jubelten. Sie lächelte. Wäre Waljakov mitgekommen, hätte er aus Furcht vor Anschlägen jede einzelne Brücke sperren lassen. Doch Perdors Spione hatten die Bedenken des Leibwächters zerstreut, der auf ihre Anordnung mit Stoiko im fernen Ulsar geblieben war. Donbajarsk galt nicht als Hochburg der Elenja-Anhänger, deren Zahl ohnehin verschwindend gering war. Als Herrscherin durfte sie keine Furcht zeigen, und ein Durcheinander im führungslosen Borasgotan musste vermieden werden, bis sich das Land aus eigener Kraft regieren konnte. Je schneller dies geschah, umso besser. »Wir haben siebenundneunzig Brücken, hochwohlgeborene
    Kabcara«, sagte Gouverneur Rystin, der neben ihr in seiner schmucken, hellgrauen Uniform stand und den Reiseführer gab. Er war um die fünfzig Jahre und trug einen kurzen, schwarzen Bart; eine alte Narbe über dem linken Auge war das ewige Andenken an eine Schlacht, die vor langer Zeit geschlagen worden war. Perdor hielt ihn für einen ehrlichen Mann, der sich um die Menschen kümmerte anstatt um seine Reichtümer. Und so hatte sich Krutors Empfehlung, Donbajarsk zur neuen Hauptstadt zu machen, als exzellent erwiesen.
    Auf ihrer Barke befanden sich die Stadtoberen und jede Menge Gardisten, die zum einen repräsentierten und zum anderen auf sie achtgaben. Norina verzichtete auch nicht auf eigene Leibwächter, die Waljakovs Schule durchlaufen hatten. Rystin seufzte zufrieden und sah zu den geschmückten Brücken. »Dabei sind die kleinen Überwege nicht eingerechnet. Alle sind zu Eurem Eintreffen beflaggt worden.«
    »Ich danke Euch nochmals, Gouverneur«, erwiderte Norina mit einem Lächeln. Er hatte es ihr vor lauter Stolz bereits zum dritten Mal berichtet. Sie winkte den Menschen zu
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