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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis
Autoren: Markus Heitz
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Kleidung verteilt um ihn herum warteten, würden ihn dabei unterstützen.
    »Ich verstehe das nicht«, raunte Lovoc, der neben ihm lauerte, und schaute absichtlich auf den Repol, um die Aufmerksamkeit
    nicht auf das Fenster zu lenken. Der Blonde war im Gegensatz zu Achnov jung, ein Mann vom Land und ein leidenschaftlicher Nationalist. Die anderen Verschwörer waren Städter, teilweise von untadligem Ruf und hoch angesehen. Lovoc warf einen raschen Blick auf das Haus, wo sich noch immer nichts tat. »Es wäre...«
    »Ich weiß«, unterbrach Achnov ihn missmutig. »Für so feige hätte ich ihn nicht gehalten. Hat seine Krämerseele letztlich doch über die Liebe zu Borasgotan gesiegt.«
    Lovoc schnaubte, die Rechte ballte sich zur Faust. »Was nun?«
    Er sah zu den Barken, klatschte leidlich begeistert und dachte fieberhaft nach. »Hier ist zu wenig Platz«, entschied er. »Sag den anderen, dass wir uns auf der großen Pelzbrücke treffen. Sie sollen die Wappen offen tragen, damit alle sehen, dass wir aufrechte Patrioten sind und keine gedungenen Attentäter.« Achnov löste sich vom Geländer. »Beeilt euch. Wir müssen vor den Booten dort sein.«
    Lovoc nickte und eilte davon, so gut es in der Masse ging. Achnov schlug die andere Richtung ein und zwängte sich durch die Neugierigen. Dabei schaute er mehrmals nach dem Fenster, doch von Hariol fehlte jede Spur »Feigling«, murmelte er erneut. Beim nächsten Treffen würde er den Ausschluss des Kaufmanns fordern, Geld hin oder her.
    Entschlossen schob er sich vorwärts. Es durfte nicht sein, dass die Frau Kabcara von Borasgotan wurde. An das Märchen einer vorübergehenden Lösung, bis sich ein borasgotanischer Adliger gefunden hatte, um den Thron einzunehmen, glaubte er nicht, denn wenn sie erst einmal die Macht erlangt hatte, würde sie diese niemals mehr abgeben.
    Die Erzählungen über die finsteren Pläne und angeblichen Verbrechen von Elenja betrachtete er als schiere Lügen. Leider befand er sich zusammen mit einer Handvoll Getreuen in der Minderheit, denn etliche fielen auf die Lügen herein.
    Seiner Ansicht nach saß Elenja an einem geheimen Ort gefangen oder war bereits ermordet worden, damit die Tarpolerin freie
    Bahn hatte. Er würde die Augen seiner Landsleute mit Gewalt öffnen, und das begann damit, dass er die Thronbesetzung verhinderte.
    Achnov hatte den Aufgang zur Pelzbrücke erreicht.
    Sie wurde deswegen so genannt, weil Donbajarsks Kürschner
    sie gestiftet hatten; die farbigen Steine waren so angeordnet worden, dass sie das hellgrün gefleckte Fellkleid eines Serin-Rens nachempfanden; aus größerer Entfernung entstand der Eindruck, sie bestünde in der Tat aus dem kostbaren Pelz. Heute hingen Fahnen wie lange Vorhänge herab und schmückten sie zusätzlich; auf dem Geländer waren Vorrichtungen für ein Feuerwerk montiert Allerdings lief das normale Leben an dieser Stelle trotz der Ankunft der fremden Thronräuberin weiter. Fuhrwerke rollten auf beiden Seiten entlang, Vieh wurde vorwärtsgetrieben und machte die Wege auf der Brücke zu einem unfeierlichen Ort. Die Händlergilde hatte darauf gedrängt, das Geschäft nicht zu unterbrechen.
    Achnov schlenderte hinauf. Es gab nicht mehr als zwei Dutzend Schaulustiger, die sich gegen die kopf hohe Brüstung drückten. Sie hatten sich Kisten und Schemel mitgebracht, damit sie überhaupt über die Mauer schauen konnten.
    Er näherte sich ihnen und stellte sich neben eine Frau, die einen Korb mit losen Blütenblättern in der Armbeuge hielt. Ein sanfter, bunter Regen sollte auf die Fremde niedergehen. Nicht weit von ihnen entfernt standen zwei gerüstete Gardisten, welche mit argwöhnischen Blicken über die Zuschauer wachten. Achnov nickte den Männern zu und sah auf den Repol.
    Die Barken befanden sich etwa dreißig Speerlängen von ihm entfernt. Wenn ihr erstes Vorhaben scheiterte, wartete ein nicht ungefährlicher Sprung von drei Schritt in die Tiefe auf ihn. Hatte er diesen unverletzt überstanden, stand ihm der Kampf gegen die Leibgarde der Besatzerin bevor.
    Neben ihm erschien Lovoc er hielt ebenfalls einen Korb in der
    Hand, in dem Blüten lagen; sie dufteten herrlich. In seinem Mundwinkel klemmte eine rauchende Pfeife. »Die anderen stehen links von uns«, wisperte er dem Anführer zu und schob die Blätter ein wenig zur Seite. Darunter kamen faustgroße, eiserne Handbomben zum Vorschein. Sicherlich waren sie ebenso verboten wie der Einsatz von Feuerwaffen; aber es war auch verboten, eine
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